Life & Style Der Do-it-yourself-Cannabis-Anbau boomt

Der Do-it-yourself-Cannabis-Anbau boomt

Ein Jahr nach der Cannabis-Teillegalisierung ist die Szene putzmunter. Der niederländische Anbieter Royal Queen Seeds hat eine Dose entwickelt, in der alles drinsteckt, was der Cannabis-Anfänger zum Züchten braucht. Wer es professionell angehen möchte, kann auf ganze Anbau-Zelte zurückgreifen.

Sie sind bloß 15 Zentimeter hoch und 11 Zentimeter breit. Sie kommen in einem, wie es der Anbieter Royal Queen Seeds anpreist, „diskreten Paket bei Dir an“. Und das enthält alles, was es für das ultimative Cannabis-Zucht-Erlebnis braucht: Zwei Samen aus der umfangreichen Samenbank des niederländischen Anbieters, Anzuchtwürfel, Kokos-Kompost-Mischung und Nährstoffe. „iGrowCan“ nennt sich der Bestseller für Cannabis-Anfänger und die Niederländer sagen: Macht Spaß! „Wer gerne Kirschtomaten anbauen, soll es doch auch mal mit eigenem Gras probieren.“ Mit weniger als 20 Euro pro Büchse sei es erschwinglich. Die Qualität kontrolliert der Hobby-Züchter selbst und legal ist die Kiste auch, mehr als die erlaubten 50 Gramm kommen wahrscheinlich nicht nach den zehn bis zwölf Wochen Zuschauen beim Wachsen dabei heraus.

Die Cannabis-Szene ist offenbar höchst vergnügt. Royal Queen Seeds ist inzwischen einer der globalen Player. 2010 hatten die königlichen Samen-Anbieter zusätzlich zum Online-Handel ihren ersten Laden aufgemacht. Wo? Natürlich in Amsterdam, dort, wo auch heute noch im „Zentrum für Anbautechnologie“ die Anzuchtwürfel wachsen. Barcelona, Bangkok, Südafrika kamen dazu. Box-Legende Mike Tyson wurde zum Testimonial. Am 20. April, den Cannbis-Fans weltweit zu ihrem Tag ausgerufen haben, wird am Times Square eine gigantische installationsähnliche Werbefläche geschaltet. Die Kampagne „Germany, Let’s Grow!“ setzt sich aktiv für den Cannabis Eigenanbau in Deutschland als sicheren und nachhaltigen Weg zur Cannabisnutzung ein. 

Für die, die tiefer einsteigen und es großzügiger angehen wollen, bietet Royal Queen Seeds auch ganze Zelte zum Anbau an. So ein Growbox-Komplettset ist vollständig ausgestattet sind, um jede Saison reiche Ernte zu erzielen. Die Sets inklusive Lampen, Belüftung, Luftfiltern vereinfachen den Eigenanbau von Cannabis. Sie bieten eine kontrollierte Umgebung, die ein optimales Pflanzenwachstum fördert. „Privatsphäre und Diskretion sind garantiert, da „die Pflanzen vor neugierigen Blicken geschützt sind“, heißt es von Royal Queen Seeds. Gesunde Pflanzen, unzählige Ernten, egal ob es draußen regnet, oder schneit, oder die Sonne schneit – der nächst Grow kommt bestimmt und gelingt, lautet das Versprechen der Niederländer.

Ziemlich genau ein Jahr ist es her, dass die Ampelregierung in Berlin ihr Gesetz zur Cannabis-Legalisierung in die Tat umgesetzt hat. Seit dem 1. April 2024 ist der Konsum von Cannabis in Deutschland legal. Erwachsene ab 18 Jahren dürfen seitdem bis zu 25 Gramm Cannabis zum eigenen Verbrauch bei sich haben und zu Hause bis zu 50 Gramm aufbewahren. Im Eigenanbau sind sogar drei Pflanzen erlaubt. Das Scheitern der Regierung und die im Koalitionsvertrag zwischen den neuen Regierungsparteien festgehaltene Absicht, das Cannabis-Gesetz „ergebnisoffen zu evaluieren“, hat die Szene in der Zwischenzeit zu Hochleistungen angespornt: Sie schafft Tatsachen, bevor die Skeptiker die Diskussion dominieren.

Ziel der Teillegalisierung war es, den Schwarzmarkt austrocknen und die Qualität des konsumierten Cannabis verbessern. Und tatsächlich gibt es Indizien, dass diese Rechnung aufgeht. Die Teillegalisierung von Cannabis in Deutschland hat zu einem starken Rückgang der erfassten Rauschgiftdelikte gesorgt. Die Zahl der Fälle sank 2024 im Vergleich mit dem Vorjahr um 34,2 Prozent auf 228.104, wie aus der Polizeilichen Kriminalstatistik hervorgeht.

Während die politische Debatte weiter köchelt, nutzt Royal Queen Seeds die Gunst der Stunde. Das Unternehmen wirbt munter für den Eigenanbau von Cannabis. Mit Slogans wie „Guter Scheiß. Ohne Scheiß!“ weisen die Cannabis-Züchter darauf hin, dass die eine oder andere Pflanze außerhalb kontrollierter Zucht mit der einen oder anderen Fäkalie zum Wachsen animiert wird. Die Kampagne liefert dazu ein schlagendes Argument, dass sich auch die künftigen politischen Koalitionäre, die bekanntlich auf der Suche nach jedem Euro sind, gefallen dürfte. Die potenziellen Steuereinnahmen aus der Cannabis Teillegalisierung liegen bei 1,8 Milliarden Euro jährlich.