Productivity & New Work Das kann weg: der Leiterbeauftragte

Das kann weg: der Leiterbeauftragte

Auch bei kleineren Unternehmen kommen auf diese Weise gut und gerne ein Dutzend Beauftragte zusammen. Die Mitarbeiter müssen also einen Teil ihrer Arbeitszeit für die Tätigkeit als Beauftragter erbringen. Doch Unternehmen wollen ihre Mitarbeiter in erster Linie für Forschung, Produktion, Service oder Verkauf einsetzen. Und nicht für Verwaltungsaufgaben. Doch dieser Verwaltungsbereich nimmt in allen Betrieben stark zu.

Familienunternehmen machen die Erfahrung, dass sie mehr Leute für Administration einstellen müssen, um bei der Flut der Bürokratiepflichten hinterherzukommen. In Umfragen der Stiftung Familienunternehmen sagen fast 70 Prozent der Unternehmen, dass zu viel Bürokratie sie von Investitionen abhält. Das beginnt bei den kleinen Dingen wie dem Trittleiterbeauftragten. Weil es unzählige solcher Regelungen, Checklisten und Berichtspflichten gibt, sind zu viele Mitarbeiter nicht mehr produktiv tätig. 

Was sollte der Gesetzgeber tun? Ganz klar: Die Zahl der Beauftragten kann deutlich reduziert werden. Das ist möglich, ohne die Unfallrisiken zu erhöhen. Wenn es weniger Beauftragte gibt, müssen auch weniger Leute auf Schulungen und Seminare geschickt werden. Die Aufgabe des Leiterbeauftragten könnte zum Beispiel der Sicherheitsbeauftragte übernehmen, den es ja auch noch gibt. Oder die Haustechnik erledigt das mit. Überhaupt sollte der Gesetzgeber stärker darauf vertrauen, dass die Unternehmen selbstständig ihrer Verantwortung nachkommen. 

Wir müssen entrümpeln. Mein Appell an die nächste Bundesregierung:  Die Zahl der Betriebsbeauftragten auf den wirklichen notwendigen Kern reduzieren. Jedes einzelne Beauftragten-Wesen, das gestrichen wird, schafft unternehmerischen Freiraum. Bei drei Millionen Betrieben in Deutschland kommt hier eine nennenswerte Entlastung zusammen.  

Hier könnte die Regierung im Übrigen mit gutem Beispiel vorangehen und auch bei sich anfangen. Denn sie hat innerhalb der Regierung eine Vielzahl von Beauftragten geschaffen. Neben dem Mittelstandsbeauftragten gibt es nach wie vor den Beauftragten für den Bonn-Berlin-Umzug oder den Beauftragten für die Sozialversicherungswahlen. 43 Beauftragte hat allein die noch im Amt befindliche Bundesregierung bestellt. Die neue Regierung sollte unnötigen Ballast über Bord werfen.

Haben Sie selbst ein Beispiel erlebt, bei dem die Bürokratie so zugeschlagen hat, dass Sie fassungslos waren? Und Sie möchten, dass davon auch andere erfahren? Dann schreiben Sie uns eine Mail an mein-bericht@focus.de. 

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