Der Krieg ist genauso teuer wie der Frieden
Abseits der menschlichen Katastrophe, die der Ukraine-Krieg bedeutet, versuchen Ökonomen zu berechnen, was ein Frieden für die Wirtschaft bringt. Das Ergebnis ist ernüchternd.
Noch Schweigen die Waffen nicht. Es scheint allerdings eine Chance zu geben, dass die Kämpfe zwischen Russland und der Ukraine einem kalten Krieg weichen, und eine Art von angespannter Normalität einkehren wird. Was bedeutet das für die Wirtschaft in Deutschland?
Es ist eine Rechnung mit zahlreichen Unbekannten. Unter der Annahme – einer von vielen möglichen – dass die heiße Phase im Ukrainekrieg von einer Art Kaltem Krieg abgelöst wird, mit erstarrten Fronten auf beiden Seiten, das vom Militär bestimmte Alltagsleben sich jedoch normalisiert, könnten die deutschen Unternehmen bis zu einem gewissen Grad aufatmen. Denn relative Stabilität würde Geschäfte sowohl in der Ukraine als auch später in Russland wieder ermöglichen. Aus den nicht zerstörten Gebieten sind Exporte wahrscheinlich, darunter auch Grundstoffe für die deutsche Industrie. Nach aktuellen Analysen des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW Köln) hat der Ukrainekrieg maßgeblichen Anteil an den gestiegenen Energiekosten der Wirtschaft, an der Unterbrechung von Lieferketten und dem Ausfall von Vorleistungsprodukten. Der Wegfall der kriegerischen Risiken würde also diese Nachteile zumindest verringern – es handelt sich hier immerhin um Milliardensummen.
Kaum verwunderlich, dass der Ostauschuss der deutschen Wirtschaft sich bereits zu Wort meldet mit der Forderung, den Gesprächsfaden nach Moskau wieder aufzunehmen. Der Handel mit Russland ist im abgelaufenen Jahr weiter eingebrochen. Nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes betrug das Minus 25 Prozent, vor allem die Einfuhren schrumpften stark. Aktuell belegt Russland unter den deutschten Handelspartnern noch Platz 45. Der Ostausschuss hofft auf Normalisierung, rechnet aber mit langen Zeiträumen für eine nennenswerte Besserung. Gleichzeitig erholte sich das Geschäft mit der Ukraine, die nun vor Russland in der Statistik auftaucht. Bei der Berechnung sind allerdings Waffenlieferungen inbegriffen, was die Daten in Friedenszeiten anders aussehen lassen würde.