Personal Finance Skandalserie erschüttert Volksbanken, aber die Gehälter der Manager kennen keine Grenzen 

Skandalserie erschüttert Volksbanken, aber die Gehälter der Manager kennen keine Grenzen 

Abseits von Immobilienspekulationen ist der Fall der Volksbank Düsseldorf-Neuss besonders schillernd. Dort hatte die inzwischen inhaftierte Aurélie B, eine Jetsetterin und im vergangenen Jahr noch Finanzmanagerin der französischen Modekette Kiabi, 100 Millionen Euro angelegt. Ein Jahr später ist das Geld nicht mehr aufzufinden – und das deutsche Institut muss fürchten, in einem abenteuerlichen internationalen Betrugsfall haftbar gemacht zu werden. Vorstandsprecher und eine Vorstandskollegin sind deswegen zurückgetreten, die BaFin hat einen eigenen Sonderbeauftragten nach Düsseldorf beordert, der einen rechtmäßigen Geschäftsgang gewährleisten soll. Die Bank sieht sich mit Rückforderungen für die verschwundenen Millionen konfrontiert, weil ihre Sicherheitssysteme möglicherweise versagt haben. Muss sie zahlen, ist die Hälfte ihres Eigenkapitals dahin, und sie wird ein Fall für den Stützungsfonds des Branchenverbands. 

Angefangen hat die Skandalserie mit der Volksbank Bad Salzungen Schmalkalden. Die Bank beschäftigte zeitweise Ex-Fußball-Nationalspieler Stefan Effenberg als Experten für Fußballkredite. Ende 2023 traten zwei Vorstände und der gesamte Aufsichtsrat zurück, weil sich niemand fand, der seine Unterschrift unter mehrere Jahresabschlüsse setzte. Auch nach Schmalkalden musste die BaFin einen Aufpasser entsenden. Geschäfte macht die Bank überall, auch wenn es nicht immer zum Saubermann-Image der Bank passen sollte; Die Banker aus Thüringen haben einige Immobilien in ihrem Portfolio, die auf der „Roten Meile“ in Oberhausen liegen, einer stadtbekannten Ansammlung von Bordellen. Anfang 2024 musste die Bank vom Stützungsfonds aufgefangen werden, weil sie wegen Wertberichtigungen auf Immobilien mit möglichen Verlusten von 280 Millionen Euro rechnen musste. Das gleiche Schicksal – verspekuliert mit Immobilienfonds – ereilte auch die Volksbank Dortmund-Nordwest, wo der Stützungsfond ebenfalls einspringen musste. 

In dem Fonds liegen derzeit 4,6 Milliarden Euro. Drei der knapp 700 deutschen Volks- und Raiffeisenbanken brauchen jetzt mehr als zehn Prozent, was klarmacht, dass auch die Stützungssumme des Fonds endlich ist. Der Sektor gilt bislang als stabil: Im vergangenen Jahr hatten die Volks- und Raiffeisenbanken zusammen einen Vorsteuergewinn von elf Milliarden Euro erwirtschaftet – ein Rekord. Der Branchenverband BVR unter Führung von Präsidentin Marija Kolak verteidigt das System. Wenn eine Bank auffalle, werde diese von der Sicherungseinrichtung intensiv begleitet. Ziel sei die Änderung der Geschäftspolitik, um Risiken für die Solidargemeinschaft zu mindern. „Wir screenen alle der Sicherungseinrichtung angeschlossenen Banken stetig und proaktiv“, erklärte der BVR gegenüber dem Handelsblatt.  

Die Skandalserie nimmt dennoch ihren Lauf, während die Banken weiter ihre Zahlungen an Mitarbeiter und Vorstände erhöhen. Gleich mehrere große Volksbanken hatten im Geschäftsjahr 2022 Vergütungen in bislang ungeahnten Höhen gewährt. Wie eine Auswertung der Offenlegungsberichte durch den Fachdienst „Finanz-Szene“ zeigt, kam sowohl bei der Offenburger „Gestalterbank“ als auch bei der Volksbank Stuttgart jeweils ein Mitarbeiter auf ein Salär von mehr als drei Millionen Euro. In zumindest vergleichbaren Sphären bewegte sich die Volksbank Dortmund, die einen ihrer Beschäftigten mit 2,5 Millionen entlohnte. Für die Anfang 2025 startende Tarifrunde bei den deutschen Volks- und Raiffeisenbanken fordert der Deutsche Bankangestellten-Verband 13,45 Prozent mehr Gehalt und begründet das mit der Inflationsentwicklung 2022/2023. Die Inflationsrate ist inzwischen deutlich auf 2,2 Prozent zurückgegangen. 

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