Diese Frau schmiedet gerade Europas neuen Rüstungskonzern
In dieser Woche hat die Investorin einen ihrer größeren Auftritte. Beim Gipfeltreffen zu Künstlicher Intelligenz in Paris, zu dem Frankreichs Präsident Emmanuel Macron geladen hat, weil er Donald Trumps milliardenschwere KI-Initiative nicht unbeantwortet lassen wollte, ist sie dabei. Sie bringt eine Botschaft mit, die Macron – und eigentlich auch dem noch amtierenden Kanzler Olaf Scholz – Freudentränen in die Augen treiben müsste, falls der Wahlkampf das gerade zulässt: Auf ihre Initiative wollen verschiedene Kapitalgeber in den kommenden fünf Jahren 150 Milliarden Euro in die KI-Entwicklung in Europa investieren. Das ist beachtlich, auch wenn Trump von 500 Milliarden Dollar spricht. Solche Summen klingen immer gewaltig und sind selten wirklich nachprüfbar. Aber immerhin: Der Wumms ist da. Sogar ein „Doppelwumms“, um in der Wortwahl des Kanzlers zu bleiben.
Die Fürstin geht, wenn sie eine Entscheidung trifft, „all in“. Ihre Mission: Brücken bauen zwischen der traditionellen deutschen Industrie und den Startups. Sie ist überzeugt, dass Deutschland das Know-how und die Köpfe hat, um wirtschaftlich weiterhin vorne mitzuspielen. Was sie stört, ist das Narrativ vom „kranken Mann“. „Ich will mit daran arbeiten, dass in zehn Jahren drei der weltweit zehn größten Tech-Konzerne europäisch sind.“
An so einem Fall arbeitet sie gerade. Es ist nicht zuletzt ihr Verdienst, dass zwei der wertvollsten Startups Europas jetzt gemeinsam aufrüsten: Der französische KI-Superstar Mistral und das Rüstungs-Einhorn Helsing wollen zusammen dafür sorgen, „dass Menschen und KI im Krieg besser zusammenarbeiten“. Ziel der Partnerschaft sei die gemeinsame Entwicklung „von KI-Systemen für die Verteidigung Europas“, schreiben beide Unternehmen. Für Mistral ist das ein neuer Schritt, da das Unternehmen bisher – anders als Helsing – nicht im Bereich Militär und Verteidigung tätig war. Helsing-Mitgründer Gundbert Scherf betont die Bedeutung der Partnerschaft für Europas Position in der globalen KI-Entwicklung: „Europa muss seine Stärke als globaler Akteur zeigen, und eine führende Rolle in der KI ist dafür entscheidend – sowohl für unsere Sicherheit als auch unseren Wohlstand.“ Sein Kollege Arthur Mensch von Mistral schwärmt von Verteidigungssystemen, „die Europa stärker und sicherer machen“.
Mistral wurde erst 2023 von Mensch und zwei Partnern gegründet, die von Googles KI-Sparte DeepMind und der KI-Abteilung von Meta stammen. Nur wenige Wochen nach der Gründung machte Mistral europaweit Schlagzeilen, weil das Startup 105 Millionen Euro von Investoren einsammelte. Unter den Geldgebern: „La Famiglia“. In nur sieben Monaten erreichte Mistral den Einhorn-Status. Ein Jahr nach der Gründung war Mistral bereits mit sechs Milliarden Euro bewertet. In den Köpfen der Investoren wächst bereits die Vorstellung eines neuen europäischen Technologie-Giganten – ganz nach dem Geschmack von Jeanette zu Fürstenberg. Schließlich bezeichnet sie den ehemaligen Telekom-Chef René Obermann als ihren Mentor, und der ist Aufsichtsratschef von Airbus. Sie hat etwas gegen das, was sie in Deutschland seit Jahren beobachtet: eine „Welle der Selbstentwertung“. „Wir versagen uns den Mut, unsere Zukunft selbst zu gestalten“, sagt sie und fragt: „Wohin soll das führen?“
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