TikTok-Verkauf oder Verbot: Trumps Zoll-Poker mit China
US-Präsident Donald Trump lockt mit Zollnachlass für TikTok-Deal, während Kaufinteressenten Schlange stehen – Amazon und OnlyFans-Gründer unter Bietern
Die Uhr tickt für TikTok in den USA. Bis zum 5. April muss der chinesische Mutterkonzern ByteDance die beliebte Video-App verkaufen – oder sie verschwindet vom US-Markt. Nun bringt Donald Trump ein überraschendes Druckmittel ins Spiel und verknüpft den TikTok-Verkauf direkt mit seinem jüngsten Zoll-Feldzug gegen China.
Trump stellte der chinesischen Regierung einen Nachlass bei den kürzlich verhängten Importzöllen in Aussicht, falls Peking grünes Licht für den Verkauf von TikTok gibt. „Wir stehen kurz vor einem Deal mit einer sehr guten Gruppe von Leuten“, erklärte der US-Präsident vor Journalisten an Bord der Air Force One. Die USA haben im Rahmen ihrer neuen Zolloffensive Aufschläge von inzwischen insgesamt 54 Prozent für Importe aus China vorgesehen – ein massiver wirtschaftlicher Druck, den Trump jetzt gezielt als Verhandlungsmasse einsetzt.
Das Rennen um TikTok spitzt sich zu
Die Liste potenzieller Käufer für die Video-Plattform wächst stetig. Neben bekannten Namen wie Microsoft und Oracle hat jetzt auch Amazon sein Interesse angemeldet. Der E-Commerce-Gigant hat laut „New York Times“ ein Angebot in einem Brief an Vizepräsident J.D. Vance und Handelsminister Howard Lutnick unterbreitet. Mit seiner Cloud-Tochter AWS verfügt der Konzern über die nötige Infrastruktur, um eine Plattform in der Dimension von TikTok zu betreiben.
Überraschend mischt auch Tim Stokely, Gründer der für Erwachseneninhalte bekannten Plattform OnlyFans, im Bieterrennen mit. Über sein Start-up Zoop und in Gemeinschaft mit dem Kryptowährungsnetzwerk Hedera hat er der US-Regierung mitgeteilt, ein Gebot abgeben zu wollen. „TikTok soll neu ausgerichtet werden“, erklärte Zoop-Mitgründer RJ Phillips. „Nutzer sollen von den von ihnen geschaffenen Werten profitieren.“
Weitere Interessenten sind eine Initiative namens „The People’s Bid for TikTok“ des Immobilien- und Sportmagnaten Frank McCourt sowie eine Gruppe um den YouTube-Star MrBeast.
Chinas Zustimmung als Knackpunkt
Die entscheidende Frage bleibt: Wird China einem Verkauf überhaupt zustimmen? ByteDance und TikTok haben bisher argumentiert, es sei technisch unmöglich, nur den US-Teil der App zu verkaufen, da dies die Plattform zerschlagen würde. Zudem unterliegt der Algorithmus, das Herzstück von TikTok, strengen chinesischen Exportkontrollen.
Trump zeigt sich jedoch optimistisch, es gebe „verschiedene Wege, TikTok zu kaufen“ – und man werde den finden, der für die USA am besten ist. Die Verknüpfung mit Zollnachlässen könnte den entscheidenden Anreiz für Peking schaffen, einem Deal zuzustimmen.