Life & Style „Wir wollen kein Greenwashing“

„Wir wollen kein Greenwashing“

Mittwochmorgen, neun Uhr in Deutschland. Mein Name ist Matthias Lauerer und ich sitze gerade Laurent Gardinier von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Der Mann ist seit Anfang 2023 Präsident der Genussorganisation Relais & Châteaux. Und wir vom Business Punk? Lieben einfach gute Geschichten … 

Was macht Ihr bei Relais & Châteaux anders? 

Zunächst einmal verlassen wir uns darauf, wer unsere Mitglieder sind und die Idee ist es, weltweit neue Mitglieder zu finden, die ihre eigene DNA haben, die vollständig in die lokale Gemeinschaft integriert sind und die sich in kulinarischer Hinsicht ausdrücken, hier in Bezug auf die Innenarchitektur oder im Bezug auf die Denkweise. Einzigartig und ganzheitlich, das suchen wir. 

Was habe ich davon?

Stell dir vor, du kommst aus irgendeinem Teil der Welt und wirst in einem unserer Häuser empfangen. Hier findest du Berührungspunkt für die jeweilige Kultur. Hier im Hotel Bareiss wäre das dann die deutsche Kultur, also die Art und Weise, wie die Leute gekleidet sind, auch das gesamte Design des Anwesens. Oder die Tatsache, dass du eine sehr schöne und intensive Spa-Erfahrung hast. Es ist die mitteleuropäische Kultur. Du hast alle diese Aspekte, die konzentriert sind, selbst wenn du nur zwei oder drei Tage hier verbringst. Durch diese Erfahrung kannst du besser verstehen, wie das Land tickt. Das ist genau das, was wir bei unseren Mitgliedshäusern finden wollen. Das ist der Grund, warum wir schöne Häuser in Japan haben und selbst wenn du nur kurz bleibst, hast du danach im besten Falle ein besseres Wissen über die japanische Kultur. 

Also ist es eine Möglichkeit, die Welt zu entdecken?

Ja, durch Gastfreundschaft und selbstverständlich auch durch die Gastronomie. Wir sprechen damit eine Empfehlung aus. 

Welches ist dein Lieblingshaus? 

Es ist immer schwer zu wählen, weil es darauf ankommt, auf was du tief in deinem Herzen hörst. 

Kennst Du alle Häuser? 

Nein, ich kenne nicht alle und dies ist auch nicht meine Aufgabe. Mein Job ist es, mich mit den Mitgliedern zu treffen. Ich manage nichts und verwalte nichts und damit bin ich glücklich. Wir haben Teams, wir haben Inspektoren, wir haben eine starke Qualitätsabteilung, die alle Aspekte verwaltet. Und die handeln anonym und schauen nach, ob alles in den Mitgliedshäusern passt. Wir geben den Mitgliedern Ratschläge, 500 Punkte werden kontrolliert. Daraus entsteht ein 30-seitiger Bericht, in dem sich alles findet. Es geht nicht nur um die Hardware, sondern um die Menschen, die dort arbeiten. Es kann der Buchungsprozess sein oder wie man sich von dir verabschiedet. Die kleinen Details … 

Was ist für dich guter Geschmack? 

Für mich findet sich guter Geschmack auf zwei Ebenen. Es gibt den guten Geschmack eines Gerichts und den feinen Geschmack im Allgemeinen. Ich mag kein Essen, keine Küche, wo sich zu viele Geschmacksrichtungen finden und ziehe es vor, nur ein Produkt auf dem Teller zu haben, egal, ob es sich dabei um ein Gemüse oder Protein handelt. Eine Garnitur also, die recht einfach zu lesen und zu verstehen ist, plus der Sauce. Und wenn du kostest, dann versuchst du zu verstehen. Was ist die Idee des Kochs? Denn manchmal, wenn Köche jung sind, dann wollen sie beweisen, dass sie sehr gut sind. Und dann endet es mit vielen verschiedenen Geschmacksrichtungen. Es ist wie in der Musik, vielleicht wie in der Kunst. Warum habe ich heute Morgen dieses Brot bestellt? Weil es hier einfach fantastisch schmeckt … 

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