Random & Fun Die Diddl-Maus wird 30: Wegen ihr haben wir mit Schreibblock-Blättern gedealt als gäb‘s kein Morgen mehr

Die Diddl-Maus wird 30: Wegen ihr haben wir mit Schreibblock-Blättern gedealt als gäb‘s kein Morgen mehr

Während sich ein Franchise-Imperium wie „Star Wars“ wohl ewig halten wird, ist die Diddl-Maus längst Geschichte. 1990 vom Zeichner Thomas Goletz geschaffen, hat sie heute außer bei Nostalgiker*innen keinerlei Relevanz mehr. Und trotzdem: Dank der Diddl-Maus haben wir zum ersten Mal gelernt, wie das mit dem Verhandeln eigentlich funktioniert.

Denn 1994 waren einzelne Blätter aus Diddl-Schreibblöcken heiße Ware in den Schulen. Die Maus, die ursprünglich mal ein Känguru war, machte aus quirligen Kindern knallharte Schulhofdealer*innen.

Ganze Ordner hat man mit den Blättern gefüllt und sie im Ranzen getragen. Dank der Hoffnung auf ein neues Blatt war es ganz egal, wie schwer er dadurch wurde und wie sehr man auf dem Weg zur Schule der Schwerkraft trotzen musste, um nicht rücklings umzufallen.

Gebe zwei, erhalte eins

Rückblickend kann man mit bestem Gewissen behaupten, dass mit diesen Blättern erste Verhandlungserfahrungen gemacht wurden. Gewiefte Tauschstrategien wurden ausgetüftelt. Orientiert hat man sich am Markt, an Angebot und Nachfrage.

Kamen Diddl-Blöcke mit neuem Feature raus – beispielsweise in Farbe, später auch mit Duft oder 3D-Effekt – verlangte man für ein Blatt eines solchen Blocks eben zwei Blätter älteren Modells. Ganz nach dem Motto: gebe zwei, bekomme eins. Hat meistens auch immer funktioniert.

©Plich

Denn nicht alle hatte damals sofort die neuesten Blöcke. Je nach Spendierhosen von den Eltern oder der Verwaltung des eigenen Taschengeldes, musste man zusehen, wie man an die Neuheiten rankam.

Business-Bullshit-Bingo vom Pausenhof

War der Schulhof-Markt von Neuerscheinungen erst mal übersättigt, waren die früheren Diddl-Blätter wieder en vogue und man konnte für sie mehr raushandeln. Schließlich erlangten sie einen immer größeren Seltenheitsstatus.

©Plich

Getauscht hat man in der Regel nur Blätter, die man doppelt hatte, man wollte schließlich Gewinn erzielen, keinen Ausgleich.

Sätze wie „Die sind jetzt aber ganz selten“, „Den Block gibt es nicht mehr zu kaufen“, „Das Blatt habe nur ich doppelt“ oder „Nein, das ist mehr wert. Für ein Blatt gebe ich das nicht her“ waren die Standardfloskeln vom Business-Bullshit-Bingo in der Pausenhof-Version.

Hinter dem exzessiven Diddl-Tauschgeschäft steckte pure Leidenschaft – und purer Kapitalismus.

Kapitalanlage

Im Grunde genommen hatten sammelwütige Schulkinder ihr eigenes kleines Unternehmen. Statt Geld wurden Blätter erwirtschaftet. Marktanalyse, Werterkennung und Profit waren somit Dinge, die der Handel mit Diddl-Blättern auf dem Pausenhof zum Thema machte – natürlich in runtergebrochener Form.

Unsere Ordner voll mit Diddl-Blätter waren unsere ersten Verhandlungserfolge und unsere erste Kapitalanlage. Auch ich habe meine Diddl-Blätter aufgehoben in der Hoffnung, dass sie später mal viel wert sein werden. Ob man mit ihnen reich wird? Eher nicht. Manche verscherbeln ihre Blätter auf Ebay für fünf Euro das Stück, andere verkaufen ihre ganze Sammlung für mehr als 200 Euro. Einzelne Blöcke seien Sammler*innen sogar 300 Euro wert. Auch hier muss man wohl weiterhin Verhandlungsgeschick beweisen.

Von persönlichem Wert sind sie allerdings jetzt schon.

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