Life & Style Staffel 6 von „Black Mirror“: Dystopie-Seifenoper auf dem nächsten Level

Staffel 6 von „Black Mirror“: Dystopie-Seifenoper auf dem nächsten Level

Es ist leichter, sich das Ende der Welt vorzustellen, als das Ende des Kapitalismus. Und es ist leichter, sich damit abzufinden, dass Netflix selbst eine Black-Mirror-Dystopie wird, als ein Leben ohne Videostreaming zu führen.

In der sechsten Staffel der Serie nimmt sich Netflix selbst auf die Schippe. Dafür muss man dem Unternehmen zumindest ein bisschen Respekt zollen. Aber es zeigt auch: Netflix kann sich seiner Position so sicher sein, dass es Kritik im eigenen Serienangebot locker aushält.

Selbstkritik am Streaming-Business

Die ersten zwei Folgen der sechsten Staffel sind stimmungsmäßig extrem verschieden (siehe Meme unten). In beiden geht es aber um das Streaming selbst. Die Plattform in den Serien heißt zwar nicht Netflix, sondern Streamberry, aber sogar das Sounddesign ist wie beim echten Vorbild.

„Joan is Awful“ (S6E1) kommt wie eine drolligere Truman-Show daher. „Loch Henry“ (S6E2) ist ein Unfassbarkeits-Cocktail aus „Tiger King“ und „Keep Sweet, Pray and Obey“ mit extra Finsternis aus den tiefsten menschlichen Abgründen.

Anders als die beiden True-Crime-Serien, handelt es sich hier zwar um eine erfundene Geschichte. Aber eine, die den Hunger nach immer krasserem Content zum Thema macht. Der ist keine Fiktion. Und ob wir wirklich jedes Detail der schlimmsten Verbrechen in einer Serie erfahren müssen, inklusive Archivbildern und Tränen, diese Frage wirft die zweite Episode auf. Berechtigterweise.

Bild im Bild im Bild im Bild

Episode eins ist ein klassischer Twist der alten Frage: Was, wenn man mit der Kamera den Bildschirm filmt, der das Kamerabild überträgt? Ein endloser Loop entsteht. In „Joan is Awful“ trifft das ganze auf die aktuelle Frage, ob KI und CGI die Menschen im Kreativarbeiten überflüssig machen werden.

Und der Witz, dass die Protagonistin ohne Nachdenken den AGB zustimmte, die Streamberry sogar erlauben, sie zum Serienmaterial zu machen, ist kein schlechter. Auf Twitter teilen Nutzer:innen ihre Sorge, dass es beim echten Netflix genauso sein könnte und sie lieber noch mal nachlesen werden.

In den schlechtesten Momenten ist „Black Mirror“ Dystopie-Seifenoper: Jedes Bild und jedes Geräusch darauf optimiert, dass die Zuschauenden unbedingt weiterschauen wollen. Nicht alle Stories sind dabei stark. Sich nach einer Episode „Black Mirror“ für ein paar Stunden traumatisiert zu fühlen, ist manchmal besser als gar nichts zu fühlen.

In den besten Momenten aber lässt „Black Mirror“ einen alles in Frage stellen und wirft die ganz großen Fragen auf. Fragen, auf die es keine Antwort gibt. Deshalb sind sie auch so creepy.

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