Chiprevolution in Heilbronn: Warum Imec die Autoindustrie elektrisiert
Forschung statt Fabriken: Strategiewechsel mit Potenzial
Die Ansiedlung kommt zu einem kritischen Zeitpunkt. Nachdem zwei amerikanische Halbleiterkonzerne ihre milliardenschweren Produktionspläne in Deutschland gekippt haben, droht Europa bei der angestrebten Chip-Autonomie zurückzufallen. Die EU will den europäischen Anteil an der weltweiten Produktion bis 2030 auf 20 Prozent verdoppeln – ein ambitioniertes Ziel.
Statt auf Fertigung setzt Deutschland nun verstärkt auf Forschungskompetenz. Der Imec-Standort könnte dabei zum Katalysator werden, besonders für die Automobilindustrie. Deutsche Hersteller und Zulieferer erhalten direkten Zugang zu Spitzenforschung, ohne nach Belgien reisen zu müssen.
Globale Expansion eines Forschungsriesen
Für Imec selbst ist der Schritt nach Deutschland Teil einer internationalen Wachstumsstrategie. Mit rund 6.000 Beschäftigten ist das Institut in seiner belgischen Heimatregion Flandern an Kapazitätsgrenzen gestoßen. „Imec ist inzwischen viel zu groß für Flandern“, erklärte Frank Bösenberg, Geschäftsführer des Branchenverbands Silicon Saxony, dem Handelsblatt. Die Region könne weder die Projekte ausreichend mitfinanzieren noch genügend Fachkräfte bereitstellen.
Das Institut hat daher weltweit Ableger gegründet – in den USA, Japan und den Niederlanden. Im vergangenen Jahr kündigte Imec zudem 450 neue Arbeitsplätze in Spanien an. Die Expansion nach Deutschland reiht sich in diese globale Strategie ein, bringt aber durch den Fokus auf Automobilchips eine besondere Spezialisierung mit.