Innovation & Future Die Geheimdienst-Software Palantir ist der Shootingstar an der Börse. Der Mann dahinter denkt deutsch 

Die Geheimdienst-Software Palantir ist der Shootingstar an der Börse. Der Mann dahinter denkt deutsch 

Karps deutsche Wurzeln

Alex Karp trägt das Haar über der hohen Stirn wie Albert Einstein nach einer durchrechneten Nacht: wild und lockig. Der 57jährige hat Jura in den USA studiert, bevor er bei Jürgen Habermas und Karola Brede Vorlesungen zur Sozialpsychologie in Frankfurt hörte und hier auch promovierte. Er ist der Nachfahre deutscher Auswanderer. „Ich hatte, bis ich in Deutschland war, sehr unterschätzt, wie deutsch meine Erziehung war“, sagt er. Eigentlich sei er nur durch Zufall nach seiner Promotion wieder in den USA gelandet, der Job war es halt. Was deutsch sei? Nicht beim zweiten Treffen zu sagen „Ich liebe Dich“. Eine Meinung zu haben, die nicht ungefähr der von jedem anderem entspreche. Den Sachen auf den Grund zu gehen.  

„Wir bauen keine dünnen Produkte“, sagt Karp. Die amerikanische Methode sei, 40 Entwickler zu haben und 4000 Verkäufer. Bei Palantir ist es eher umgekehrt. Amerikanisch sei allenfalls die Geschwindigkeit, mit der bei Palantir vorgegangen wird. „Geduld ist für die, die Zeit haben“, sagt Karp und behauptet kühn: „Wir sind der Welt sieben Jahre voraus.“ Wie geht das? „Palantir ist eine Künstlerkolonie“, antwortet Karp. Wissenschaftler versuchte stets, alles aus jeder Perspektive zu beleuchten, bevor sie eine Theorie aufstellten. Künstler arbeiteten auf Grundlage von Ahnungen. „Wenn Du wartest, bis Du alles verstehst, bist Du nicht mehr im Geschäft“, sagt Karp. Dass die Welt möglicherweise nicht versteht, was Palantir macht, nimmt er hin. „Wir haben es vermasselt“, sagt er. Deswegen bezeichneten so viele Palantir als Datenkrake und hätten Angst. 

Ganz unschuldig ist er daran allerdings nicht. Karp gibt nach außen so gut wie keine Interviews. Der Firmenname stammt von der Bezeichnung der „sehenden Steine“ in Tolkiens Fantasy Saga „Herr der Ringe“. Auch die beiden Namen der Hauptplattformen für Analysesoftware, Palantir Gotham und Palantir Metropolis sind der Phantasiewelt von Batman- und Superman-Comics entlehnt. Und so kommt es, dass Palantir mal harmlos als „privater Überwachungskonzern“ beschrieben und mal warnend als „Big Brother“ geschmäht wird. „Unser Produkt wird zum Töten von Menschen verwendet“, sagt Karp und hat damit etwas gemeinsam mit den Chefs aller Rüstungskonzernen der Welt. 

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