Tödlicher Crash des Xiaomi SU7: Wenn der Elektro-Porsche-Rivale zur Todesfalle wird
Drei Tote, ein ausgebranntes Elektroauto und ein massiver Vertrauensverlust – der Horror-Unfall des chinesischen Sportwagens Xiaomi SU7 erschüttert die Elektromobilität im Reich der Mitte. Was bedeutet dieser Vorfall für Chinas ambitionierte Pläne, die globale Autobranche aufzumischen?
Der formschöne Elektro-Sportwagen, der bislang als glänzender Stern am Autohimmel gefeiert wurde, hinterlässt nach einem fatalen Crash nahe Shanghai einen bitteren Nachgeschmack. Das Fahrassistenzsystem, die Batteriesicherheit und die gesamte Strategie des Technologiekonzerns stehen plötzlich auf dem Prüfstand.
Tödliches Versagen auf der Überholspur
Was als innovative Verschmelzung von Smartphone-Expertise und Automobilbau begann, endete am vergangenen Wochenende in einer Tragödie. Auf einer Schnellstraße in der Provinz Anhui nahe Shanghai prallte ein Xiaomi SU7 mit hoher Geschwindigkeit gegen eine Mauer und ging unmittelbar in Flammen auf. Die erschütternde Bilanz: drei Todesopfer.
Der Unfall ereignete sich während der Nutzung des sogenannten NOA-Modus („Navigate on Autopilot“), dem erweiterten Fahrassistenzsystem des Fahrzeugs. Nach Angaben des Unternehmens erkannte das System in einem Baustellenbereich ein Hindernis und leitete eine Bremsung ein. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Fahrer die Hände nicht am Lenkrad – ein klarer Verstoß gegen die chinesischen Vorschriften.
„Wir sprechen den Angehörigen unser tiefstes Beileid aus“, erklärte Xiaomi in einer Mitteilung auf der Plattform Weibo. Das Unternehmen bestätigte, dass der Fahrer kurz vor dem Aufprall die manuelle Kontrolle übernommen hatte. Mit 97 Stundenkilometern krachte der Wagen gegen die Mauer.
Börsentalfahrt statt Höhenflug
Die Reaktion des Marktes folgte prompt. Die Xiaomi-Aktie verlor innerhalb von fünf Tagen mehr als zwölf Prozent an Wert. Ein herber Rückschlag für den Technologiekonzern, der erst vergangene Woche durch eine Aktienemission rund 5,5 Milliarden US-Dollar für seine Expansionspläne im Elektroautomarkt eingesammelt hatte.
„Investoren könnten sich nach den Berichten über den Autounfall Sorgen um die Wettbewerbsfähigkeit und die Wachstumsaussichten von Xiaomi machen“, analysiert Shen Meng, Direktor der Pekinger Investmentbank Chanson & Co. gegenüber Bloomberg.
Der Vorfall wirft ein grelles Schlaglicht auf die Sicherheitsstandards chinesischer Elektrofahrzeuge. Besonders brisant: Das Fahrzeug ging nach dem Aufprall sofort in Flammen auf – ein Hinweis auf mögliche Sicherheitsprobleme mit der verbauten Batterie.
Batterie-Blamage und Schuldfragen
Die Frage nach der Ursache des Brandes löste eine Kettenreaktion in der chinesischen Batterieindustrie aus. Der führende Batteriehersteller CATL distanzierte sich umgehend von dem Vorfall und betonte, dass in dem verunglückten Fahrzeug keine CATL-Batterie verbaut gewesen sei. Auch BYD, der zweite große chinesische Batterieproduzent, forderte weitere Informationen von Xiaomi.
Die Untersuchung des Unfalls hat für Xiaomi höchste Priorität. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben eine Sonderkommission eingerichtet, um die genauen Umstände zu klären. Besonders im Fokus: das Zusammenspiel zwischen Fahrassistenzsystem und menschlichem Eingreifen sowie die Brandursache nach dem Aufprall.
Imageschaden für Chinas Elektro-Offensive
Der Unfall kommt für Xiaomi zu einer ungünstigen Zeit. Der Smartphone-Gigant hatte sich in Rekordzeit als ernstzunehmender Autohersteller etabliert und erst kürzlich sein Verkaufsziel für 2025 auf 350.000 Fahrzeuge angehoben. Der SU7 galt mit seinem ansprechenden Design und fortschrittlicher Technik als Paradebeispiel für Chinas Ambitionen im Premium-Segment.
Doch der Vorfall reiht sich ein in eine Serie von Sicherheitsproblemen chinesischer Elektroautos. Auch andere Hersteller wie BYD und Nio waren bereits in Unfälle verwickelt, die in den sozialen Medien des Landes viral gingen. Solche Vorfälle können die Expansionspläne chinesischer Autobauer im In- und Ausland empfindlich beeinträchtigen.
Zukunftsaussichten unter Spannung
Die langfristigen Folgen des Unfalls bleiben abzuwarten. Entscheidend wird sein, ob Xiaomi transparent mit den Ergebnissen der Untersuchung umgeht und welche Konsequenzen das Unternehmen daraus zieht.
Der Vorfall verdeutlicht die Risiken der rasanten Entwicklung im Elektroautomarkt. Während chinesische Hersteller mit beeindruckender Geschwindigkeit neue Modelle auf den Markt bringen, stellt sich die Frage, ob die Sicherheitsstandards mit diesem Tempo Schritt halten können.
Für die gesamte Branche könnte der tragische Unfall ein Weckruf sein. Die Balance zwischen Innovation und Sicherheit, zwischen automatisierten Systemen und menschlicher Verantwortung, wird die Zukunft der Elektromobilität maßgeblich prägen. Der Xiaomi-Crash zeigt auf schmerzliche Weise, dass der Weg zur Mobilitätswende noch mit erheblichen Risiken gepflastert ist.
Quelle: Handelsblatt