Ich möchte ein … E-Auto kaufen?
Ein erstes Fazit
Was kann man also sagen nach zehn Tagen E-Mietwagen? Gerade am Anfang waren wir drauf und dran, das Gefährt wieder zurückzugeben. Wir riefen bei der Europcarhotline an, wo einem eine bemühte Dame zuraunte, das gerne der Abschleppwagen kommen könnte, wenn wir liegenblieben. Der brächte einen dann zurück an den Flughafen, an dem man selbstverständlich wieder ein E-Auto bekäme, sei ja so gebucht. Mit der Logik hat es die Frau leider nicht. Auch als ich mich an die Europcar-Pressestelle wende, ruft selbstverständlich nie jemand zurück. An einem Freitagnachmittag, mon dieu? Auch sagt einem keiner von der Vermietertruppe, dass man das Auto bei der Rückgabe nicht aufgeladen abgeben muss. Eigentlich müsste man das Europcar in Rechnung stellen. Vielleicht mache ich das noch. Aber mal was anderes. Das E-Auto ist fantastisch ausgereift, Renault damit nicht wiederzuerkennen. Ein wirklich großartiges Auto. Und die Automiete? Haben wir selbst bezahlt.

Und der ID.3 so?
Wenige Wochen später testen wir einen Volkswagen ID.3 im Rheinland. Jener wird uns von VW zur Verfügung gestellt, immer sagen, was ist. Über zwei Wochen lang testen wir nun dieses Fahrzeug. Das Thema Ladeinfrastruktur? Ist überhaupt keins, denn es besteht nie auch nur der Hauch eines Problems. So finden sich im Display immer jede Menge angezeigte Ladesäulen. Per Ampel wird dem Fahrer erklärt, ob die gerade frei sind oder nicht funktionieren. Der deutsche Schnellladestrom? Ist etwas teurer, das stimmt. Und wer als Gast vorbeifährt, zahlt auch mal schlanke 89 Cent. Das ist natürlich Wegelagerei der Energiekonzerne. Der ID.3 ist ein fabulöses Autochen. Alles funktioniert und von Problemen weit und breit überhaupt keine Spur. Und wenn man das mit der Heizung verstanden hat, die die Batterie vorheizt, dann klappt das mit dem rasend schnellen Stromtanken auch. Die Infotainmentcentersorgen sind seit der Softwareversion 3.2, aber ganz sicher ab der Version 3.7 auch Geschichte. Der Wagen fährt sich sehr gut, der Verbrauch ist prima und wer Ökostrom tankt, hat eine ruhiges Gewissen. Das einzige Minimanko: Beendet man den Ladevorgang beim Renault, ist neben der Ladebuchse ein Druckknopf. Damit lässt sich das Ladekabel fix entriegeln. Beim VW muss man dafür ins Auto krabbeln, um den Ladevorgang zu beenden. Oder man hat den Schlüssel mit dabei. Der Wagen überzeugt von A bis Z. Und wenn man sich überlegt, dass man einen 2021er ID.3 mit 82/77 kWh und 60.000 Kilometern auf dem Tacho für etwa 20.000 Euro schießen kann, dann frage ich mich ernsthaft, was das Gegreine soll, dass es keine günstigen E-Autos gibt. Aber das waren nur meine zwei Cent.
Jetzt müssen wir aber doch noch mal bei Jochen Tekotte zum Thema E-Mobilität und der Reichweitenangst nachhorchen. Der Mann arbeitet auch als Pressesprecher für den ID.3 und sagt: „Im Winter liegt der Sweetspot bei der Autobahngeschwindigkeit bei 120, maximal 130 Stundenkilometern. Wenn man schneller fährt, verlieren sie die gewonnene Zeit wieder an der Ladensäule. Das ist Physik.“ Und weiter: „Das ist übrigens auch eine deutsche Thematik, weil ich – außerhalb Deutschlands – nicht schneller als 130 fahren kann. Kurzum: mit dem großen Akku fahren sie verlässlich 350 Kilometer weit. Immer. Und wenn man dann rechnet dass sie auf der deutschen Autobahn einen 100er-Schnitt schaffen, dann ist das schon gut. Heißt im Umkehrschluss: alle 3,5 Stunden muss ich laden und ich finde, dass dies eine gute Idee ist, um auch mal Pause zu machen – auch aus Sicherheitsgründen.“

Kaufen. Sofort
Fazit: Alle, die auf Verbrenner setzen, haben die Zukunft nicht verstanden und die müssen wir doch eifrig umarmen. Wer Verbrenner liebt, fährt ins Eifeldörfchen Adenau, auf einen ruhigen Kaffee im Freien und hört sich an einem schönen Frühlingstag das irre Getobe von den Verstrahlten an, die ihre Runden über den Nürburgring volle Pulle heizen. Versprochen: Nach drei Minuten hat man die Schnauze davon gestrichen voll und flüchtet.