Was Zuckerbergs Faktencheck-Wende für die Kommunikation deutscher Unternehmen bedeutet
Gastbeitrag von Miriam Schwellnus (geb. Rupp), Gründerin und Geschäftsführerin von Mashup Communications.
Ein falsches Zitat von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier oder ein Fake-Video zum Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg – das sind Falschmeldungen, die in Sekundenschnelle Millionen Menschen erreichen können und gesellschaftlichen Schaden anrichten. Externe Faktenchecks, wie sie in den USA nun ein Ende finden, sollten genau vor solchen Gefahren schützen. Für Unternehmen bedeutet dies ein zusätzliches kommunikatives Spannungsfeld, denn Desinformationen können auch sie direkt treffen – sei es durch Reputationsverluste oder die Verunsicherung der eigenen Mitarbeitenden.
In Deutschland und der EU gelten mit dem Digital Services Act strengere Vorschriften, die Plattformen dazu verpflichten, gegen Hass, Hetze und illegale Inhalte vorzugehen. Dass Zuckerberg die EU-Digitalgesetze bereits als „Zensur“ kritisiert hat, unterstreicht, dass Unternehmen die Entwicklungen in den USA nicht ignorieren sollten.
Hierzulande wird Meta weiterhin mit etablierten Partnern wie dpa, AFP und Correctiv zusammenarbeiten, um Inhalte zu prüfen, die auf Online-Plattformen wie Facebook oder Instagram viral gehen. Wenn allerdings eine Desinformation von den externen Faktencheckern entlarvt wurde, wird dieser nicht gelöscht oder “zensiert”. Der entsprechende Post wird vielmehr gekennzeichnet mit einer Erklärung, warum der Inhalt falsch ist. Die Nutzer:innen auf Social Media entscheiden selbst, ob sie den externen Faktencheckern die Autorität verleihen, die Gesellschaft auf diesem Weg mit verlässlichen Informationen zu stärken.
Während die Auswirkungen dieser Kehrtwende auf den deutschen und europäischen Markt noch unklar sind, zeigt Metas Entscheidung bereits: Das Modell, mit einem unternehmerischen Richtungswechsel um politische Gunst zu werben, macht Schule. Genau wie beim Umgang mit Desinformation sind weitere Rückschritte in den Bereichen New Work sowie der Förderung von Diversity, Equity und Inclusion (DEI) zu befürchten. Flexible Arbeitsmodelle oder die Förderung von Vielfalt und Chancengleichheit? Womit sich Unternehmen heute als attraktiver Arbeitgeber positionieren konnten, mag morgen als “woker“ Trend weggewischt werden – und das auch hierzulande.
In einer Zeit, in der KI-Technologien und digitale Transformation viele Branchen radikal verändern, ist das zu kurzfristig gedacht. Unternehmen sichern sich gerade Glaubwürdigkeit, indem sie ihre Kommunikation an nachhaltigen Strategien ausrichten. Nur so werden sie sich langfristig das Vertrauen von Mitarbeitenden und der Öffentlichkeit sichern können. Die Faktencheck-Wende in den USA darf dabei als Weckruf dienen – für mehr Verantwortung in der Unternehmenskommunikation und ein klares Bekenntnis zu den eigenen Werten.