Life & Style „Es gibt kein Gesetz, das uns verbietet, gute Arbeit zu machen. Auch Karl Lauterbach verbietet das nicht.“

„Es gibt kein Gesetz, das uns verbietet, gute Arbeit zu machen. Auch Karl Lauterbach verbietet das nicht.“

Im tiefsten Thüringen steht vielleicht das beste Krankenhaus der Welt. In den Waldkliniken Eisenberg heißen auch die Kassenpatienten Gäste und bekommen Sterne-Menüs. Fachkräftemangel gibt es in der kommunalen Einrichtung nicht, und die Finanzen sind in Ordnung. Wie geht das?

Guten Tag, Herr Thies, Sie leiten eigentlich ein stinknormales Krankenhaus, oder?

Wenn Sie so wollen: Klar. Die Waldkliniken Eisenberg sind ein kommunales Krankenhaus. Unser Träger ist der Saale-Holzland-Kreis in Thüringen zu zwei Dritteln und die Uni Jena. Wir sind auch eine Fachklinik für Orthopädie, machen also Hüften, Knie und so weiter. Damit sind wir also dreierlei auf einmal: ein Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung, wie wir sie in Deutschland zu viele haben, eine Fachklinik für Orthopädie und zudem Europas größte Universitätsorthopädie. Im Ranking bei Hüftoperationen liegen wir laut AOK bundesweit auf Platz zwei.

David-Ruben Thies

Und das im tiefsten Thüringen . . .

Sie können es ruhig auf hochdeutsch sagen: in der ostdeutschen Provinz. Die AfD holt hier viele Stimmen, die Infrastruktur ist schwierig. Es gibt viel Natur, wenig Industrie. 

Und trotzdem leiten sie laut F.A.Z.-Institut eines der beste Krankenhäuser Deutschlands. 93 Prozent der Patienten würden wiederkommen, sagen sie in Bewertungsportalen. . . 

. . . bei uns heißen die Patienten Gäste . . . 

Okay. Die Mitarbeiterzufriedenheit ist ähnlich hoch. Ich dachte Krankenhäuser stecken samt ihrem Gesundheitsminister Karl Lauterbach in der Krise . . .

Es gibt kein Gesetz in Deutschland, das uns verbietet, gute Arbeit zu machen. Kein Karl Lauterbach und keine Krankenkasse verbieten einem Krankenhaus das. Und es ist auch keine Raketenwissenschaft. Es gibt Dinge, die ich unmittelbar beeinflussen kann, wie etwa die Arbeitsbedingungen. Was ich nicht beeinflussen kann, ist, was die Lauterbachs dieser Welt tun oder nicht tun. Aber das kann mir ziemlich egal sein. Ich behaupte: Für 90 Prozent ihrer Arbeit und ihres Outcomes sind Krankenhäuser selbst verantwortlich. Und sorry: Dieses Rufen nach dem Staat machen wir einfach nicht mit.

Fangen wir doch mal vorn an: Sie haben 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Spüren sie was vom Fachkräftemangel? 

Bei uns gibt es keinen ernstzunehmenden Fachkräftemangel. Das liegt an der Haltung, mit der wir den Menschen begegnen. New Work klingt mir zu sehr nach Mode. Wir haben hier einfach vieles sehr partizipativ entwickelt. Unseren Neubau zum Beispiel. Mitarbeiter müssen miterfinden und gestalten dürfen. Eine offene Haltung schafft Vertrauen und Arbeitsbedingungen, die attraktiv wirken. 

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