Innovation & Future Cheerio, Miss Sophie!

Cheerio, Miss Sophie!

Wie Tech-Influencerin Lara Sophie Bothur uns für neue Technologien begeistert.

Lara Sophie Bothur steht in einem megaschicken Londoner Kreativ-Studio. An den Wänden William-Morris-Motiv-Tapeten, die mehr an das vorherige Jahrhundert erinnern als daran, dass hier digitale Klone erstellt werden.

Sie stellt sich an die im Raum vorgegebene Markierung und spricht unterschiedliche Texte ein, die mal lustig, mal streng, mal konzentriert und eingehend sind. Es kommt auf Mimik, Gesten und Lippenbewegungen an. Denn vor ihr stehen: Kameras, Sensoren, High-Tech, die das bisher Unmögliche in nur wenigen Stunden möglich machen. Synthesia, ein Global Deloitte Partner und eine der führenden KI-Agenturen, baut hier das zweite Ich von Lara, die im normalen Berufsleben Firmeninfluencerin beim Beraterhaus Deloitte ist.

Einen Avatar, der in Zukunft mit Lara arbeitet und sich vielleicht sogar besser verkauft als das Original? „Verrückt“, murmelt sie, während ihr digitales Abbild auf dem Screen lebendig wird – perfekt ausgeleuchtet, niemals schlecht gelaunt, immer bereit für den nächsten Job.

Kein Stillstand mit dem digitalen Klon

„Ich könnte schlafen – und mein Avatar könnte Interviews geben“, lacht Lara. Klingt absurd? Ist aber Realität. Virtuelle Influencer wie Lil Miquela verdienen sechsstellige Beträge pro Kampagne, Deepfake-Avatare übernehmen Moderationsjobs, und Hollywood überlegt, ob es Stars überhaupt noch braucht. Echte Menschen? Zu teuer, zu kompliziert, zu unberechenbar. Die neue Regel: Wer sich klonen lässt, hat die besseren Chancen.  Doch für Lara ist das alles mehr als nur ein High-Tech-Experiment. „Mein Avatar ist keine Konkurrenz, sondern eine Erweiterung meiner selbst“, erklärt sie. „Er verstärkt meine Werte und Visionen.“ Sie gibt ihrem virtuellen Double sogar einen Namen: „Vielleicht Miss Sophie? Ein britischer Touch, passend zu London“, sagt sie.

 Während sie ihr neues, digitales Ich betrachtet, denkt sie bereits über Anwendungsmöglichkeiten nach: „Ich kann mir vorstellen, den Avatar gezielt einzusetzen, wenn ich keine Zeit habe. Aber viel interessanter ist die Frage nach dem Business-Case. Avatare sind ein strategisches Tool und nicht nur eine visuelle Optimierung.“ So verwendeten Firmen diese bereits, um ihre Conversion-Rate zu steigern oder die Kundenansprache zu optimieren. Ihre wahre Power läge in der Skalierbarkeit. Bei Deloitte in Deutschland nutzen sie „die Avatare, um die über 13000 Mitarbeitenden mit der Gen AI Driver License zu schulen.“

Show me the money

Digitale Avatare sind kein Liebhaberthema mehr – sie sind Big Business. Ein virtueller Werbespot? 5.000 bis 50.000 US-Dollar. Ein synthetischer Influencer? 100.000 Follower in wenigen Monaten, sechsstellige Gagen. Ein virtuelles Gucci-Kleid? 4.000 Dollar – ohne dass es jemals jemand trägt und schmutzig macht.

Während Designer wie RTFKT oder The Fabricant digitale Mode in NFT-Form verkaufen, ziehen Tech-Start-ups nach. Synthesia erstellt Avatare für Werbung und Unternehmensvideos, mit Preisen, die heute noch bei einigen Tausend Euro pro Avatar liegen. Die Tendenz? Fallend. Schon bald wird es Apps geben, mit denen sich jeder seinen Avatar für ein paar Hundert Euro generiert. Der Trend ist klar: In Zukunft kostet ein digitaler Klon weniger als ein Einkauf.

Lara sieht darin eine riesige Chance, vor allem in der Modebranche. „Avatare können für ein hyperpersonalisiertes Shopping-Erlebnis sorgen. Kunden probieren Kleidung an ihrem Klon an. Das reduziert Rücksendungen und macht den Online-Handel nachhaltiger. Unternehmen erkennen den Mehrwert solcher digitalen Identitäten immer mehr.“

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