Green & Sustainability Hier kommt die ganze Wahrheit 

Hier kommt die ganze Wahrheit 

Unsere Wahlkämpfer sind Meister der Autosuggestion. Ansonsten würden sie uns nicht ständig die halbe Wahrheit für die ganze verkaufen. Das gilt zum Beispiel für die Bilanz zu Energiewende. 

Hi Punks, wenn wir unsere Jobs so machen, wie die Wahlkämpfer das gerade tun, dann müsste es an sich super laufen. Jedenfalls in unserer Vorstellungskraft. Denn bei einem sind unsere Wahlkämpfer richtig gut: Autosuggestion.  

Die SPD glaubt sie können noch gewinnen, die CDU meint, sie schieße die Brandmauer nicht löchrig, wenn sie mal mit der AfD zusammenspannt, die FDP meint, sie hätte in der Ampel schlimmeres verhindert und die Grünen sagen, sie haben wenigsten beim Klimaschutz etwas erreicht. Nehmen wir doch diese Botschaft genauer unter die Lupe. Der wahlkämpfende Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck geht mit der frohen Kunde durchs Land, dass die Kohleverstromung in Deutschland so gering sei wie seit Jahrzehnten nicht. Und der Anteil der erneuerbaren Energien am Strommix so hoch wie noch nie. Beides stimmt. Das politisch halbwegs unverdächtige Fraunhofer-Institut kommt zum gleichen Ergebnis. 58,6 Prozent der Nettostromerzeugung stammten 2024 aus erneuerbaren Energiequellen. 

Der Haken daran: Deutschland treibt das Thema voran, um die Luft sauber zu halten und den Klimawandel nicht noch anzuheizen. Es geht um weniger CO2-Ausstoß. Doch ausgerechnet in dieser Disziplin liegt Deutschland ziemlich weit abgeschlagen hinten. Auf der Rangliste der Organisation Low Carbon Power, die die weltweiten Kohlenstoff-Emissionen misst, liegt Deutschland auf Platz 29, was noch deutlich unter dem EU-Schnitt ist. Die Staatengemeinschaft landet im globalen Vergleich auf Platz 23 der 214 Länder und Staatengemeinschaften umfassenden Liste. Länder wie Norwegen und Schweden sind ganz vorn.

Deutschlands Nachbarland Frankreich liegt auf Platz 7. Dort kommen mehr als 96 Prozent der Elektrizität aus kohlenstoffarmen Quellen. „Dieses beeindruckende Ergebnis zeigt die konsequente Nutzung von Kernenergie“, schreibt die Organisation. Die Vorreiterrolle erlaube es Frankreich, als bedeutender Netto-Exporteur von Strom Nachbarländern dabei zu helfen, ihre Emissionen zu senken. Auch die USA sind besser: Sie landen auf Platz 14, auch wenn ihr neuer Präsident gerade mit „Drill, Baby, drill“, angekündigt hat, dass er wieder stärker auf fossile Energieträger setzen will. 

Abseits aller Autosuggestion gehört also zur ganzen Wahrheit, dass der deutsche Weg ein mühsamer und langsamer ist, obwohl sich an sich wir alle uns diesem Thema verschrieben haben.  Wie ausgerechnet Deutschland mit seinem mühsamen Sonderweg vor allen anderen in Europa „klimaneutral“ sein soll, bleibt das Geheimnis der Suggestionskraft von Habeck und Co. 

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