Political Campaigning – Wie Maximilian Flügge das Heizungsgesetz zu Fall brachte
Die finale Version des Gesetzes unterscheidet sich fundamental vom ersten Entwurf. Wie viel davon war tatsächlich Ihr Verdienst?
Die Fakten sprechen für sich: Bei der Plenardebatte zur Verabschiedung des Gesetzes im Deutschen Bundestag wurde Haus & Grund von praktisch allen Seiten – Regierung wie Opposition – als maßgeblicher Akteur für die Neuausrichtung ausdrücklich genannt. Das ist in der Berliner Politik mehr als ungewöhnlich und spricht Bände.
In der Öffentlichkeit wird das anders wahrgenommen. Was ist Ihre Erklärung dafür?
Wir haben bewusst einen anderen Weg gewählt: Keine klassische Kampagne mit Logo und Corporate Design, kein sichtbares Konzept – stattdessen haben wir eine authentische Bürgerbewegung katalysiert. Der Verband agierte dabei völlig transparent, aber eben nicht als Kampagnenorganisation, sondern als Impulsgeber für einen breiten gesellschaftlichen Diskurs. Wir haben Fakten geliefert, echte Betroffene zu Wort kommen lassen und so die Debatte von einer technokratischen auf eine gesellschaftspolitische Ebene gehoben. Das war der Schlüssel zum Erfolg.
Heute ist „Heizungsgesetz“ zum Synonym für gescheiterte Regierungspolitik geworden. War das Ihr Ziel?
Nein, und das ist eine interessante Entwicklung. Der Begriff hat eine Eigendynamik genommen. Wenn heute jemand „Heizungsgesetz“ sagt, geht es längst nicht mehr um Heizungen. Es ist zum Sinnbild geworden für eine Politik, die den Kontakt zur Lebensrealität der Menschen verloren hat. Das war nicht unser ursprüngliches Ziel, aber es zeigt, wie tief der Begriff die Stimmung im Land getroffen hat.
Mit Blick auf die vorgezogene Bundestagswahl: Tragen Sie als Initiator so einer Kampagne eine Mitverantwortung für die aktuelle Regierungskrise?
Meine Aufgabe ist es, in öffentlichkeitsrelevanten Situationen die Interessen meiner Mandanten zu vertreten und die Deutungshoheit über einen Sachverhalt zu gewinnen. Was die internen Konflikte und Krisen der Ampelregierung angeht – damit habe ich nichts zu tun. Das sind hausgemachte Probleme, für die die Koalition selbst die Verantwortung trägt. Mein Feld ist die strategische Kommunikation, nicht Mediation.
Zur Person Maximilian Flügge:
Der promovierte Medienwissenschaftlicher begann seinen Werdegang im Deutschen Bundestag, anschließend arbeitete er als Lobbyist und Public Affairs-Berater. In seiner heutigen Funktion als selbständiger Berater für Strategie und Kommunikation berät er Institutionen, Unternehmen und CEOs.