Leadership & Karriere Warum es besser ist, ein Chamäleon als eine Giraffe zu sein

Warum es besser ist, ein Chamäleon als eine Giraffe zu sein

Um Laura Lewandowskis Job zu beschreiben, muss man etwas weiter ausholen. Sie ist Storytellerin, Podcast-Host, Kolumnistin, Unternehmerin, hat Ende letzten Jahres den Digital Female Leader Award gewonnen und wurde unter die Xing Top Minds 25 gewählt. Ich habe sie in ihrer Berliner Wohnung zum Interview getroffen, um nicht nur mehr über sie zu erfahren, sondern auch hinter ihre Onlinepräsenz zu blicken. Denn viele kennen sie wahrscheinlich von Social Media – sie ist auf Instagram, LinkedIn, Xing und mittlerweile auch TikTok aktiv.

Die Bucketlist zum Beruf gemacht

Während Laura spricht, schaut sie mir direkt in die Augen. Alles, was sie sagt, ist sehr bedacht und auf den Punkt. Es gibt kaum Metaphern oder Floskeln. Und so erzählt sie kurz, wie sie für ein Volontariat bei der Deutschen Presseagentur gearbeitet hat, danach gekündigt hat und anschließend ihre Bucketlist zum Beruf gemacht hat. Diese Geschichte hat sie schon ein paar Mal auf Social Media erzählt. Ich will wissen, was nach mehr als zwei Jahren Selbstständigkeit noch auf ihrer Liste steht.

„Für mich ist Meet your Mentor mehr als nur Interviewreihe: Die Interview-Partner*innen, deren visionären Ansichten auf die Welt und unkonventionelles Wissen bilden den Grundstein für ein neues Bewusstsein in der Businesswelt. Für mich selbst sind die Inhalte wie eine Art Guideline für die Ära moderner Erfolgreicher – und für die gehört Wellbeing, Umwelt und Performance zusammen.“ Sie kommt vom Hundertsten ins Tausendste, von der Bucketlist zur Frage, wie wohl moderne Erfolgreiche denken oder dazu, wie wir unser Geld sinnvoll investieren. Sie hinterfragt alles. Antworten hat sie noch nicht parat, aber diese gilt es zu finden.

Niemals stehen bleiben – auch nicht, wenn man Zweifel hat

Deshalb habe sie Journalismus neu für sich definiert und erklärt das so: „Ich bin sehr Pippi Langstrumpf-mäßig unterwegs. Ich mache mir die Welt, wie sie mir gefällt. Ich finde es wichtig, sich nicht zu sehr von außen und gesellschaftlichen Konventionen definieren zu lassen, die einem sagen ‚das ist man‘ und ‚das ist man nicht.‘“ Was nun als konventionell gilt oder eben nicht, sei mal dahingestellt. Viel interessanter ist das Umdenken, das anscheinend ständig in ihr stattfindet. Auch sie habe Zweifel. Für sie sei es allerdings wichtig, dass man nicht still stehen bleibt.

Laura hat Energie, für sie geht es immer weiter. Das strahlt sie aus, das lebt sie. Und als ich sie darauf anspreche, woher sie diese Energie nimmt und was sie antreibt, sagt sie, das sei eine gute Frage und überlegt kurz. „Es sind ja ‚verschiedene Dinge‘, die ich mache. Ich habe irgendwann rausgefunden, auch wenn das jetzt Kalenderspruch mäßig klingt, dass jeder Mensch schon danach strebt, dass es ihm gut geht, so dass er glücklich ist.“ Wem das als Antwort nicht genügt, sollte wissen, dass ihre Mutter Coach ist. Sie habe das Thema Persönlichkeitsentwicklung quasi mit der Muttermilch aufgesaugt. „Ich kann dir nicht genau sagen, woher dieser innere Antrieb kommt. Mir ist es einfach wichtig, etwas in meinem Radius zu bewegen, das ich für wichtig und richtig halte.“

Immer verändern, immer hinterfragen

Mit jedem Satz will sie klar machen, dass es ihr um Veränderung geht. Jedoch nicht um diese Art von Veränderung, wo wir uns selbst ständig optimieren müssen. Sie mag das Wort optimieren auch gar nicht so gern, weil es für viele sehr nach Perfektion klingt. Lieber will sie überlegen, was sie sich von anderen abschauen und für sich selbst adaptieren kann. Die logische Konsequenz ist für sie, dass andere wiederum Denkanstöße von ihr bekommen, um etwas zu verändern. Die Veränderung und das Hinterfragen haben also nur bedingt etwas mit dem Blick auf sich selbst und vielmehr etwas mit Teilen zu tun. Sie teilt ihre Learnings überall. So auch in Videos, in ihrer Kolumne und in ihrer gesamten Onlinepräsenz.

Es geht nicht um die Details, sondern um die Quintessenz

Was sie teilt, ist allerdings nur ein Bruchteil von dem, was sie selbst konsumiert. Hört, liest, sieht. Die Frage ist, wie sie sich das alles merken kann. „Es gab tatsächlich Phasen, da konnte ich nicht in Ruhe joggen gehen, weil ich gute Zitate aus Podcasts mitgeschrieben habe oder den Timecode notierte. Inzwischen ist es so, dass ich mich auf mein Gedächtnis verlasse und darauf vertraue, dass das Wichtigste einfach hängen bleibt. Entscheidend ist nicht jedes Detail, sondern die Quintessenz.“

„Es ist eine große Stärke, Generalist*in zu sein.“

Nun habe ich selbst so viel Input von ihr bekommen und möchte dennoch mehr wissen. Deshalb drehe ich den Spieß um und frage: „Welche Frage wurde dir noch nie gestellt beziehungsweise welche Information über dich ist noch nicht da draußen; was sollten die Leute aber unbedingt wissen?“ Sie muss überlegen. Ein bisschen drauf rumdenken, wie sie selbst sagt.

„Ungewöhnliches Beispiel: Ich habe als Teenager bei den Bundesjugendspielen beim Sprint immer knapp den zweiten Platz gemacht. Damals hat mich das richtig sauer gemacht und ich hab mich viele Jahre gefragt, wieso ich nie die Erste wurde. Bis mir irgendwann aufgefallen ist, dass ich nicht in einer Sache exzellent sein muss. Stattdessen war ich vielen Disziplinen ziemlich gut, was mich zu einer der besten Leichtathletinnen der Klasse machte. Manchmal fühle ich mich wie ein Chamäleon und nicht wie eine Giraffe. Die ist zwar die Größte und wird von allen sofort so gesehen wird, kommt aus dieser Position aber auch nicht mehr so schnell raus. Chamäleons hingegen können sich total verändern. Gerade im Unternehmer*innentum ist es eine große Stärke, Generalist*in zu sein.“

Laura ist definitiv ein Chamäleon. Sie braucht weder eine Nische noch klassischen Journalismus, denn sie kreiert sich ihren Bereich einfach selbst.

Über die Idee zum Format „Meet your Mentor“ habe ich noch intensiver mit ihr und Simo Azzaoui, ihrem Mitgründer und Freund, gesprochen.

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