Das Wunder von Mainz 2.0
BioNTech hat wieder zugeschlagen: Deutschlands erfolgreichstes Startup setzt sich mitten im Zollkrieg mit Chinesen und Amerikanern an einen Tisch, um dem Krebs zu besiegen.
Hi Punks, sie kommen zurück, aber anders als alle dachten: Die Macher von BioNTech um ihren Chef Ugur Sahin haben den zweiten Deal ihres Lebens gemacht. Jedenfalls feiert ihn die Börse so. Nach dem Sieg über Corona wollen sie jetzt tatsächlich den über Krebs feiern. Die Anleger glauben ans Gelingen und schicken die Mainzer in den Aktienhimmel: zeitweise plus 20 Prozent. Deutschlands erfolgreichster Startup mit seinem genialen Forscherteam zündet die zweite Raketenstufe. Oder?
Tatsächlich ist dieser Ugur Sahin ein Meister der Kooperationen. Seinen Corona-Impfstoff hat er gemeinsam mit dem US-Konzern Pfizer groß gemacht. Und zwar so, dass in den USA, dem Meisterland der Eigendarstellung, alle nur vom Pfizer-Medikament geredet haben. Es hat sich gelohnt, für die Menschheit und für BioNTech, das damit 19 Milliarden Dollar verdiente.
Jetzt verkündet Sahin, dass er künftig das Krebsmedikament BNT327 mit dem US-Pharmaunternehmen Bristol-Myers Squibb aus New York entwickeln wird. Für diese Kooperation zahlen die Amerikaner rund 11,1 Milliarden US-Dollar an BioNTech, davon 1,5 Milliarden US-Dollar schon mal vorweg. Der Glaube an die Deutschen ist ihnen die Milliarden wert.
Ob sie wissen und es ihrem Präsidenten, diesem Zollkrieger, gesagt haben, dass sie damit eigentlich in eine chinesische Medizin investieren? Selbst entwickelt hat Biontech jenes BNT327 nicht, sonders es kommt vom chinesischen Biotech-Unternehmen Biotheus aus der Provinz Guangdong. Ugur Sahin hat die Rechte daran gekauft für 55 Millionen Dollar und späteren Ratenzahlungen, die sich bei Erfolg auf mehr als eine Milliarde Dollar summieren sollen. Ein Schnapper, wie sich jetzt herausstellt.
Und einer, der klar macht: Wirklicher Fortschritt braucht weltweite Zusammenarbeit. China-Deutschland-USA wäre eine unschlagbare Phalanx, wenn sich von den dreien nicht immer mindestens zwei mit tiefstem Misstrauen beobachteten. Sahin hat diesmal die Brücke gebaut. Das ist eine Meisterleistung. Er wird erneut zum Held, wenn es seinen Forschern jetzt auch noch gelingt, den Krebs in Schach zu halten.
