Life & Style Die Schöffin: „Meine Fresse, ist das krass!“

Die Schöffin: „Meine Fresse, ist das krass!“

Ein Prozess irgendwo in Deutschland. Ich bin Luise, als Schöffin eingeteilt. Zum ersten Mal sitze ich in einem Strafprozess. Ein Griff ins nackte Leben – und Überleben. Ich bin ahnungslos und erschüttert. Das ist mein vierteiliges Protokoll. Heute: Wie mich der Job erwischte.

Es beginnt zum Jahresende, als mir der Brief ins Haus fliegt: Die Information, dass ich als Schöffin berufen werde. „Einige Schöffen… kommen nur zum Einsatz… wenn der andere Schöffe ausfällt.“ So oder so ähnlich lautet der Satz, den ich echt nur kurz überflogen hatte, als ich da mal unterschrieb, vor Monaten. Also nie, dachte ich. Wollen ja alle Schöffen sein. Einige Wochen später dann plötzlich kommt sie: die Schöffenladung.

WHAT?? Hektisch alles wieder rausgesucht. Woher haben die jetzt meine Adresse? Ach ja, den Rückmeldebogen hatte ich ja ausgefüllt. Oh, oh. Erst versuche ich es mit E-Mails, dann rufe ich an: „Wie kommen Sie auf mich?“ – „Sie wurden ausgewählt.“ – „Aber ich arbeite Vollzeit!“ – „Ihr Arbeitgeber muss Sie freistellen, wir zahlen den Verdienstausfall.“ – „Ich muss mich um meine Mutter kümmern, sie ist pflegebedürftig und wohnt nicht hier!“ – „Wir zahlen für diesen Zeitraum den Pflegedienst und die weitere Versorgung.“ Oha – also führt irgendwie kein Weg daran vorbei. Dann ein paar Tage später immer wieder Anrufe vom Gericht. „Bitte bestätigen Sie mir Ihr Erscheinen bis nächste Woche, Zitat: … ‚ansonsten wird die für Ihren Wohnsitz zuständige Polizei aufgrund Ihrer Erreichbarkeit um Mithilfe gebeten.‘“ Schnell zurückgeschrieben und bestätigt. Und erstmal wieder verdrängt. Da war doch diese Info aus dem Merkblatt: Die Ernennung zum Schöffen ist eine Bürgerpflicht. Die wäre auch fast in der P-Ablage gelandet.

Der besagte erste Tag rückt näher. Ich fühle mich wie vor einem unangenehmen Zahnarzttermin oder wie früher vor einer ganz, ganz doofen Klausur. Gar nicht gut. Habe so etwas ja noch nie gemacht, will mir aber ums Verrecken meine Nervosität nicht anmerken lassen.

Seite 1 / 5
Nächste Seite

Das könnte dich auch interessieren

Pinguin-Effekt: Warum emotional intelligente Menschen besser kommunizieren  Life & Style
Pinguin-Effekt: Warum emotional intelligente Menschen besser kommunizieren 
Die Highlights des Jahres 2023: Die Trendwörter, die uns bewegt haben Life & Style
Die Highlights des Jahres 2023: Die Trendwörter, die uns bewegt haben
Eltern-Burnout: Wenn die Herausforderungen der Elternschaft zur Belastung werden Life & Style
Eltern-Burnout: Wenn die Herausforderungen der Elternschaft zur Belastung werden
„What the FU..“: Die SXSW zwischen Euphorie und Zweifel Life & Style
„What the FU..“: Die SXSW zwischen Euphorie und Zweifel
Öffentliches WLAN: Die unsichtbare Gefahr für dein Smartphone! Life & Style
Öffentliches WLAN: Die unsichtbare Gefahr für dein Smartphone!