Green & Sustainability Ein Rat an Berlin: Mehr Mut, bitte!

Ein Rat an Berlin: Mehr Mut, bitte!

Während in Deutschland noch über Bürokratieabbau, Förderkulissen und Netzausbaupläne diskutiert wird, ist man in der Schweiz – und ganz konkret bei der EBL – längst im Doing-Modus angekommen. Klimaneutralität ist dort kein abstrakter Zielhorizont, sondern konkrete Realität mit messbaren Fortschritten. Yves Grebenarov und sein Team zeigen eindrucksvoll, wie man Nachhaltigkeit, Innovation und wirtschaftliche Vernunft miteinander verzahnt. Vielleicht ist es Zeit, dass die deutsche Politik öfter über die Grenze blickt – nicht um zu vergleichen, sondern um zu lernen. Was es jetzt braucht, ist kein weiteres Eckpunktepapier, sondern die Entschlossenheit, die besten Ideen in die Praxis zu bringen. Die Energiezukunft wartet nicht. Und sie verzeiht kein Zögern.

Die Energiebranche steht vor einer Zeitenwende: Klimaneutralität, Dekarbonisierung und der Ausbau erneuerbarer Energien sind nicht länger Visionen, sondern dringende Notwendigkeiten. Doch wie gelingt es, diese Herausforderungen in konkrete Projekte zu übersetzen? Wie bringt man Innovation, Nachhaltigkeit und wirtschaftliche Stabilität unter einen Hut? Die EBL (Genossenschaft Elektra Baselland), eine Schweizer Energieversorgerin mit über 125 Jahren Erfahrung, hat Antworten – und nicht nur das. Das Unternehmen treibt die Energiewende voran, investiert mutig in Technologien der Zukunft und entwickelt zukunftsweisende Infrastrukturen. Im Zentrum dieser Bemühungen steht Yves Grebenarov, Mitglied der Geschäftsleitung Stromproduktion.In unserem Gespräch gewährt Yves Grebenarov exklusive Einblicke in die aktuellen Projekte der EBL in Deutschland und Europa, spricht über die Zusammenarbeit mit innovativen Partnern wie ToRa GmbH und zeigt auf, wie die EBL die Energieversorgung von morgen gestalten will. Ein spannender Blick hinter die Kulissen eines Unternehmens, das Verantwortung und Pioniergeist in eine neue Ära der Energieproduktion trägt – und Investoren viel zu bieten hat.

Herr Grebenarov, was macht die EBL und speziell Ihre Geschäftseinheit zu einem Vorreiter in der erneuerbaren Energiebranche?
Nennen Sie mich Yves.

Vorreiter ist ein großes Wort. Die EBL ist eine mittelständische, genossenschaftlich organisierte Energieversorgerin aus dem oberen Baselbiet, im Kanton Basel- Landschaft, die sich mutig und unerschrocken auch den größten Herausforderungen stellt. Beispielsweise sind wir ca. 2010 mit der Mehrheit in ein solarthermisches Kraftwerksprojekt in Spanien eingestiegen, obwohl sowohl das Land als auch die Technologie neu für uns waren. Wir setzen schon seit Langem ausschließlich auf erneuerbare Energien und werden dies auch in Zukunft tun, sowohl als EBL im Alleingang, als auch gemeinsam mit unseren Partnern und Investoren.

Die EBL spricht von Pioniergeist. Wie zeigt sich dieser konkret in Ihren aktuellen Projekten?
Aktuell haben wir ein kleineres Agri-PV-Projekt bei uns in der Region umgesetzt, welches das Sonnenlicht in Treibhäusern filtert. So werden die darunterliegenden Pflanzen nicht abgeschattet, sondern erhalten das für ihr Wachstum benötigte Sonnenlicht. Außerdem sind wir in ein Projekt für solare PV-Anlagen involviert, welches aufgrund der hohen Lage von knapp 1900 m ü. M. mehr wertvollen Winterstrom produzieren soll als Anlagen in tieferen Regionen. Und zu guter Letzt machen wir bei einem Projekt mit, bei dem Strom dereinst mittels Tiefengeothermie erzeugt werden soll.

Was unterscheidet die EBL von anderen Akteuren im Bereich erneuerbare Energien?
Die EBL unterscheidet sich durch ihre langjährige Erfahrung und ihr Engagement in innovativen Projekten. Wir setzen konsequent auf erneuerbare Energien, investieren in zukunftsweisende Technologien und probieren auch einmal etwas aus. Unsere Projekte sind oft Pionierarbeiten, wie unser solarthermisches Kraftwerk in Spanien oder das Agri-PV-Projekt in der Region. Zudem legen wir großen Wert auf Partnerschaften und die Zusammenarbeit mit Investoren, um nachhaltige, langfristige und wirtschaftlich tragfähige Lösungen zu entwickeln.

Welche erneuerbaren Energieprojekte sind derzeit in Deutschland und Europa in Planung oder Bau?
Wir haben über die letzten Jahre eine beträchtliche Entwicklungspipeline in Spanien, Deutschland und Italien aufgebaut. Es handelt sich dabei größtenteils um PV- Projekte, die mit unseren Partnern bis hin zur Baureife entwickelt werden sollen. Insgesamt sprechen wir von knapp 900 MW, mit Potential für weitere 300 MW. Ab diesem Jahr erwarten wir einen kontinuierlichen Rückfluss von baureifen Projekten, die wir mit unseren institutionellen Partnern realisieren werden.

Eines dieser Projekte liegt in der Region Saragossa in Spanien und beinhaltet 22 MW. Es wird gerade gebaut und soll dieses Jahr ans Netz gehen. Dieses Projekt ist ebenfalls für unsere Partner vorgesehen.

Nicht zuletzt betreuen wir momentan den Bau eines solarthermischen Kraftwerks mit einem Flüssigsalzspeicher auf Sizilien. Hier sind wir zwar nur mit einer Minderheit beteiligt, haben aber unsere Leute vor Ort, welche die Bauaufsicht übernommen haben.

Was sind die größten Herausforderungen bei der Umsetzung solcher Projekte – technologisch, politisch oder wirtschaftlich?
Die größten technischen Herausforderungen stellen oft die Netzanschlüsse dar, da die Fertigungskapazitäten knapp und die Netze teilweise voll ausgelastet sind.

Politisch bzw. genehmigungstechnisch können regulatorische Hürden und Genehmigungsverfahren Projekte verzögern. Auch Umweltaspekte können immer wieder Thema werden.

Wirtschaftlich ist die Finanzierung solcher Großprojekte eine Herausforderung, insbesondere in Zeiten von höheren Zinsen als dies in den letzten Jahren der Fall war. Die Anforderungen an die Projekte bezüglich konstant hoher Einnahmen sind als Konsequenz folglich gestiegen.

Letztendlich gelingen solche Projekte nur, wenn Auftragnehmer und Auftraggeber Hand in Hand zusammenarbeiten. Wenn dies nicht geschieht, helfen auch die raffiniertesten Vertragskonstrukte nicht weiter. Entsprechend legen wir großes Augenmerk auf unsere Vertragspartner.

Wie geht die EBL mit den Themen Energiespeicherung und Netzstabilität um, insbesondere bei schwankenden Quellen wie Wind und Sonne?
In meinem Bereich, der Stromproduktion, gehen wir davon aus, dass in Zukunft zu jeder PV-Anlage auch ein Speicher gehört, um diese Schwankungen auffangen zu können.

In unserem Netzgebiet im Baselbiet haben wir zwar keine Windkapazitäten, jedoch hat der Zubau von PV in den letzten Jahren sehr stark zugenommen. Das stellt uns technisch und wirtschaftlich vor diverse Herausforderungen. Meine Kolleginnen und Kollegen in der Energiewirtschaft entwickeln derzeit Geschäftsmodelle, in denen wir als EBL die Batterien unserer Kunden optimieren und vermarkten. Sie sehen, die verschiedenen Herausforderungen generieren wiederum neue Opportunitäten.

Die EBL: Ein Vorreiter der Energiewende

Die EBL gilt als zuverlässiger Partnerin für Investoren. Was macht Ihre Zusammenarbeit so erfolgreich?
Unsere Zusammenarbeit mit Investoren ist erfolgreich, weil wir auf Transparenz, Vertrauen und langfristige Partnerschaften setzen. Einige Investoren sind in jedem unserer Produkte investiert, was ein enormer Vertrauensbeweis ist. Wenn wir einmal einen Fehler gemacht haben, stehen wir dafür gerade und lösen das Problem. Diese Verlässlichkeit schätzen unsere Partner.

Wir bieten attraktive Investitionsmöglichkeiten in nachhaltige Projekte und gewährleisten durch unsere Erfahrung und Expertise eine hohe Projektsicherheit.

Die Kooperation mit ToRa GmbH – wie ist sie entstanden und welche Synergien sehen Sie hier?
Ich kenne die handelnden Personen der ToRa seit über zehn Jahren. Der Kontakt ist nie abgebrochen, obwohl wir in unterschiedlichen Konstellationen unterwegs waren. Als die ToRa entstanden ist, haben wir uns wieder zusammengesetzt und nach Möglichkeiten gesucht, wie wir zusammenarbeiten können. Die langjährige Erfahrung im Bereich der Projektentwicklung in Deutschland fehlt der EBL. Durch die Kooperation können wir unsere Kompetenzen bündeln und unsere Marktposition stärken.

Welche Ziele habt ihr euch mit ToRa GmbH gesetzt, und wo erwarten Sie die größten Hürden?
Mit ToRa GmbH haben wir uns das Ziel gesetzt, führende Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien zu entwickeln und umzusetzen. Die größten Hürden sehen wir in der technologischen Weiterentwicklung und der Anpassung an sich ändernde regulatorische Rahmenbedingungen.

Wo sehen Sie die EBL in fünf bis zehn Jahren? Welche Rolle wird dein Bereich bei der Energiewende spielen?
In fünf bis zehn Jahren sehe ich die EBL als weiterhin unabhängige Energieversorgerin, die erfolgreich in erneuerbare Energie-Projekte im In- und Ausland investiert und somit zum Gelingen der Energiewende beiträgt.

Mein Bereich wird eine Schlüsselrolle spielen, indem wir einerseits selbst innovative Projekte umsetzen und andererseits zusammen mit unseren Investoren einen Teil des benötigten Kapitals zur Energiewende beisteuern, um nachhaltige Lösungen für die Zukunft umzusetzen.

Herausforderungen und Lösungen

Wie positioniert sich die EBL im Bereich Wasserstoff? Wird dieser Energieträger Ihrer Meinung nach der Schlüssel zur klimaneutralen Energiezukunft?
Wasserstoff wird vermutlich eine wichtige Rolle in der Zukunft spielen. Diese gewaltigen Mengen an unplanbarer, erneuerbarer Energie müssen nachhaltig gespeichert werden, um die Schwankungen in der Energieerzeugung ausgleichen zu können. Zudem kann Wasserstoff zum Transport genutzt werden, was ein weiterer gewichtiger Vorteil ist.

Wasserstoff hat zweifellos großes Potenzial für die Flexibilität und Stabilität des Energiesystems. Auch wenn wir seine Entwicklung aufmerksam verfolgen und seine Bedeutung anerkennen, liegt unser Fokus auf den Bereichen, in denen wir den größten Mehrwert schaffen können. Dieser gezielte Fokus ermöglicht es uns, unsere Ressourcen effizient einzusetzen und nachhaltige Erfolge zu erzielen.

Welche Technologien oder Ansätze sehen Sie als entscheidend für die Dekarbonisierung der Energieversorgung?
Entscheidende Technologien für die Dekarbonisierung umfassen den Ausbau erneuerbarer Energien wie Wind- und Solarenergie, den Ausbau von Speicherkapazitäten sowie die Förderung der Kreislaufwirtschaft. Sie alle spielen daher eine wichtige Rolle.

Warum ist jetzt der richtige Zeitpunkt, in erneuerbare Energieprojekte der EBL zu investieren?
Wir fahren gerade unsere Investitionsaktivitäten hoch. Entsprechend können Investoren jetzt mit uns in neue, attraktive Projekte investieren. Aufgrund der aktuell eher höheren Zinsen und der vergleichsweise, tieferen Strompreise haben diese Projekte grosses Upside-Potential.

Was macht die EBL-Investmentfonds besonders attraktiv im Vergleich zu anderen Angeboten auf dem Markt?

Die EBL-Investmentfonds zeichnen sich durch ihre Fokussierung auf nachhaltige Energieinfrastruktur aus. Als Energieversorgerin investieren wir ausschließlich in Energie – wir bleiben also bei unseren Leisten. Diese Investitionen bieten stabile und konjunkturunabhängige Rückflüsse sowie eine klare Strategie und niedrige Kosten.

Die EBL investiert selbst als Ankerinvestorin in ihre Fonds, was die Interessen von Investoren und die der EBL in Einklang bringt. Außerdem kümmern wir uns für die nächsten 20 bis 30 Jahre vor Ort um die Anlagen.

Welche Rendite- und Nachhaltigkeitsziele können Investoren mit Ihnen erreichen?
Unsere Fonds orientieren sich an den marktüblichen Renditen von 6,0% – 9,0%, wobei ich betonen möchte, dass wir momentan ausschließlich in „core renewable infrastructure“ in Westeuropa investieren. Unsere Investments erfüllen die Anforderungen des Art. 9 der Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR).

Yves, wenn Sie einen Wunsch für die Zukunft der Energieversorgung äußern könnten – welcher wäre das?
Mein Wunsch wäre eine vollständig dekarbonisierte Energieversorgung, die auf erneuerbaren Energien basiert und die Lebensqualität der Menschen weltweit verbessert. Dies erfordert innovative Technologien, starke politische Unterstützung und das Engagement aller Akteure in der Gesellschaft sowie viel Kapital.

Was möchten Sie potenziellen Investoren abschließend mit auf den Weg geben?
Ich möchte potenziellen Investoren mit auf den Weg geben, dass Investitionen in erneuerbare Energien nicht nur finanziell attraktiv sind, sondern auch einen bedeutenden Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels leisten. Außerdem korrelieren Infrastrukturinvestments in erneuerbare Energien nicht mit den Kapitalmärkten und tragen somit zur Diversifikation des Portfolios bei. Zusammen können wir eine nachhaltige und lebenswerte Zukunft gestalten.

Das könnte dich auch interessieren

„Sanctuaries“ für Wale und Delfine: Ein irreführendes Paradies?  Green & Sustainability
„Sanctuaries“ für Wale und Delfine: Ein irreführendes Paradies? 
Klimawandel andersrum – Kassandra hat jetzt Pause! Green & Sustainability
Klimawandel andersrum – Kassandra hat jetzt Pause!
Schock-Unfall macht klar: Windmühlen-Transport wird immer komplizierter  Green & Sustainability
Schock-Unfall macht klar: Windmühlen-Transport wird immer komplizierter 
Wird Schwarz-Rot den Heizungshammer beerdigen? Green & Sustainability
Wird Schwarz-Rot den Heizungshammer beerdigen?
Wie grüne Versprechen vom billigen Strom eine deutsche Industrie-Ikone in Wanken bringen  Green & Sustainability
Wie grüne Versprechen vom billigen Strom eine deutsche Industrie-Ikone in Wanken bringen