Freelancer-Krise 2025: Wirtschaft im Sinkflug, Aufträge brechen ein
Deutschlands Selbstständige stehen vor massiven Herausforderungen. Die aktuelle Freelancer-Studie zeigt: Nur noch 45 Prozent bewerten ihre wirtschaftliche Lage positiv – ein historischer Tiefstand. Gleichzeitig verschärfen politische Versäumnisse die prekäre Situation.
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Der deutsche Freelancer-Markt steckt in einer handfesten Krise. Die zehnte Ausgabe des Freelancer-Kompass, Deutschlands umfangreichste Studie zur Selbstständigkeit, zeichnet ein alarmierendes Bild der aktuellen Lage. Während 2019 noch 72 Prozent der befragten Freelancer ihre wirtschaftliche Situation als „gut“ oder „sehr gut“ einschätzten, ist dieser Wert auf magere 45 Prozent abgestürzt. Die Plattform freelancermap hat für die Erhebung 3.000 Selbstständige im deutschsprachigen Raum befragt.
Auftragsflaute trifft die Branche hart
Die Stimmung unter Deutschlands Freelancern hat einen Tiefpunkt erreicht. Laut ifo-Geschäftsklimaindex beklagen 51 Prozent der Selbstständigen einen akuten Projektmangel. Fast jeder dritte Freelancer (29 Prozent) rechnet mit einer weiteren Verschlechterung der Auftragslage – ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vorjahr (23 Prozent). Diese Entwicklung hinterlässt Spuren: Nur noch 86 Prozent der Befragten würden sich erneut für die Selbstständigkeit entscheiden – vier Prozentpunkte weniger als 2024.
Die angespannte Marktsituation macht sich auch bei der Kundenakquise bemerkbar. 60 Prozent der Freelancer berichten von Schwierigkeiten bei der Neukundengewinnung – ein leichter Anstieg im Vergleich zum Vorjahr (58 Prozent). Besonders belastend: Fast jeder zweite Selbstständige (45 Prozent) empfindet die mangelnde Planbarkeit als erheblichen Stressfaktor.
Unternehmen signalisieren vorsichtigen Optimismus
Trotz der düsteren Gesamtlage gibt es einen Silberstreif am Horizont. Die Hälfte der im Freelancer-Kompass befragten Unternehmen geht von einer Verbesserung der Auftragslage im kommenden Jahr aus. Dies könnte auch positive Auswirkungen auf den Freelancer-Markt haben. Aktuell setzen Unternehmen durchschnittlich an 80 Tagen pro Jahr auf die Expertise externer Spezialisten – eine Zahl, die 2026 weiter steigen dürfte.
Strukturelle Benachteiligung nimmt zu
Die Freelancer-Community sieht sich zunehmend mit strukturellen Nachteilen konfrontiert. Fast die Hälfte der Befragten (47 Prozent) empfindet die Benachteiligung gegenüber Festangestellten mittlerweile als reales Problem – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zum Vorjahr (39 Prozent). Hinzu kommen finanzielle Unsicherheiten: Jeder vierte Freelancer klagt über verspätete oder unregelmäßige Zahlungseingänge.
Politik in der Kritik: Klare Rahmenbedingungen fehlen
Die Unzufriedenheit mit der politischen Situation bleibt auf hohem Niveau. 79 Prozent der Freelancer vermissen klare Rahmenbedingungen, besonders in den Bereichen Scheinselbstständigkeit und Altersvorsorge. Thomas Maas, CEO von freelancermap, findet deutliche Worte: „Diese Zahlen sind ein Weckruf. Freelancer sind die treibenden Innovatoren, die unsere Wirtschaft für einen Wandel benötigt – vernetzt, flexibel, projektorientiert. Doch ohne klare politische Unterstützung wird ihr Potenzial ausgebremst. Jetzt braucht es konkrete Maßnahmen, um endlich verlässliche Rahmenbedingungen zu schaffen.“
Transformation des Arbeitsmarktes trotz Krise
Trotz der aktuellen Herausforderungen bleibt Freelancing ein zentrales Element der modernen Arbeitswelt. Die Flexibilisierung des Arbeitsmarktes schreitet voran, und Unternehmen werden auch künftig auf spezialisierte Externe setzen, um Innovationsprojekte voranzutreiben und Kompetenzlücken zu schließen. Entscheidend für die Zukunft der Branche wird sein, ob die Politik endlich klare Rahmenbedingungen schafft und die strukturelle Benachteiligung von Selbstständigen abbaut.
Die aktuelle Krise könnte auch als Katalysator für eine Professionalisierung des Freelancer-Marktes wirken. In einem härter umkämpften Umfeld werden sich jene Selbstständigen durchsetzen, die ihre Nische finden, ihre Expertise kontinuierlich ausbauen und ihre Geschäftsmodelle krisenfest aufstellen. Für die Gesamtwirtschaft bleibt der flexible Einsatz von Freelancern ein wichtiger Wettbewerbsfaktor – vorausgesetzt, die politischen Weichen werden endlich richtig gestellt.