Life & Style Rebellin der Reben: Wie Eva Fricke den Rheingau auf links dreht

Rebellin der Reben: Wie Eva Fricke den Rheingau auf links dreht

„In einer Welt, die sich ständig verändert, bleibt der Weinbau ein Ort, an dem Tradition und Innovation Hand in Hand gehen. Eva Fricke, eine der erfolgreichsten Winzerinnen Deutschlands, hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Erbe des Rheingaus in die Zukunft zu führen. Mit einem klaren Fokus auf Nachhaltigkeit und biologischen Anbau geht sie mutig neue Wege – sei es durch das innovative Vitiforstprojekt oder ihre limitierte The Eltville Collection, die Tradition neu interpretiert. Ihre Weine sind nicht nur Ausdruck der Region, sondern auch ihres persönlichen Engagements, Geschichte und Vision miteinander zu verbinden. Im Gespräch mit Eva Fricke geht es nicht nur um Wein – es geht um eine Haltung, die weit über die Rebe hinausgeht.“

Das ist ein eingängiger, persönlicher und gut ausbalancierter Einstieg, der sowohl den nachhaltigen Ansatz von Eva Fricke als auch ihre Philosophie und Leidenschaft für den Weinbau hervorhebt.

Ein Quereinstieg in den Weinbau ist nicht alltäglich. Was hat Sie persönlich an der Welt des Weinbaus so fasziniert, dass Sie beschlossen haben, in den Rheingau zu ziehen und ein Weingut zu gründen?

Es war die Faszination von der Rebsorte Riesling, die all die Facetten der Rheingauer Böden wieder spiegelt: von Schiefer und Quarzit zu sandigem Löss Lehm mit Ton oder Kieselsteinen des uralten Flussbetts mit Muschelkalk-Ablagerungen in den tieferen Bodenschichten, eben zum Beispiel in Eltville.

Diese Weine bringen eine beachtliche Aromenvielfalt und unterschiedliche Texturen hervor.

Ihr Weingut wurde mehrfach ausgezeichnet, darunter mit der höchsten Bewertung von James Suckling und Robert Parker. Was denken Sie macht Ihre Weine so besonders, dass sie international so eine Anerkennung finden? 

Ich denke dafür verantwortlich ist im Wesentlichen unser biologischer und nachhaltiger Anbau. Die Pflanzenstärkung durch pflanzliche und biologische Präparate, die uns erlauben selbst Kupfer zu reduzieren. Nur eine reine Landwirtschaft ermöglicht auch einen naturbelassenen und minimalistischen Ausbaustil im Keller. Und vielleicht auch meine internationalen Ausbildungserfahrungen bei einigen der besten Produzenten in Spanien, Italien, Frankreich und Australien vor über 20 Jahren. Bis heute bin ich mit einigen internationalen Kollegen und befreundeten Winzern eng verbunden.

Was sind die größten Herausforderungen, denen Sie als Frau in einer traditionell männlich dominierten Branche begegnen, und wie haben Sie diese überwunden?

Es gibt sicherlich „Wein Kreise“ und einen dort vorherrschenden zweifelhaften Stil, insbesondere im Handel in Deutschland und tatsächlich auch unter Kollegen, zu denen ich einfach keinen Zugang gefunden oder mich bewusst dagegen entschieden habe. Ich habe stattdessen einfach meinen eigenen Weinhandel und Import für nachhaltig angebaute Weine aus Europa gegründet: Delicious Green Selection.

Mein Eindruck ist, dass das „Frausein“ weniger ein Problem ist als mein Erfolg: Neben regelmäßig guten bis hohen Bewertungen und einer großen Nachfrage an unseren Weinen aus dem In- und Ausland mit Partnern in der internationalen Top Gastronomie, bin ich die erste Frau Deutschlands, die eine bzw. mittlerweile dreimal eine 100 Punkte Auszeichnung erhalten hat, und es ist auch das erste Weingut in der Geschichte des Rheingaus. Dazu haben wir die Auszeichnung für Weine aus einer Lage, die bis 2019 eher unbekannt war, bekommen, die Lorcher Krone, und noch für zwei edelsüße Weine und – die noch größere Kunst – für einem trockenen Top Wein. 2023 konnten wir die Auszeichnung wiederholen für eine edelsüße Trockenbeerenauslese aus der Lage Lorcher Schlossberg.

eva fricke winzerin portraet

Wie haben Sie es geschafft, die historischen Weinlagen von Schloss Eltz in die moderne Weinproduktion zu integrieren? Welche Herausforderungen gab es dabei?

Eine biologische Wirtschaftsweise ist eine Entscheidung, die ich jederzeit als Winzer treffen kann. Somit haben wir seit der Übernahme des Weinbergs unmittelbar mit der Umstellung zu Bioweinbau begonnen – so wie auf allen anderen Weinbergsflächen von uns auch.

Die zwei großen Herausforderungen waren der jahrelange Einsatz von Herbiziden und chemisch synthetischen Spritzmitteln, die in Boden und Pflanzen angereichert waren. Der Detox Prozess dauerte länger als die drei Jahre Umstellung zu zertifiziertem Bioanbau. Erstmals nach drei Jahren haben wir eine gesunde, kräftige Begrünung voller Blüten gesehen. 

Die Kraft der Natur zu sehen, die sie entfaltet, wenn wir sie dabei unterstützen, hat mich so gefreut und bestärkt in meinem Weg, dass ich 2024 unsere Jahrgangsbroschüre den wunderbaren kraftvollen Blüten und Pflanzen gewidmet habe. Die zweite große Herausforderung ist der Klimawandel mit trockenen heißen Sommern und flutartigen Regenfällen leider meist im September. In Jahren wie 2022 und 2024 fielen fast ein Drittel der Jahresniederschläge in diesem Zeitraum. Das fördert das Aufplatzen der Beeren und die Verbreitung von Pilzen. Wir haben daher 2024 begonnen, einzelne Bäume in die historische Anlage zu setzen. Wir versprechen uns davon auf Dauer eine Beschattung der Böden im Sommer und eine bessere Wasseraufnahme im Herbst.

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