Random & Fun VR-Brillen fürs Auto: Holoride will das Mitfahren revolutionieren

VR-Brillen fürs Auto: Holoride will das Mitfahren revolutionieren

Bald werden Autos ihre Passagiere autonom herumkutschieren. Holoride arbeitet daran, dass diese trotzdem mehr zu tun haben, als unbespaßt aus dem Fenster zu starren.

Vermutlich gibt es wenige Angestellte, die den Chef vom Flughafen abholen und sich freuen, wenn am Ende der Fahrt ihre Kündigung steht. Im Fall von Nils Wollny gab es aber keine andere Möglichkeit, wenn aus seinem Prototyp irgendwann ein reales Produkt werden sollte.

Die Software von Holoride verwandelt Autos in „mobile Themenparks“, wie Wollny es nennt. Die App verknüpft Virtual Reality mit den Echtzeitdaten, die ein fahrendes Auto generiert, um Spiele oder andere Inhalte an die Bewegungen des Fahrzeugs anzupassen. Parameter wie Beschleunigung, Bremsen, Lenkwinkel, GPS-Koordinaten nehmen dann etwa Einfluss auf die Verteilung von Hindernissen in einem VR-Spiel. Außerdem können die Daten des Navigationssystems einfließen und Inhalte so an die Reisezeit angepasst werden.

Drei Jahre haben Wollny und seine zwei Mitgründer bei Audi an der Technologie gefeilt. Rund ein Jahr ist es her, dass sie ihren Space-Shooter dem damaligen CEO auf der Fahrt vom Airport vorführten. Der war begeistert – und verlor darum drei seiner Leute, die im Dezember 2018 Holoride ausgründeten und ihren Prototyp im folgenden Januar auf der CES in Las Vegas auf dem Stand von Audi präsentierten.

Schon vorher waren Wollny und seine Co-Founder in die USA gereist und hatten ihre Idee bei den Studios gepitcht. Sie stießen auf großes Interesse. „Die Con­tent­-Industrie will ja seit Ewigkeiten ins Auto“, sagt Wollny. An einen Hersteller allerdings wollen sie sich nicht binden. Das verstand auch der Ex-Chef der Holoride-Gründer. Darum hält Audi heute nur eine Minderheitsbeteiligung an dem markenübergreifend aufgestellten Startup.

Tür ins Content-Biz

Das Interesse der Autohersteller sei immens, man spreche mit vielen Marken, sagt Wollny. Verständlich, denn je näher die autonome Mobilität kommt, umso dringlicher suchen die Hersteller nach Ideen, hier mitzuverdienen. Bislang eher vergeblich, denn Smartphone und 5G-Internet reichen, um sich im autonomen Auto nicht zu langweilen. „Man stiftet keinen Wert, also darf man auch nicht erwarten, Teil der Wertschöpfungskette zu sein“, sagt Wollny über die Branche, der er nun den Hebel verschafft: Die Einbindung der Fahrzeugdaten ist der Fuß in der Tür zum Content-Business. „Zum ersten Mal können die Hersteller Geld mit den Daten verdienen, die sie eh haben“, sagt Wollny.

2021 will Holoride sein Produkt marktreif haben. Bis dahin wird es weitere Showcases geben, wie die kürzlich auf der IAA vorgestellte Kooperation mit Porsche. Hier geht es darum, Edutainment-Inhalte von Discovery Channel mit dynamischen Animationshintergründen zu versehen oder mit einer Drohne den Fahrtbewegungen des Autos folgend über eine futuristische Stadtlandschaft fliegen. Das sieht nicht nur hübsch aus, sondern löst durch exakte Anpassung der Animation an reale Fahrzeugbewegungen auch das VR-typische Problem der Motion-Sickness. Dass Discovery bei der Kooperation dabei ist, freut Wollny besonders. Die waren seit Beginn der Arbeit an Holoridesein Wunschpartner. Aber viel zu groß, viel zu fern. Doch am Ende waren es die Amerikaner, die beim Münchner Startup angefragt hatten.

 

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