Leadership & Karriere Trumps Zoll-Hammer: Wie Europa sich gegen den „Liberation Day“ wappnet

Trumps Zoll-Hammer: Wie Europa sich gegen den „Liberation Day“ wappnet

Heute könnte Donald Trump seine angekündigte Zoll-Offensive starten und die Weltwirtschaft erschüttern. Die EU bereitet bereits Gegenmaßnahmen vor, während Experten vor einer deutschen Rezession warnen.

Die Ankündigung kam mit Wucht: Donald Trump bezeichnet den heutigen Tag als „Liberation Day“ – einen „Befreiungstag“ vom Rest der Welt, der die USA angeblich beim Handel übervorteile. Was als martialische Rhetorik begann, könnte heute in konkreten Handelsbarrieren münden, die globale Lieferketten und Wirtschaftsbeziehungen nachhaltig verändern.

Drei Szenarien für den Handelskrieg

Die Bandbreite möglicher Maßnahmen ist beträchtlich. Im moderatesten Fall könnte Trump lediglich bestehende Zoll-Ungleichgewichte ausgleichen wollen. Das ifo-Institut beziffert die Differenz auf gerade einmal 0,5 Prozent höhere EU-Zölle auf US-Produkte als umgekehrt – ein verkraftbarer Unterschied, auch wenn einzelne Branchen wie die Automobilindustrie stärker betroffen wären.

Im zweiten, deutlich dramatischeren Szenario droht ein wirtschaftliches Erdbeben: Pauschale Strafzölle von 60 Prozent für China und 20 bis 25 Prozent für den Rest der Welt. Die Folgen wären erheblich. „Das wäre sehr unangenehm, wirft Deutschland aber auch nicht um“, erklärt ifo-Chef Clemens Fuest gegenüber der „Bild“. Nach Berechnungen seines Instituts würden die deutschen Exporte in die USA um 15 Prozent einbrechen, nach China um 10 Prozent – weltweit ein Minus von 1,8 Prozent.

Das dritte Szenario setzt auf Trumps bekannte Verhandlungstaktik: Zunächst maximalen Druck aufbauen, um dann Zugeständnisse zu erreichen. „Trump wird mit Schmackes rangehen, um die andere Seite zu beeindrucken. Dann wird aber verhandelt“, prognostiziert Strategie-Experte Robert Halver von der Baader Bank.

Rezessionsgefahr für Deutschland steigt

Selbst bei moderateren Zöllen drohen erhebliche wirtschaftliche Verwerfungen. „Die Unsicherheit zermürbt uns, kostet uns allein schon sehr viel“, warnt Halver in der „Bild“. Unternehmen halten Investitionen zurück, Neueinstellungen werden auf Eis gelegt. „2025 wird ein schwieriges Wirtschaftsjahr, bestenfalls ein Übergangsjahr nach dem Motto ‚schlimmer wird’s nimmer'“.

DIW-Chef Marcel Fratzscher schlägt gegenüber „Bild“ noch alarmierende Töne an: „Dieser Konflikt kommt zur Unzeit für die deutsche Wirtschaft. Die eh schon schwache Industrie wird hart getroffen. Mit diesem Handelskonflikt wird eine Rezession in Deutschland in diesem Jahr sehr wahrscheinlich.“

Börsen zwischen Schock und Anpassung

An den Finanzmärkten könnte es kurzfristig turbulent werden. „Kommen die Strafzölle noch umfassender als bislang befürchtet und lassen sie nur wenig Spielraum für Verhandlungen, wäre ein nächster Ausverkauf an der Wall Street das wahrscheinlichste Szenario“, erklärt RoboMarkets-Stratege Jürgen Molnar. Europäische Indizes dürften diesem Trend folgen.

Mittelfristig sieht Halver jedoch Chancen für Anleger: „Zölle haben inflationären Charakter und sorgen für höhere Preise. Doch die schwache Konjunktur hat einen Gegeneffekt und erhöht die Chance, dass die Euro-Bank EZB einschreitet und die Zinsen senkt.“ Sein Rat: Nicht ausschließlich auf Technologiewerte setzen, sondern auch Infrastruktur und Rüstung im Blick behalten – Sektoren, die von künftigen staatlichen Investitionsprogrammen profitieren könnten.

Von der Leyens Gegenstrategie

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat sich laut „Spiegel“ dafür ausgesprochen, den Handel im EU-Binnenmarkt zu erleichtern und gemeinsame Lösungen mit den USA anzustreben. Nachdem Donald Trump vergangene Woche Strafzölle von 25 Prozent auf Autoimporte angekündigt hatte, die ab Donnerstag für alle nicht in den USA produzierten Fahrzeuge gelten sollen, reagierte die EU mit der Ankündigung von Gegenmaßnahmen. Zahlreiche Wirtschaftsexperten kritisieren Trumps Zollpolitik als kontraproduktiv. Von der Leyen betonte, dass Europa den Handelskonflikt nicht begonnen habe und ihn für falsch halte, sei aber bereit, entschlossen zu reagieren. Statt Zölle einzuführen, plädiere sie für Verhandlungen, um die Re-Industrialisierung in den USA und Europa gemeinsam voranzutreiben, da Handelsbarrieren lediglich die Inflation verstärkten – genau das Gegenteil dessen, was man erreichen wolle.

Experten raten zu strategischen Allianzen. „Klug wäre es für Deutschland, gemeinsame Sache mit Mexiko und Kanada zu machen. Das kann nicht alles ausgleichen, aber ein starkes Signal aussenden“, empfiehlt Fratzscher. Parallel sollte die EU mit China über den Abbau von Handelsbarrieren verhandeln, um neue Absatzmärkte zu erschließen.

Mehr als nur ein Handelskrieg

Die heutigen Entscheidungen könnten den Beginn einer neuen Ära markieren. Trumps protektionistische Agenda zielt nicht nur auf wirtschaftliche Vorteile, sondern ist Teil einer grundlegenden Neuausrichtung der amerikanischen Außenpolitik. Europa steht vor der Herausforderung, zwischen Anpassung und Gegenwehr zu balancieren.

Die kommenden Wochen werden zeigen, ob es gelingt, durch geschicktes Verhandeln die schärfsten Kanten der Trump’schen Zollpolitik abzuschleifen. Gleichzeitig muss Europa seine wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit stärken – durch engere Binnenverflechtung, strategische Partnerschaften mit Drittstaaten und gezielte Investitionen in Zukunftstechnologien. Der „Liberation Day“ könnte sich so paradoxerweise als Katalysator für eine stärkere europäische Wirtschaftsautonomie erweisen.

Quellen: spiegel.de, bild.de

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