Leadership & Karriere Linksruck bei Jungwählern: Die Linke triumphiert mit 27 Prozent

Linksruck bei Jungwählern: Die Linke triumphiert mit 27 Prozent

Bei der Bundestagswahl 2025 wählen 18- bis 24-Jährige überraschend Die Linke zur stärksten Kraft. AfD legt ebenfalls zu, während etablierte Parteien Verluste verzeichnen.

Die Bundestagswahl 2025 hat zu einem politischen Erdbeben in der jüngsten Wählergruppe geführt. Die Linke konnte bei den 18- bis 24-Jährigen einen sensationellen Erfolg verbuchen und wurde mit 27 Prozent stärkste Kraft. Auch die AfD legte in dieser Altersgruppe deutlich zu, während etablierte Parteien massive Verluste hinnehmen mussten. Diese überraschende Entwicklung wirft Fragen über die politische Orientierung junger Menschen und deren Zukunftsvorstellungen auf.

Die Linke: Vom Underdog zum Jugendmagnet

Der Triumph der Linken bei den Jungwählern kam für viele Beobachter unerwartet. Mit einem Zugewinn von 19 Prozentpunkten im Vergleich zur Bundestagswahl 2021 erreichte die Partei 27 Prozent der Stimmen in der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen. Jugendforscher Simon Schnetzer erklärt diesen Erfolg: „Viele junge Menschen haben das Gefühl, dass ihre Probleme nicht ernst genommen werden und dass politische Maßnahmen an ihrer Lebensrealität vorbeigehen.“ Die Linke habe es geschafft, diese Frustration aufzugreifen und in Wählerstimmen umzumünzen.

Ein wesentlicher Faktor für den Erfolg war das Auftreten der Spitzenkandidatin Heidi Reichinnek. Die 36-Jährige wurde im Wahlkampf zur Ikone vieler junger Linker. Ihre Bundestagsrede gegen das Einreißen der Brandmauer zur AfD wurde in sozialen Medien mehrere Millionen Mal geteilt. Bei Veranstaltungen wie dem „Techno-Tischtennis“ in Hamburg wurden Reichinnek und der Parteivorsitzende Jan van Aken wie Popstars gefeiert.

AfD profitiert von Unzufriedenheit junger Wähler

Neben der Linken konnte auch die AfD bei den jungen Wählern zulegen. Mit 19 Prozent der Stimmen in der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen verzeichnete die Partei einen Zuwachs von 12 Prozentpunkten im Vergleich zur letzten Bundestagswahl. Jugendforscher Schnetzer betont gegenüber der „Zeit“: „Interessant ist, dass sich viele junge AfD-Wähler selbst gar nicht als extrem rechts, sondern als konservative Mitte begreifen.“

Die Zugewinne der AfD zeigen, dass auch rechte Positionen bei einem Teil der jungen Wählerschaft auf Resonanz stoßen. Allerdings gibt es Hinweise darauf, dass die zunehmend schärfere Rhetorik von AfD-Spitzenpolitikern wie Alice Weidel einige potenzielle junge Wähler abgeschreckt haben könnte.

Etablierte Parteien verlieren massiv an Zustimmung

Während Die Linke und die AfD zulegen konnten, mussten die etablierten Parteien erhebliche Verluste bei den jungen Wählern hinnehmen. Die CDU/CSU erreichte nur noch 14 Prozent, die SPD 12 Prozent und die Grünen 12 Prozent. Besonders dramatisch war der Absturz der FDP, die von 21 Prozent bei der letzten Bundestagswahl auf nur noch 6 Prozent fiel.

Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig. Bei der SPD wird laut Simon Schnetzer eine fehlende Richtung wahrgenommen: „Viele haben nicht verstanden, warum die Partei Olaf Scholz überhaupt noch einmal als Kanzlerkandidaten aufgestellt hat.“ Die FDP habe ihr Freiheitsversprechen aus der Corona-Zeit nicht in konkrete Politik für junge Menschen umsetzen können. Bei den Grünen scheint das Thema Klimaschutz allein nicht mehr auszureichen, um junge Wähler zu mobilisieren.

Geschlechterspezifische Unterschiede im Wahlverhalten

Ein interessanter Aspekt des Wahlverhaltens junger Menschen sind die Unterschiede zwischen den Geschlechtern. „Während junge Frauen deutlich häufiger linke Parteien wie die Grünen wählen, tendieren junge Männer stärker zu konservativen und rechten Parteien wie der CDU oder der AfD“, erläutert Jugendforscher Schnetzer.

Besonders auffällig war dieser Unterschied bei der Union. Äußerungen von Spitzenkandidat Friedrich Merz zum Rollenbild der Frau und Positionen wie der Erhalt des Abtreibungsparagraphen 218 haben vor allem junge Frauen abgeschreckt. Im Osten Deutschlands ist das Geschlechtergefälle bei Union und AfD allerdings weniger ausgeprägt als im Westen.

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