Betreutes Banking
Zwischen Finanzmarkt-Aufsehern und Neobanken kracht es. Ist die deutsche Aufsichtsbehörde zum Standortrisiko für junge Finanz-Start-ups geworden?
Mal wieder gibt es Stress. Diesmal im Fokus von Verbraucherschützern und der BaFin: Trade Republic. Die Berliner Neobank, gegründet vor zehn Jahren, lockt Kunden mit hohen Zinsen. Derzeit bietet die Vollbank immer noch 2,75 Prozent auf Cash. Das kommt so gut an, dass die Kundenzahl 2024 auf acht Millionen stieg, also verdoppelte sich die Schar im Vergleich zum Vorjahr. Ärger macht nun die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Die sagt: Trade Republic lege seine Anlagestrategie nicht transparent genug offen. Nun wurde Klage gegen die Neobank eingereicht. Auch die BaFin schaut genauer hin. Konkret gibt es Kritik an der Einlagensicherung. Es geht darum, wo das Geld der Kunden angelegt wird und ob das Versprechen, dass Einlagen pro Konto und Kunde mit bis zu 100.000 Euro geschützt sind, tatsächlich stimmt. Während jene bei Partnerbanken durch die Einlagensicherung sicher sind, gilt das für Geldmarktfonds nicht. Aber genau dort liegt ein Teil der Kundengelder von Trade Republic. Hören wir doch mal nach.
Von der Bank heißt es dazu: „Die Produkte entsprechen den strengen Regularien der BaFin“. So sagt es ein Sprecher von Trade Republic sehr allgemein. Dazu gehöre weiter auch die volle Weitergabe der EZB-Zinsen auf das gesamte Guthaben und die Einbindung der Partnerbanken und Geldmarktfonds. „Der laufende Austausch mit der BaFin zu unseren Produkten und Innovationen beschreibt die normale Aufsichtspraxis“, heißt es aus der Hauptstadt. Die BaFin möchte sich zu diesem Vorgang nicht äußern, betont aber, dass sie „innovativen Geschäftsmodellen offen gegenüberstehe“ und diese eng begleite. Aha.
Also alles halb so wild? Wohl kaum. Vertrauen ist eines der wichtigsten Güter von Banken. Es leidet, wenn Aufseher oder Verbraucherschützer sich öffentlich beschweren – oder sogar klagen. „Aus Sicht der BaFin sind essenzielle Verbraucherschutzvorgaben nicht verhandelbar und immer einzuhalten“, macht ein Sprecher der Behörde dann doch deutlich. Was der BaFin-Truppe wichtig ist: Transparenz gegenüber den Kunden. „Hier würde die BaFin auch Aufsichtsmaßnahmen ergreifen“, sagt man. Ob es sich bei Trade Republic um eine Sonderprüfung handelt und ob Kunden um die Sicherheit ihrer Gelder fürchten müssen, möchte die BaFin nicht beantworten, sagt aber: „Kundengelder auf Treuhandsammelkonten unterliegen grundsätzlich der Einlagensicherung bis zu einem Betrag von 100.000 Euro pro Institut. Bei Geldmarktfonds besteht hingegen ein Kursrisiko bis zum theoretischen Totalverlust, wobei das Risiko des Totalverlusts als überschaubar eingeschätzt wird.“ Wie genau das Geld bei Trade Republic verwaltet wird und in welchem Umfang, entscheidet die Neobank selbst. Dem stimmen Kunden vertraglich zu. Kurzum: Kunden tragen ein theoretisches Risiko. Laut BaFin sei das aber eben „überschaubar“.
BaFin, don’t kill my growth
Auch N26 musste schmerzlich spüren, welch Macht die deutsche Aufsichtsbehörde besitzt. Im November 2021 verfügte die BaFin, dass jenes Geldhaus monatlich nur bis zu 50.000 neue Kunden aufnehmen dürfe. Hintergrund: Das Start-up hatte einzelne Geldwäsche-Verdachtsfälle zu spät gemeldet und Mängel im Risikomanagement aufgewiesen. Daraufhin hatte die deutsche Behörde einen Sonderbeauftragen geschickt, der sicherstellen sollte, dass alles sauber läuft. So passierte es, und die BaFin lockerte die Beschränkungen leicht: Im Dezember 2023 wurde die Grenze für Neukunden auf monatlich 60.000 angehoben.
Dem Tod von der Schippe gesprungen
Was heute easy klingt, hätte N26 fast gekillt. Denn Neobanken sind wie die meisten Start-ups auf schnelles Wachstum ausgelegt. Es geht um Größe, um eine Zukunftsstory, Gewinne sollen später kommen. Heute hat N26 etwa fünf Millionen Kunden und gewinnt allein in Deutschland mehr als 200.000 Neuanmeldungen pro Monat hinzu. Weshalb denn das? „Die Wachstumsbeschränkungen der BaFin wurden im Juni 2024 aufgehoben und der Sonderbeauftragte verließ das Unternehmen wie geplant zum Ende des Jahres, da alle Auflagen der BaFin vollumfänglich erfüllt wurden“, sagt ein Sprecher von N26 dazu. In diesem Jahr erwarte die Firma eine Umsatzsteigerung von 30 bis 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Sogar ein Börsengang sei eine „spannende Option“.