Productivity & New Work Das kann weg: der Leiterbeauftragte

Das kann weg: der Leiterbeauftragte

Unternehmen ersticken in der schieren Anzahl der Beauftragten, die sie für verschiedene Aufgaben ernennen müssen. Zum Beispiel für die Pflege von Trittleitern. Die Stiftung Familienunternehmen und Politik, FOCUS Online und Business Punk haben den Freitag zum Bürokratie-FREI-Tag erklärt und veröffentlichen regelmäßig Beiträge über Regelungen, die mehr Ärger machen, als sie bringen. 

„Willkommen in Deutschland – Land der Dichter, Denker und Leiterbeauftragten“, sagt die Familienunternehmerin Sabine Herold ironisch. Sie ist Chefin des Familienunternehmens Delo, einem weltweit tätigen Hersteller von Industrieklebstoffen mit mehr als 1100 Mitarbeitern. In Rage gerät die Unternehmerin, wenn sie daran denkt, dass sie in ihrem Unternehmen einen Trittleiterbeauftragten benennen muss. Dieser sei schlicht überflüssig. 

Es ist ein kleines Beispiel dafür, wie Bürokratie Zeit frisst, Nerven und Geld kostet. Was auf den ersten Blick als Kleinigkeit erscheint, hat sich zur Bürde entwickelt. Denn aus vielen Detailvorschriften ist eine gigantische Bürokratiewelle für Unternehmen entstanden. Der Trittleiterbeauftragte ist dafür ein Symptom.

Gesetzlich ist Delo wie alle Unternehmen verpflichtet, Mitarbeiter zu benennen, die das Einhalten von Regeln überwachen. In Unternehmen ab 20 Mitarbeitern sind Sicherheitsbeauftragte Pflicht. Doch es gibt noch viele andere Themen: Ob Datenschutzbeauftragter, Menschenrechtsbeauftragter oder Ausbildungsbeauftragter. Für nahezu jeden Bereich schreibt der Gesetzgeber solche Zuständigkeiten vor.  In Deutschland gibt es mehr als 4o Arten von Beauftragten. Ein schier undurchdringliches Geflecht. Dass es einen Leiterbeauftragten geben muss, ist für die Unternehmerin Herold absurd.  Sicher, der Gesetzgeber habe sich dabei etwas gedacht.  Der Leiterbeauftragte muss in den Betrieben darauf achten, dass Trittleitern sicher und funktionsfähig sind. Die Unternehmerin beschreibt die Tätigkeit so: „Der Leiterbeauftragte muss schauen, dass die Elefantenfüße im Büro und die speziellen Leitern im Lager nicht defekt sind.“ Niemand soll schließlich von der Leiter fallen. 

Natürlich hat jedes Unternehmen Interesse, Gefahren abzuwehren und Mitarbeitern keinen Risiken auszusetzen. Wenn Unfälle passieren, kommen Menschen zu schaden und die Unternehmen müssen die Kosten für den Ausfall tragen. Deshalb achteten Unternehmer schon aus Eigeninteresse darauf, Gefahren vorzubeugen. Was Frau Herold erzürnt, ist nicht nur die Vielzahl der Beauftragten. Sie hält die Vorgaben für überzogen. Zu beurteilen, ob der Elefantenfuß oder eine Sprosse wacklig sind, sei aber gesunder Menschenverstand. Das könne jeder Mitarbeiter, der eine Leiter nutzt, auch selbst übernehmen – so wie er das zuhause ja ebenfalls macht. Jeder Beauftragte mehr bedeutet mehr Kosten: Der betreffende Mitarbeiter muss geschult werden. In Kursen werden die verschiedenen Leitertypen vermittelt, die entsprechenden DIN-Normen, Unfallverhütungsvorschriften und Dokumentationsanforderungen. Am Ende des Kurses steht – wie soll es anders sein – die Leiterprüfung. Und diese Schulung und die Arbeitszeit kosten.  Allein bei Delo gibt es 425 beauftragte Personen. Kosten dafür: rund 600.000 Euro jährlich. 

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