TikTok Shop: Chinas E-Commerce-Offensive als Fluch oder Segen für deutschen Onlinehandel
Bayerns Digitalminister feiert, Experten warnen
Die bayerische Landesregierung begrüßt die Ansiedlung enthusiastisch. „Mit der Ansiedlung von TikTok ist uns ein weiterer Coup gelungen, um München als Deutschlands Tech-Hauptstadt zu profilieren“, wird der bayerische Digitalminister Fabian Mehring in der Süddeutschen Zeitung zitiert. „Servus in München, TikTok – und herzlich willkommen im Team Bayern,“ fügte Mehring laut Abendzeitung hinzu.
Doch nicht alle teilen diese Euphorie. Gerrit Heinemann, Wirtschaftsprofessor an der Hochschule Niederrhein, sieht in der Expansion des TikTok Shops ein „nächstes Puzzleteil in Chinas Wirtschaftskrieg“. Seine Analyse geht über das reine Geschäftsmodell hinaus: „Chinas Fabriken erzeugen Überproduktion. Aus meiner Sicht ist TikTok Shop ein weiterer Weg, diese Überproduktion in den europäischen Markt zu drücken“, so Heinemann gegenüber „Spiegel.de“. Zudem kritisiert er den fragwürdigen Datenschutz der App.
Strategische Markterschließung mit 50 Mitarbeitern
Zum Start des Deutschland-Geschäfts plant TikTok, bis zu 50 Mitarbeiter in München zu beschäftigen. Diese vergleichsweise kleine Mannschaft soll den Grundstein für eine massive Marktexpansion legen. Das Konzept: Nutzer können Produkte entdecken und kaufen, ohne die App verlassen zu müssen – ein friktionsfreies Einkaufserlebnis, das etablierte Onlinehändler unter Druck setzen könnte.
Die Strategie folgt einem klaren Muster: Erst die Nutzer gewinnen, dann das Kaufverhalten prägen und schließlich den Markt dominieren. TikTok verfügt bereits über eine enorme Reichweite bei jüngeren Zielgruppen – genau jenen Konsumenten, die für klassische Händler zunehmend schwerer erreichbar sind.