Rückkehr des Karenztags: Zwischen Lösung und Kontroverse im Kampf gegen hohe Krankenstände
Noch einen Schritt weiter geht Sozialexperte Prof. Dr. Bernd Raffelhüschen. Er erklärte in der „Bild“-Zeitung: „Die Einführung eines unbezahlten Krankheitstages ist ein vernünftiger Ansatz und sollte von der nächsten Regierung schnell umgesetzt werden.“ Der Professor für Finanzwissenschaft an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg plädiert sogar dafür, dass Arbeitnehmer bis zu drei Krankheitstage ohne Lohn auskommen sollten.
Kritische Stimmen: Gewerkschaften und Sozialexperten warnen
Die Reaktionen auf Bätes Vorschlag fielen erwartungsgemäß gemischt aus, wobei insbesondere die Gewerkschaften scharf kritisierten. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) bezeichnete die Idee auf ihrer Webseite als „zutiefst ungerecht“ und warnte vor einer zunehmenden Tendenz zum „Präsentismus“ – dem Phänomen, dass Beschäftigte trotz Krankheit zur Arbeit erscheinen. DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel betonte, dass bereits vor der Corona-Pandemie etwa 70 Prozent der Beschäftigten angaben, mindestens einmal im Jahr krank zur Arbeit gekommen zu sein.
Die IG Metall ging noch weiter und nannte den Vorschlag „unverschämt und fatal“. Vorstandsmitglied Hans-Jürgen Urban warnte, dass Karenztage die soziale Sicherheit angreifen und verschleppte Krankheiten fördern würden, wie „Tagesschau.de“ schreibt. Auch aus der Startup-Branche gibt es deutliche Kritik. Tobias Stüber, CEO der Bus-Buchungsplattform Flibco, äußerte sich gegenüber „Bild“ entschieden gegen die Einführung unbezahlter Krankheitstage: „Ich kann dem CEO der Allianz versichern, dass er mit seinem Vorschlag falsch liegt.“ Er betonte, dass Mitarbeiter einem Unternehmen, das sie für Krankheit bestrafe, nicht vertrauen würden. „Der Vorschlag, bei einem Tag Krankheit das Gehalt zu reduzieren, ist absurd“, erklärte Stüber. Stattdessen sieht er die Lösung für eine bessere Gesundheitsrate in einer optimierten Unternehmenspolitik und „einer Führungsebene, die zuhört“.