Bald ist es soweit: Der Brief bleibt ungeschrieben. Die Post macht dicht. Eine Ära geht zu Ende
Die schärfste Pony-Konkurrenz kam auf Gleisen. Wobei die Eisenbahn-Postwaggons angesichts des Tempos der Lokomotiven nicht gegen Überfälle immun waren. Aber auch größeres Tempo half am Ende nicht – der „Große Postraub” von 1963 erbrachte nach heutigem Wert 46 Millionen Euro, und die Täterbande konnte zunächst entkommen. Vielleicht typisch britisch, dass die gewaltlos vorgehenden Delinquenten schnell zu Volkshelden avancierten. Man fasste bald zwölf der Täter, Bandenchef Bruce Reynolds ging 1968 ins Netz, und der berühmt-berüchtigte Ronald Biggs brach schon 1965 wieder aus dem Gefängnis aus und narrte fortan die Polizei auf drei Kontinenten, ehe er zurück in Großbritannien 2009 begnadigt wurde. In Deutschland fesselte eine der zahlreichen Verfilmungen die Fernsehzuschauer mehrteilig schon 1966.
Rund sieben Millionen Briefsendungen, Wertbriefe und Einschreiben, darunter 600.000 aus Deutschland, die mit der „Titanic” 1912 untergingen, beschäftigen noch heute Forscher und Sammler. Die heroische Geschichte der Postler an Bord auch: Die fünf Mitarbeiter des britischen Postamtes auf der Titanic hievten nach der Kollision des Schiffes mit dem Eisberg die schweren Säcke verzweifelt über mehrere Decks nach oben – obwohl auf der Brücke längst bekannt war, dass die Titanic sinken würde. Alle fünf Postler kamen im eisigen Atlantik ums Leben. Einige Postsäcke schwammen auf dem Wasser und wurden geborgen; es gibt sogar Briefe, die von Expeditionen zum Wrack in der Tiefe hochgeholt wurden – natürlich in keinem guten Zustand.
„Seit ich dich verlasse, bin ich stets traurig. Mein Glück besteht einzig darin, dir nahe zu sein. Stets erinnere ich mich an deine Liebkosungen, deine Tränen, deine zärtliche Sorge. Die unvergleichliche Joséphine entzündet in meinem Herzen ein brennendes und feuriges Verlangen…” – diese Zeilen schrieb Napoleon Bonaparte von einem seiner Feldzüge an seine verehrte Joséphine, kurz nach ihrer Hochzeit. Dass die Antworten der Kaiserin eher kühl ausfielen und manchmal gar ganz ausblieben, soll den französischen Feldherrn schier um die Contenance gebracht haben. Immerhin sind seine romantischen Züge für die Nachwelt erhalten; sie zu erleben, war nicht vielen vergönnt, jedenfalls nicht vor Moskau oder auf einem anderen Kriegsschauplatz.