Leadership & Karriere Los Angeles: Haus abgebrannt, Versicherung auch

Los Angeles: Haus abgebrannt, Versicherung auch

Weltweit reißt das Großfeuer in Los Angeles Löcher in die Bilanzen der Versicherer. Die Unternehmen vor Ort reagieren mit Massenkündigungen von Verträgen. Auch die Munich Re prüft bereits die Folgen. Klar ist schon jetzt: Feuerversicherungen werden teurer

Der anhaltende Großbrand in und um Los Angeles hat Folgen für die Versicherungsbranche, die bis nach Deutschland reichen: Der weltgrößte Rückversicherer Munich Re muss über die Bücher gehen. Er prüft derzeit, wie hoch der versicherte Schaden sein wird. Ein Ergebnis gibt es noch nicht. Während der Rückversicherer bei der Schadensregulierung noch relativ entspannt am Ende der Kette steht, bringt der Großbrand die unmittelbar betroffenen Versicherer vor Ort und ihre Kunden erheblich unter Druck. Für Betroffene mischt sich neben der Sorge um Gesundheit, Hab und Gut jetzt auch die Sorge: Bekommen sie das Geld für ihre verlorenen Häuser von der Versicherung überhaupt wieder?

Manche ahnen schon jetzt, dass kein Geld fließen wird, weil sie ihre Versicherung erst vor kurzem verloren haben. Allein der in dem Gebiet stark engagierte Versicherer State Farm kündigte im Juli 2024 rund 1600 Menschen aus dem aktuell am stärksten betroffenen Los Angeles-Bezirk Pacific Palisades den Versicherungsvertrag. In zwei weiteren Bezirken wurden zusätzlich mehr als 2000 Personen die Versicherung gekündigt, wie der US-Sender CBS berichtet. State Farm ist nicht der einzige Versicherer, der so vorgeht. Die ganze Branche hat in den vergangenen Jahren ihr Geschäft in den Hochrisiko-Zonen zurückgefahren, was mit einer lange zurückliegenden Entscheidung in dem Bundesstaat zu tun hat, per Gesetz die Versicherungsprämien, die Kunden zahlen müssen, zu begrenzen. In der Folge wurde es für private Versicherer immer unattraktiver, Schutz gegen Verluste durch Feuer anzubieten.

Für viele Hausbesitzer blieb damit nur noch eine Alternative: die staatliche Versicherung „California Fair Plan“. Sie deckt auf dem Papier insgesamt Immobilien in einem Wert von über 300 Milliarden Dollar ab. Ihre zur Verfügung stehenden Reserven für Schäden beziehen sich allerdings nur noch auf 200 Millionen Dollar, wie die Zeitung Washington Post Fair-Chefin Victoria Roach im vergangenen Frühjahr zitierte. „Wir sind nur eine schlechte Feuersaison von der völligen Zahlungsunfähigkeit entfernt“, fügte damals der demokratische Abgeordnete Jim Wood hinzu. Dieses Katastrophenszenario ist nun eingetreten.

Glenn Kelman, Chef des Immobilienmaklers Redfin, weist im Börsensender CNBC auf ein weiteres Problem hin. Falls sich künftig noch Versicherer finden, werden die ihre Prämien für die Feuerschutzversicherung „verdoppeln, verdreifachen und vervierfachen“. Die Folge sei: Wohnraum verteuere sich. Künftig sei es nicht nur wichtig, was ein Haus koste und wie hoch die Hypothekenzinsen seien. Hauskäufe müssten auch die immer steigenden Versicherungskosten einkalkulieren – was weltweit gelte.

Der Wetterdienstleister Accu Weather ist einer der wenigen, der sich bereits eine Schadensschätzungen für Los Angeles zutraut. Er beziffert sie auf bis zu 57 Milliarden Dollar. Das ist deutlich mehr als alles, was die Versicherungsbranche bisher als Folge von Waldbränden kennt. Kein Großfeuer war teurer: Der bisherige Rekord liegt bei zehn Milliarden Dollar, er wurde 2018 durch Brände nördlich von San Francisco verursacht. Die Prognosen für die volkswirtschaftlichen Gesamtschäden liegen laut Fitch Ratings aktuell in einer Spanne von 150 bis 275 Milliarden Dollar. Der Anteil an unversicherten Menschen ist also hoch. Firas Saleh, Analyst bei Moody’s und spezialisiert auf Waldbrände in Nordamerika, sagt: „Es ist bereits das zerstörerischste Brandereignis in der Geschichte des Los Angeles County, mit Sicherheit eines der drei tödlichsten Brände im Bundesstaat und möglicherweise das teuerste in der Geschichte der USA.“

Die Schäden durch Naturkatastrophen könnten damit schon im Januar an die Zahlen aus dem gesamten Vorjahr heranreichen: Im vergangenen Jahr haben Wirbelstürme, Überschwemmungen und Waldbrände einen Gesamtschaden von 320 Milliarden Dollar verursacht, wie aus Berechnungen des weltgrößten Rückversicherers Munich Re hervorgeht. Die Münchner sind es auch, die jetzt sehr genau hinschauen, wie es in Los Angeles weitergeht, weil sich die Regulierung der Schäden letztlich auch in ihren Bilanzen wiederfinden wird. Wie hoch der Verlust sein wird? Dazu gebe es bisher keine Einschätzung.

Es sei dafür „angesichts der andauernden und sich weiterentwickelnden Waldbrände zu früh“, sagt eine Sprecherin. Prinzipiell gelte, dass der Klimawandel erheblich zum erhöhten Risiko und zur Ausbreitung von Waldbränden beiträgt, da er heißere und trockenere Bedingungen schaffe. „Diese Bedingungen nennen wir Feuerwetter.“ In Kombination mit erhöhten Windgeschwindigkeiten, wie die Versicherungsexperte sie mit den Santa-Ana-Winden in Südkalifornien beobachten, „können sich Waldbrände schneller und großflächiger ausbreiten“. Der Kurs der Munich Re-Aktie bröckelt seit Tagen, was die Verunsicherung der Anleger über das Schadenausmaß widerspiegelt.

Das könnte dich auch interessieren

Das Ampel-Aus droht: Szenarien für Deutschlands politische Zukunft Leadership & Karriere
Das Ampel-Aus droht: Szenarien für Deutschlands politische Zukunft
80 Millionen Kursverlust für einen Rücktritt: Niehage wirft bei FlatexDegiro hin Leadership & Karriere
80 Millionen Kursverlust für einen Rücktritt: Niehage wirft bei FlatexDegiro hin
Kamala Harris‘ Titanic-Trick: So wirst du zum Top-Redner! Leadership & Karriere
Kamala Harris‘ Titanic-Trick: So wirst du zum Top-Redner!
Traumjob ohne Ausschreibung: So klappt die Initiativbewerbung Leadership & Karriere
Traumjob ohne Ausschreibung: So klappt die Initiativbewerbung
Vaterschaftsurlaub 2024: Deutschland im Schneckentempo zum Familienglück? Leadership & Karriere
Vaterschaftsurlaub 2024: Deutschland im Schneckentempo zum Familienglück?