Productivity & New Work Cool bleiben im Chaos: Was wir von der Psychologie im Cockpit lernen können

Cool bleiben im Chaos: Was wir von der Psychologie im Cockpit lernen können

Wie erreicht man das? Gerade in einem internationalen Team mit unterschiedlichen Kulturen?

Psychologische Sicherheit ist ein Prozess, kein Schalter. Ein Beispiel ist das Modell von Timothy Clark, das sich in vier Stufen entwickelt: Zuerst ein „Wir-Gefühl“ („Inclusion Safety“), dann die Sicherheit, Fragen zu stellen („Learner Safety“), anschließend die Sicherheit, aktiv beizutragen („Contributor Safety“), und schließlich die Freiheit, den Status quo in Frage zu stellen („Challenger Safety“). Wichtig ist, Teams dort abzuholen, wo sie stehen. In manchen Kulturen ist es beispielsweise schwerer, den Chef zu hinterfragen. Da hilft es, durch kleine Schritte Vertrauen aufzubauen, zum Beispiel durch anonyme Umfragen oder strukturierte Feedback-Prozesse.

Gibt es Beispiele, wie Fehlerkultur in der Praxis zu besseren Entscheidungen geführt hat?

Ein beeindruckendes Beispiel ist die Landung auf dem Hudson River, die durch exzellente Kommunikation und Entscheidungsprozesse erfolgreich war. Im Cockpit nutzen Piloten Entscheidungsmodelle wie FORDEC: Facts, Options, Risks, Decision, Execution und Check. Alles basiert auf Dialog und Feedback, selbst der Kapitän holt die Meinung des Co-Piloten ein. Das zeigt, wie wichtig psychologische Sicherheit ist, gerade in Stresssituationen.

Und was passiert, wenn psychologische Sicherheit fehlt?

Dann gibt es Katastrophen wie das Flugzeugunglück 1977 in Teneriffa. Hierarchien und schlechte Kommunikation haben zu über 500 Toten geführt. Das zeigt: Ohne Offenheit und gute Abstimmung kann es richtig schiefgehen.

Gibt es etwas, das du im Hinblick auf Fehler für dich selbst gelernt hast?

Auf jeden Fall. Ich glaube, wir alle haben Momente, in denen wir uns fragen: Hätte ich das anders machen können? Mir hat besonders geholfen, mich mit dem Konzept von Vulnerabilität auseinanderzusetzen. Die Autorin Brené Brown sagt: „Vulnerabilität ist das größte Maß an Mut.“ Sich Schwäche einzugestehen und daraus zu lernen, ist unglaublich kraftvoll – im Beruf und im Privaten.

Dein bester Tipp für den Umgang mit Krisen und Fehlern?

Hör auf dich selbst und mach’ kleine Schritte. Schaff’ dir ein Umfeld, in dem du Fehler machen darfst. Und denk dran: Es ist völlig okay, einfach mal nur einen Prozent besser zu sein – das reicht oft schon.

Anita, Dank dir für das Gespräch.

Und noch mehr Brain-Stuff gibts hier:

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