Die Brandmauer ist gefallen 

Die lebensgefährliche Asylpolitik des vergangenen Jahrzehnts bringt die Union dazu, eine spektakuläre Wende zu vollziehen und die AfD für eine gemeinsame Sache zu gewinnen. Deutschland steht vor einer Zeitenwende. Wollen wir das? 

Ist ein Argument falsch, wenn es von der falschen Seite kommt? Darum geht‘s, wenn sich Parteien in der Demokratie zusammenraufen oder auseinandersetzen. Friedrich Merz hat diese Frage jahrelang gegen jede Logik mit „ja“ beatwortet.  

Die AfD war dabei die falsche Seite, weil einige ihrer führenden Köpfe offen nationalistische, menschenverachtende und europafeindliche Töne spucken. Allein der Anschein mit ihnen gemeinsame Sache zu machen, war eine so abschreckende Vorstellung, dass die Union mit Friedrich Merz an der Spitze das zum Tabu erklärte. Es war die berüchtigte Brandmauer, die Merz hochgezogen hatte. Sie entsprach seinem inneren Wertesystem und sie drückte die politische Überzeugung des Bürgertums in Deutschland aus.  

Diese Brandmauer ist jetzt gefallen. Merz und mit ihm die Union sind bereit, eine Asylgesetzverschärfung mit den Stimmen der AfD auf den Weg zu bringen. 

Sie stellen damit die Sache über die Parteipolitik. Und sie haben in Abwägung der Werte, für die sie einstehen, entschieden: Die Notwendigkeit, Schaden von den Menschen in Deutschland abzuwenden, wiegt schwerer, als die Tatsache, dass es in der AfD nationalistische Strömungen gibt, die den Staat in Frage stellen. Merz stellt das Argument über seinen Absender. Sachpolitik nennt sich das und ist ein viel zu selten zu beobachtendes Phänomen auf der politischen Bühne. 

Der einzige Vorwurf, den Merz sich dazu gefallen lassen muss, ist der, nicht schon längst auf diese Linie eingeschwungen zu sein. In der Asylpolitik mussten erst Morde im Monatstakt von wie auch immer motivierten Migranten passieren, damit der Oppositionschef und derzeit aussichtsreichste Kanzlerkandidat den Weg für Entscheidungen frei machte, die die Wende in einer lebensgefährlichen Asylpolitik einläuten können.  

Jetzt muss Merz liefern. Er muss zeigen, dass sich in der Sache etwas zum Besseren wendet. Und dass er sich nicht von den Rechtsauslegern innerhalb der AfD am Nasenring durch die Manege zerren lässt.