Green & Sustainability Schock-Unfall macht klar: Windmühlen-Transport wird immer komplizierter 

Schock-Unfall macht klar: Windmühlen-Transport wird immer komplizierter 

Beispiele hat Schgeiner viele zur Hand: In manchen Bundesländern darf nur nachts mit Schwertransporten gefahren werden, in anderen auch tagsüber. Die Folge: Die Kolosse der Straße bleiben an Bundesländergrenzen hängen und verstopfen dort die Rastplätze – wie jetzt mit dramatischen Folgen in Wietmarschen. Mancherorts wird ein Begleitfahrzeug gebraucht, anderswo nicht. Die eine Kommune will das Gewicht aufs Kilogramm genau wissen, die andere nicht. Der dadurch entstehende Genehmigungsstau potenziert sich: Weil die Genehmigungen immer länger brauchen, reichen Transportunternehmer ihre Anträge immer früher pro forma ein. Am Ende ziehen sie dann wie aus einem Kartenstapel den passenden heraus und benutzen nur ihn für einen Transport, während die Verwaltung zahlreiche weitere Anträge völlig zweckfrei geprüft hat. Die Zahl der beantragten Genehmigungen für Schwertransporte auf deutschen Straßen sei deswegen auf etwa eine Million im Jahr gewachsen.

Ein Leitfaden des Verbands zum Transport stellt fest, dass allein die größer werdenden Rotorblätter von Windkraftanlagen dazu führen, dass die Gesamtlänge der Schwertransporte an die 100 Meter beträgt – eine Länge, die jetzt zu dem Unfall führte. Das seien Ausmaße, die es unmöglich machen, enge Aus- und Einfahrten an Autobahnen zu benutzen. Die Folge: Die Straßen müssen eigens umgebaut werden, Bäume gerodet und Absperrungen abmontiert werden.

Bei den Bundesländern und inzwischen auch im Verkehrsministerium kennt man das Problem und hatte einst unter Federführung von Hessen ein digitales Genehmigungssystem namens Vemags entwickelt. Der durchschlagende Erfolg blieb jedoch bisher aus, die Genehmigungsverfahren zogen sich weiter in die Länge – und die Energiewende wartete in der Amtsstube. Mitte des vergangenen Jahres wurde es allen Beteiligten zu bunt, und eine sogenannte Task Force „zur Optimierung der Erlaubnis- und Genehmigungsverfahren für Großraum- und Schwertransporte“ sollte unter Federführung des Bundesverkehrsministeriums Vorschläge für schnellere und gefahrlosere Transporte erarbeiten. Ergebnis ist ein 17-seitiger Maßnahmenkatalog, der vor allem darauf abzielt, die digitalen Genehmigungsverfahren zu beschleunigen. Auch andere kritische Punkte identifizierten die Beamten: So fiel zum Beispiel auf, dass es keine „Soll-Vorgabe“ zur durchschnittlichen Dauer eines Genehmigungsverfahrens gibt, und die Task Force diskutierte hin und her, ob so ein Wert nicht „eine produktive Appellwirkung sowohl gegenüber den Antragstellern, ihre Anträge mit ausreichend zeitlichem Vorlauf zu stellen, als auch an die beteiligten Behörden“ entfalten könnte. Passiert ist das bisher in den meisten Fällen nicht. Aus Nordrhein-Westfalen heißt es lapidar: Man beteilige sich „konstruktiv an der Debatte“. Sichtbare Ergebnisse? Bislang sind sie ausgeblieben. Stattdessen wirft der dramatische Unfall nun eben ein Schlaglicht auf die zähen Bemühungen um eine Verbesserung der Transportsituation.

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