Ablage PR-Mails: So macht man es falsch

PR-Mails: So macht man es falsch

Blogger Maik Zehrfeld schreibt in seiner Kolumne “Blogger’s Delight” darüber, was es braucht, um einen Blog erfolgreich aufzuziehen. Er muss es wissen: Als Vollzeit-Blogger lebt er von seiner Leidenschaft.

Eigentlich sollte ich überhaupt nicht darüber schreiben müssen, wurde das Folgende doch schon drölfzig Mal geschrieben, gesagt, beschrien. Und doch erreichen mich und andere Blogger noch immer Mail-Anfragen, die niemand braucht. Mail-Anfragen, die sich persönliche, authentische und individuelle Inhalte von einem Blogger erhoffen, jedoch auf persönliche, authentische und individuelle Inhalte in der Ansprache komplett verzichten.

„Sehr geehrter Blogger, bei der Suche nach Weblogs aus dem Bereich ‚linksgehäkelte Kuscheltiere‘ bin ich auf deinen Blog ‚LinksgehaekelteKuscheltiere.de‘ gestoßen, der mir sehr gefällt. Vor allem dein Beitrag über ‚der aktuellste Beitrag im Blog‘!“

So lautet scheinbar noch immer das Lückentext-Formular, das im ersten Semester „Blogger Relations“ für angehende PRler, Mediaberater und Marken-Marketer ausgeteilt wird. Das soll so eine Nähe schaffen, indem man tut, als würde man den Blog kennen (falls überhaupt irgendwelche Blog-spezifischen Sachen genannt werden), nimmt sich aber nicht mal die Zeit, den Namen aus dem Impressum zu fischen. Vermutlich ist der Blogname noch falsch geschrieben oder man entdeckt unterschiedliche Schriftgrößen in der Mail (rein kopiert vs. neu geschrieben).

Nichts gegen Rundmails

Nein, es muss natürlich nicht jede kleine allgemeine Info-Mail persönlich an jeden Blogger mit unterschiedlichem Text verfasst werden. Geht es um eine allgemein Rundmail, die an einen Verteiler geht – absolut verständlich. Wir alle haben viel zu wenig Zeit, geht total in Ordnung. Aber wenn es ein Erstkontakt ist, der explizit an eine Adresse gesendet wurde? Das ist dann immer besonders „schön“, wenn ich als Betreiber zweier Blogs die identische Nachricht innerhalb von zwei Minuten erhalte. Wie war das noch mit dem Impressum…?!

Ganz ehrlich, dann habe ich lieber jemanden, der mir „Yo Maik, coole Seite, wir erstellen Kuscheltiere und würden da gerne was auf deiner Seite machen. Wäre das für dich?“ schreibt und zeigt, dass das irgendwie authentisch und ehrlich rüber kommt, als jemand, der mir eine taktisch ausgerichtete 08/15-Langtext-Mail schreibt. Am besten mit einer Einleitung, die noch toll klingt, dann am Ende aber in Richtung „Link-Kauf ohne Werbekennzeichnung“ hinaus läuft und man sich fragt, weshalb man gerade 200 Worte gelesen hat, die unnötig waren. Es muss nicht lang und eloquent sein – einfach ehrlich.

Erst Denken, dann Schreiben, bitte!

Außerdem wäre ganz gut, wenn ihr euch vor dem Senden auch mal Gedanken machen würdet, ob es überhaupt Sinn macht. Wenn ich in Augsburg wohne und Montagnachmittags eine Einladung für eine „total coole kleine Unplugged-Session“ in einem Berliner Café für 10 Uhr am nächsten Morgen(!) erhalte, ist das einfache Mathematik und Menschenverstand, die einem sagen könnte, dass ich (A) das zeitlich gar nicht schaffe (selbst wenn ich als Blogger unter der Woche den Luxus habe, nicht fest angestellt irgendwo arbeiten zu müssen) und (B) sich das für mich vielleicht nicht wirklich finanziell lohnt, wenn ich über 100 Euro dafür zahle, damit ich am Ende kostenlos PR für die unbekannte Band machen kann.

Wie unter Kollegen

Denkt euch doch bitte einfach, wie ihr an jemanden in eurer Firma schreibt, den ihr vielleicht bisher noch nicht so richtig kennt. Kollegial, in Kürze und direkt, nicht heuchlerisch aber doch persönlich. Ist eigentlich gar nicht so schwer, vermutlich macht ihr das sogar x-fach am Tag. Nur nicht bei Bloggern.

Und doch, es gibt sie auch, die positiven Beispiele. Viele sogar! Und es verstehen zum Glück immer mehr Agenturen, dass bei „Blogger Relations“ auch das Wort „Relations“ eine Rolle spielen könnte. Da macht es beiden Parteien Spaß, zu kommunizieren und man verschwendet keine Zeit – selbst wenn es am Ende nicht zu einer Zusammenarbeit kommen sollte. Und sollte mal jemand von euch Bloggern mal wieder eine solche Standard-Mail erhalten: Antwortet einfach genauso.

„Sehr geehrter PR-Mensch, bei der Suche nach Mails aus dem Bereich ‚inhaltsloser Mist‘ bin ich auf Ihre Nachricht mit dem Betreff ‚Angebot der Zusammenarbeit‘ gestoßen, die mir sehr missfallen hat. Vor allem der komplette Text.“

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