Green & Sustainability Balkonkraftwerke sorgen für Stromflut. Jetzt droht Zwangsabschaltung 

Balkonkraftwerke sorgen für Stromflut. Jetzt droht Zwangsabschaltung 

Solaranlagen auf Dächern und Balkonen führen dazu, dass bei Sonnenschein so viel Strom ins Netz gelangt, dass die Leitungen glühen. Die neue Bundesregierung muss über Zwangsabschaltungen reden, ansonsten droht der Blackout wegen Stromflut. 

Wenn der Bundeswirtschaftsminister und die ihm unterstellte Bundesnetzagentur darüber sprechen, wie viele Wind- und inzwischen vor allem auch Solarkraftwerke in Deutschland entstehen, geraten sie ins Schwärmen: Die installierte Leistung von Erneuerbare-Energien-Anlagen stieg 2024 um knapp 20 Gigawatt auf eine Gesamtleistung von knapp 190 Gigawatt. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einer Steigerung von 12 Prozent. „Der schnelle Ausbau zeigt Wirkung. Die erneuerbaren Energien übernehmen mittlerweile die Hauptaufgabe bei der Stromerzeugung in Deutschland“, sagt der grüne Noch-Wirtschaftsminister Robert Habeck. „Wir sind auf Kurs. Die Energiewende kommt voran.“ Und Klaus Müller, der von ihm eingesetzte Präsident der Bundesnetzagentur, sekundiert: „Der Boom beim Zubau von Photovoltaik hält an. Diese Investitionen bringen die Energiewende weiter voran“, sagt er und freut sich auf weiter „steigende Zubauzahlen“, wozu auch die sogenannten Balkonkraftwerke beitragen. 

Eines lassen Habeck und Müller allerdings unerwähnt. Die Stromausbeute der regenerativen Energien schwankt extrem: Von „sie können gar nicht liefern“ bis „sie liefern im Überfluss“ ist alles drin. Beides ist ein Problem. Das erste liegt auf der Hand und muss nach wie vor durch Strom aus Gas- und Kohlekraftwerken sowie durch importierte Strommengen ausgeglichen werden. Aber auch das zweite Thema – Strom im Überfluss – hat sich inzwischen zu einem ernsten Problem entwickelt.  

Bereits im vergangenen Sommer brachte die Photovoltaik die Stromnetze zum Glühen. Die Verteilnetze, beispielsweise die Stromleitungen, die auf den letzten Metern die Haushalte versorgen, sind für die immer größeren Strommengen einfach zu dünn. „Wir kämpfen inzwischen mit der Problematik, dass unsere Netze vielerorts an ihre Leistungsgrenze stoßen“, brachte es Martin Schreiber, Sprecher beim Energieversorger Thüringer Energie in Erfurt jüngst auf den Punkt. Vor allem private Solaranlagen machen den Netzbetreibern keine Freude mehr. „Es ist der Wahnsinn, was derzeit an Anträgen reinkommt“, sagte Detlef Fischer, Chef des Verbands der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft schon im vorvergangenen heißen Sommer dem ZDF. Rund 20 000 neue Photovoltaik-Anlagen wurden damals bei den Netzbetreibern in Bayern angemeldet – jeden Monat. Inzwischen ist die Zahl noch einmal gestiegen und Netzbetreiber warnen, dass die Situation von diesem Frühjahr eskalieren könnte. 

Im Extremfall werden dann Netze regional abgeschaltet – wie etwa im September 2023 in Bayern. Dort schien die Sonne so sehr, dass der Netzbetreiber Bayernwerk den „zu viel erzeugte Strom“ weder verbrauchen, noch speichern oder exportieren konnte. Eine Reihe von Photovoltaikanlagen mussten deswegen in aller Eile vom Netz. Ursache dafür war nach Angaben eines Sprechers, dass die Leitungsnetze den angelieferten Strom nicht mehr verteilen konnten. 

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