Productivity & New Work Weshalb Osteuropa für Start-ups neue Chancen bietet 

Weshalb Osteuropa für Start-ups neue Chancen bietet 

Gastbeitrag von Sara Piacquadio, Marketing- und Projekt-Managerin beim Leipziger Logistikdienstleister Packeta.

Der Osten boomt. Die Umsatzzahlen des E-Commerce bei unseren östlichen Nachbarn zeigen fast flächendeckend steil nach oben, die Wachstumsdynamik im Onlinehandel ungebrochen. Doch auch jenseits von Statistiken gibt es gute Gründe für Gründer, die Märkte in Polen, Tschechien und Co. zu erschließen.  

Die letzte Meile als Problemzone 

So nah und doch so fern. Dieses Paradoxon spiegelt eine der größten logistischen Herausforderungen für den E-Commerce wider. Denn gerade auf den letzten Metern zum Kunden entsteht für Online-Händler und Paketdienste ein Gros des Lieferaufwands. Nicht erst seit gestern greifen Retailer wie Amazon und Co., aber auch viele Paketdienstleiter deshalb auf Out-Of-Home (OOH) Ansätze zurück. Ob Pick-Up und Drop-Off Stationen (PUDO) wie etwa beim Spätkauf um die Ecke oder automatisierte Locker im Wohnblock – beides senkt die Kosten für die Zustellung. Vor allem in Osteuropa lässt sich seit Kurzem der frische Schwung von OOH-Lösungen beobachten, der Gewinnmargen jenseits der konsolidierten Märkte Westeuropas eröffnet. 

In Polen ist fast jede Lieferung erfolgreich 

Polen ist bereits heute mit nahezu 30.000 APMs (Automated Parcel Machines) Spitzenreiter in Sachen Lockerzustellung auf dem europäischen Markt. Gemessen an ihrer Einwohnerzahl haben Polen und die Tschechische Republik europaweit die größte Dichte an Paketstationen. Für Entrepreneure, die ihre Produkte unkompliziert zu ihren Kunden bringen wollen, ist diese Infrastruktur gut. Denn in vielen Städten muss der Kunde im Schnitt etwa 350 Meter bis zur nächsten Abholstation zurücklegen. Das macht das Abholen einfach, was sich wiederum in einer Auslieferungsquote von fast 100 Prozent niederschlägt. Die meisten Locker sind durchgängig 24/7 zu bedienen und lassen sich auch für die Retoure nutzen. 

À propos Retoure. Während in Deutschland 15 bis 20 Prozent der Waren zurückgeschickt werden, liegt die Rücklaufquote nach unseren Daten zum Beispiel in Tschechien bei zwölf Prozent, in anderen Ländern Osteuropas ist sie noch niedriger. Firstmover profitieren zudem von dem guten Ruf, der deutschen Produkten in puncto Qualität vorauseilt. „Made in Germany“ bleibt bei unseren osteuropäischen Nachbarn ein starkes Kaufargument, mit dem man sich hervortun kann. Während viele deutsche Händler ihr Geschäft trotzdem gen Westen ausrichten und damit in einen hartem Wettbewerb um Kunden einsteigen, gibt es in der CEE-Region weniger Konkurrenz und folglich mehr Spielraum bei der Preisgestaltung. Statt sich also auf dem gesättigten deutschen Markt profilieren zu müssen, können Händler im Osten dank des rasanten Aufwärtstrends im Onlinehandel schneller Marktanteile erschließen. Bis zum Jahr 2026 soll der E-Commerce in Osteuropa nach Prognosen von pwc um 60% zulegen. Die Marktchancen des zu erwartenden Hochlaufs dürften in vielen Fällen die Risiken einer Expansion überwiegen.

E-Commerce in Osteuropa holt auf 

Schließlich sind da noch makroökonomische Trends, die für ein Engagement jenseits der Oder sprechen. Anders als hierzulande, wo mehr als 75 Prozent der Verbraucher im Netz kaufen, sind es in Polen weniger als zwei Drittel der Bevölkerung. Fragt sich nur, wie lange noch, denn das Land holt auf. 

Und vor dem Markteinstieg 

Nichtsdestotrotz ist es ratsam vor dem Einstieg, die Besonderheiten auf den einzelnen nationalen Märkten zu sondieren. So ist der Onlinehandel im europäischen Osten kein starrer Monolith, sondern in eine Vielzahl von verschiedenen Sprachen, Zustellern und Währungen fragmentiert. Gemeinsam ist den Kunden nur die Vorliebe für die Zahlung per Nachnahme, die als Option im Bestellprozess gesetzt ist. Herausfordernd bleibt auch das  Sammelsurium der Logistikdienstleister. Online-Retailer tun gut daran, mit einem lokal vernetzten Paketdienst zusammenzuarbeiten, der die kleinteiligen Zulieferstrukturen vor Ort bündelt.  

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