Inside Northvolt: Chaos beim Batteriehersteller, in den Habeck 600 Millionen investierte
Wenn der Wirtschaftsminister genau geprüft hätte, wem er da Millionen anvertraute, hätte sich ein differenziertes Bild ergeben. Liefer- und Qualitätsprobleme bei Northvolt sind länger bekannt. Und ausgerechnet VW schreibt seine Beteiligung an Northvolt seit Jahren immer weiter ab.
Hätte er es wissen können? Das ist die Frage, mit der sich der grüne Kanzlerkandidat Robert Habeck herumschlagen muss, wenn er nach dem Grund gefragt wird, warum der Haushaltsauschuss des Bundes im Oktober 2023 noch die Haftung für eine 600 Millionen Euro schwere Wandelanleihe übernahm, die der der schwedische Batteriehersteller Northvolt von der staatlichen KfW-Bank bekommen sollte. Northvolt baut im schleswig-holsteinischen Heide eine Batteriefabrik und das Geld sollte diese Investition absichern. Ob die Fabrik jemals läuft, ist inzwischen aber alles andere als sicher.
Der Fall ist brisant, denn Northvolt hat im Dezember 2024 in Houston, Texas am dortigen Bankruptcy Court einen Antrag auf ein Sanierungsverfahren nach US-Insolvenzrecht gestellt. Die KfW hat daraufhin ihre 600 Millionen Euro vom Bund und dem Land Schleswig-Holstein zurückgefordert. Und Habeck musste sich deswegen in der vergangenen Woche vor dem Haushaltsauschuss des Bundestags rechtfertigen.
Zusätzlichen Zündstoff erhält das Verfahren, weil Habeck ein Gutachten, auf dessen Grundlage die Förderzusage getroffen worden war, als „geheim“ einstufen ließ. Die Abgeordneten können es seither nur mit einer Sondergenehmigung einsehen – was einige auf die Palme brachte: FDP-Vize Wolfgang Kubicki schimpfte, die nachträgliche Geheimeinstufung sei „rechtlich nicht zulässig“. Das Ministerium weist das zurück und nennt zu Begründung „Geschäfts- und Betriebsgeheimnisse von Northvolt“, die unter Verschluss bleiben müssten. Ein Sprecher versichert, dass in dem Gutachten der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC „gute Aussichten für die Rückzahlung der Wandelanleihe“ bescheinigt wurden.
Hätte Habeck also trotz eines solch offenbar rosigen Gutachtens bei der Entscheidung für die Absicherung der Wandelanleihe wissen können, dass das heikel wird? Wer sich auf Spurensuche begibt, stolpert auf einige Ungereimtheiten, die schon früh Northvolt in ein nicht ganz so rosiges Licht tauchen. Die interessanteste Entwicklung dabei hätte Habeck eigentlich nicht entgehen dürfen: Größter Anteilseigner an Northvolt ist seit dem Jahr 2019 der halbstaatliche VW-Konzern. Volkswagen beteiligte sich zunächst mit 900 Millionen Dollar an dem Batteriehersteller, der damals noch ein besseres Startup war. In einer zweiten Finanzierungsrunde schossen die Wolfsburger im Jahr 2021 weitere 620 Millionen US-Dollar dazu. Mit den so bezahlten knapp 1,5 Milliarden Dollar hielt VW seinen Anteil von rund 20 Prozent konstant und besaß einen Sitz im Aufsichtsrat.