Weidel zu Adolf Hitler: Wo hat sie Recht und wo Unrecht?
War Hitler Sozialist oder Kommunist?
Hitler war kein Kommunist, hier irrt sich Weidel. Hitler bekämpfte die Kommunisten. Er sah sie als seine gefährlichsten Rivalen im Kampf gegen die liberale Demokratie und den Kapitalismus. Aber Hitler war ein Sozialist, hier hat Weidel Recht. Beim Nationalsozialismus ist der Anspruch, eine Synthese von Nationalismus und Sozialismus zu sein, oft nicht ernst genommen und bestritten worden. Für Hitler waren die Begriffe „Nationalismus“ und „Sozialismus“ keine Gegensätze. Der nationale Gedanke, so Hitler, „ist für uns Deutsche identisch mit dem sozialistischen. Je fanatischer national wir sind, umso mehr muss uns die Wohlfahrt der Volksgemeinschaft am Herzen liegen, d.h. umso fanatischer sozialistisch werden wir sein.“ Die rücksichtslose Vertretung der Interessen des Volkes nach innen, gemäß dem Grundsatz „Gemeinnutz vor Eigennutz“, war für Hitler Sozialismus, die rücksichtslose Vertretung der Interessen des Volkes nach außen, bedeute Nationalismus.
Der Historiker Götz Aly hebt in seinem Buch „Hitlers Volksstaat“ die vielen Anleihen des nationalen Sozialismus aus dem linkssozialistischen Ideenvorrat hervor. Für Millionen Deutsche habe das Attraktive am Nationalsozialismus in dem völkischen Gleichheitsversprechen gelegen. „Für diejenigen, die zu der als rassisch einheitlich definierten Großgruppe zählten – das waren 95 Prozent der Deutschen –, verringerten sich die Unterschiede im Binnenverhältnis. Für viele wurde das staatspolitisch gewollte Einebnen der Standesdifferenzen in der Staatsjugend fühlbar, im Reichsarbeitsdienst, in den Großorganisationen der Partei und langsam selbst in der Wehrmacht.“
Hitlers Eintreten für die Schleifung traditioneller Privilegien und seine in unzähligen öffentlichen, aber auch internen Äußerungen vertretene Forderung, Arbeitern bessere Aufstiegsmöglichkeiten zu geben, entstammt seiner sozialdarwinistischen Philosophie. Hitler sah das Bürgertum als kraftlos, dekadent, verfault und schwach an. Zahllose Äußerungen belegen dies. Umgekehrt sah er in den Arbeitern eine „Kraft- und Energiequelle“. In seinen „Tischgesprächen“, also den von Hitler-Vertrauen angefertigten Aufzeichnungen über seine nächtlichen Monologe im vertrauten Kreis, spielte das Thema eine zentrale Rolle. „Das ist die nationalsozialistische Lehre: dass man die Kräfte nimmt, gleich aus welchem sozialen Stand sie kommen.“