Leadership & Karriere „Dann verlieren alle den Verstand“ – Musk und Weidel geben Vorgeschmack auf ihr Aufeinandertreffen

„Dann verlieren alle den Verstand“ – Musk und Weidel geben Vorgeschmack auf ihr Aufeinandertreffen

Die AfD-Kanzlerkandidatin bezeichnet Deutschland im Interview mit einem US-Magazin als Sklaven der USA. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk unterdrücke die Meinungsfreiheit, und CDU-Politiker hält sie für impotente Menschen. Will sie das im Gespräch mit Musk am Donnerstag womöglich noch steigern? Die Debatte wird schrill.

AfD-Chefin Alice Weidel hat einen ungezügelten Vorgeschmack darauf gegeben, was sie bei ihrem Gespräch mit Multi-Unternehmer Elon Musk am Donnerstag für Themen setzen könnte. In einem langen Interview mit dem US-Magazin „The American Conservative“ dankt sie Musk für dessen bisherige AfD-Unterstützung und sieht ihn als Kampfgefährten in der Auseinandersetzung mit jenen linken Meinungsmachern, die ihrer Ansicht nach vor allem im öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu finden seien. „Wenn ein unternehmerisches Genie wie Elon Musk mit seiner brennenden Liebe zur freien Meinungsäußerung hinzukommt, dann kann der Geldbeutel des Goliath mit seinen acht Milliarden Euro die Öffentlichkeit nicht mehr so prägen, wie es die Linken wollen“, sagt Weidel in dem Interview. Mit Goliath sind ARD und ZDF gemeint, die sich wesentlich aus den verpflichtenden Rundfunkgebühren finanzieren.

Weidel und Musk wollen am 9. Januar um 19 Uhr aus Musks Plattform X zu einem Gespräch zusammenkommen. Ein X-Nutzer hatte den Vorschlag für das Gespräch mit Weidel gemacht, nachdem Musk in einem Gastbeitrag der „Welt am Sonntag“ für die AfD geworben und breite Diskussionen und Kritik ausgelöst hatte. Später hatte der Milliardär einer AfD-nahen Influencerin, die sich ebenfalls zu der Debatte geäußert hatte, geschrieben: „Warte bis Alice und ich ein X-Spaces-Gespräch führen. Dann verlieren alle den Verstand.“ Der Kommentar ist versehen mit zwei Lachsmileys inklusive Tränen. „Zentrale Themen werden vor allem die Meinungsfreiheit und die Vorstellungen der AfD für ein zukunftsfähiges Deutschland sein“, sagte ein Weidel-Sprecher zu dem geplanten Online-Gespräch. Musk habe sich bereits vor einigen Monaten für das Programm interessiert.

Die geplante Diskussion schlägt bereits im Vorfeld hohe Wellen. Die EU-Kommission hat sich eingeschaltet. Ein Sprecher betont, dass X als Social-Media-Plattform nicht wie ein Rundfunksender verpflichtet sei, allen politischen Parteien die gleiche Sendezeit einzuräumen und deswegen gegen das Vorhaben Musks keine rechtliche Handhabe existiere. „Wir wollen, dass der Eigentümer der Plattform und der Plattformanbieter sicherstellen, dass die Plattform nicht missbraucht wird oder eine bevorzugte Behandlung erfährt“, ergänzte der Sprecher.

Eindeutig positioniert sich Grünen Kanzlerkandidat Robert Habeck gegen Musk: „Die Kombination von ungeheurem Reichtum, der Kontrolle über Informationen und Netzwerke, dem Einsatz von künstlicher Intelligenz und dem Willen, Regeln zu ignorieren, ist ein Frontalangriff auf unsere Demokratie“, sagte Habeck dem Nachrichtenmagazin Spiegel. Bundeskanzler Olaf Scholz nennt Musks Einsatz für die AfD „bedenklich“, Scholz versucht das Weidel-Gespräch zu banalisieren: Auf Social-Media-Plattformen „sind ja viele unterwegs, die mit schrillen Sprüchen Aufmerksamkeit erregen wollen“, sagt er. „Da gilt: Don’t feed the troll.“ FDP-Chef Christian Lindner hält die hitzige Diskussion für ein Indiz dafür, wie verunsichert die deutsche Gesellschaft sei. Sahra Wagenknecht wettert: Weidel werfe sich „dem Trump-Berater und Großkapitalisten Musk an den Hals, weil sie die arbeitenden Massen im Land ignoriert“. Und der Politikwissenschaftler Albrecht von Lucke ist gespannt, wie Weidel und die AfD „ihre neue Liebe zu Elon Musk mit ihrer sehr großen Russland Liebe verbinden“ wollen.

Wie das aussehen könnte, macht Weidel in ihrem aktuellen Interview mit dem US-Magazin jetzt schon einmal deutlich. Die Vereinigten Staaten, sagt sie da, seien „ein seltsames Imperium, das die Welt von Montag bis Mittwoch beherrscht, dies aber von Donnerstag bis Sonntag nicht mehr tun will“. Das sei der ewige Kampf zwischen Expansionisten und Isolationisten in den USA, der es anderen Nationen, schwierig mache, mit den USA umzugehen. Die USA müssten wissen, in welcher Welt sie leben wollten. „Denn wenn es ein Imperium sein soll, dann müsst ihr selbst dafür kämpfen, euer Blut und eure Güter opfern“, sagt Weidel und fügt an den Interviewer gewandt hinzu: „Erwarten Sie nicht, dass die Unfreien diesen Kampf für Sie übernehmen.“ Mit „Unfreien“ meint sie Länder wie Deutschland, die sich abhängig von den USA gemacht hätten. „Sklaven“ nennt die AfD-Kanzlerkandidatin sie und spricht weiter all denen die Kompetenz ab, die sich für die Ukraine im Krieg mit Russland engagieren. Dabei zielt sie innenpolitisch auf die CDU. Sie übertrumpfe die Regierungsparteien darin, „wer das lauteste und vulgärste Kriegsgeschrei ausstoßen kann. Was wir hier sehen, sind wirklich und wahrhaftig die wilden sexuellen Fantasien von impotenten Menschen.“

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