Bitcoin unter Trump: Zoll-Offensive trifft auf ETF-Boom
Nach anfänglicher Euphorie stehen Bitcoin-Investoren vor einem Dilemma: Trumps Zollpolitik drückt den Kurs, während ETF-Zuflüsse wieder anziehen. Wie passt das zusammen?
Der Bitcoin-Kurs hat sich in den vergangenen Wochen weit von seinem Rekordhoch entfernt. Die Gründe dafür sind vielfältig, doch besonders Donald Trumps aggressive Zollpolitik verunsichert Anleger. Gleichzeitig fließt wieder mehr Kapital in Bitcoin-ETFs. Diese widersprüchliche Entwicklung wirft Fragen auf: Steht der Kryptomarkt vor einem Wendepunkt oder bleibt die Unsicherheit bestehen?
Vom Hype zur Ernüchterung
Die Euphorie war greifbar, als Donald Trump im Januar sein Amt antrat und der Bitcoin auf 109.000 Dollar kletterte. Der selbsternannte „Pro-Bitcoin-Präsident“ hatte im Wahlkampf große Versprechen gemacht: strategische Bitcoin-Reserven, günstige Energie für Mining-Betriebe und eine weitgehend unregulierte Kryptobranche. Die USA sollten zum globalen Zentrum für digitale Währungen werden.
Die Realität sieht anders aus. Statt des großen Wurfs kam am 6. März lediglich die Anordnung einer US-Reserve für Digitalwährungen – allerdings ohne neue Investitionen. Die Regierung beschränkt sich auf bereits beschlagnahmte Bestände, was viele Anleger enttäuschte. Noch gravierender wirkt sich jedoch Trumps Handelspolitik aus. Die Ankündigung von Zöllen gegen Kanada, Mexiko, China und potenziell auch die EU löste eine Flucht aus risikoreichen Anlagen aus.
Bodenbildung trotz Turbulenzen?
Trotz aller Schwankungen gibt es Anzeichen für eine mögliche Stabilisierung. Nach einem Rückgang von bis zu 30 Prozent seit dem Allzeithoch hat Bitcoin interessante Chartmuster ausgebildet. Besonders auffällig: die Bildung höherer Tiefs seit dem 10. März, als der Kurs auf knapp über 76.000 Dollar fiel. Am 31. März lag der Tiefpunkt bereits bei etwa 81.000 Dollar – ein klassisches Signal für eine potenzielle Trendwende.
Ähnliche Entwicklungen gab es bereits im August 2024 während des Yen-Carry-Trade-Ausverkaufs und im Januar nach der Einführung der Spot-Bitcoin-ETFs. In beiden Fällen folgte auf die Bodenbildung eine Erholungsphase. Für einen nachhaltigen Aufwärtstrend müsste Bitcoin allerdings die 90.000-Dollar-Marke überwinden – ein Niveau, das derzeit noch in einiger Entfernung liegt.
Renaissance der Bitcoin-ETFs
Während der Kurs schwächelt, erleben die Bitcoin-ETFs eine bemerkenswerte Wiederbelebung. Nach fünf Wochen mit Abflüssen von insgesamt über 5,5 Milliarden Dollar verzeichneten die Fonds seit Mitte März wieder kontinuierliche Zuflüsse. Am 17. März flossen 274,6 Millionen Dollar in die Produkte – ein deutliches Signal für wiedererwachendes Interesse.
Juan Leon, Investmentstratege bei Bitwise, betont, dass das Interesse von Finanzberatern und institutionellen Investoren bleibt trotz der aktuellen Marktbedingungen ungebrochen. Viele professionelle Anleger sehen in der aktuellen Situation eine Chance, ihre Positionen aufzubauen oder zu verstärken. Für das zweite Quartal 2025 rechnet Leon mit Zuflüssen von bis zu 3 Milliarden Dollar oder mehr.