Innovation & Future „Unsere Kunden kämpfen“

„Unsere Kunden kämpfen“

Proalpha baut KI-Lösungen für Mittelständler. Christoph Kull ist der Kopf dahinter. Er kennt die Lage im Mittelstand und weiß: Jetzt kommt es darauf an.

Der Mittelstand und die Künstliche Intelligenz – das können zwei Themenbereiche völlig ohne Schnittmenge sein. Aber wenn es ein bisschen besser läuft, haben sie eben doch eine. Einer, der dafür sorgt, dass es laufen kann, ist Christoph Kull, dessen Titel President Business Applications bei Proalpha lautet. Nennen wir ihn einfach Chef, obwohl er mit Eric Verniaut noch einen Chefchef über sich hat.

Aber Kull ist der Mann, der jetzt eine Plattform vorgestellt hat, die „ein durchgängiges Angebot für den konkreten, praxisgetriebenen und replizierbaren Einsatz von Artificial Intelligence (AI) im industriellen Mittelstand“ darstellt, wie es etwas mühsam in einer Erklärung heißt. Was ist das, Christoph?

Herr Kull holt aus: Was die KI könne, sei sämtliche Daten in einem Unternehmen zu erfassen und daraus selbstständig eine Struktur zu bilden. Es ließen sich dann die Durchlaufzeiten für einzelne Prozesse messen, es ließe sich ausrechnen, was einzelne Arbeitsschritte kosten, Muster oder Anomalien erkennen und praktikable Optimierungsvorschläge generieren. „Die KI kann Abläufe optimieren“, sagt Christoph Kull. Wirklich? Klar, er nennt Kundenbeispiele. In einem Fall sei es gelungen, mit Hilfe der KI die Liefertreue von 83 auf 96 Prozent zu erhöhen. Eine punktgenaue Lieferung bedeutet zufriedene Kunden.

Weiter im Text: „Die neue Proalpha KI-Plattform stellt einen Katalog von mehr als 30 KI-Business-Apps für Kernprozesse entlang zentraler Geschäftsbereiche für die unternehmerische Wertschöpfung bereit – vom Einkauf und der Produktion über den After-Sales bis hin zum Service“, heißt es stolz vom Unternehmen. Für diejenigen, die nicht genau verstehen, was Proalpha so macht, gibt es eine praktische Umschreibung: das „SAP für die Kleinen“. Dann wissen meist alle Bescheid. Weitere 100 KI-Apps seien bereits identifiziert und in der Entwicklung. Was das nun wieder bedeutet?

Christoph Kull kann’s erklären: Eine neue Anforderung, die auch mittelständische Unternehmen ab dem Jahr 2026 erfüllen müssen, ist das CO2-Reporting auf Produktebene. „Als Fahrradhersteller muss ich zum Beispiel wissen, wie viel CO2 wo bei der Produktion eines Fahrrads entsteht. Bei welchem Produktionsschritt gibt es Ausreißer?“ Die KI könne das genau identifizieren.

Und – ist der knorrige Mittelständler, den wir alle im Kopf haben, offen für so etwas? Kulls Antwort kommt spontan und klar: „Ja, wenn es sofort Mehrwert bringt und direkt beim Anwender im täglichen Doing stattfindet.“ Gilt das auch angesichts der doch eher gedämpften Stimmung im Land? „Wir spüren die Stimmung“, sagt Kull. „Unsere Kunden kämpfen.“ Einige Projekte verzögerten sich. Aber es gebe auch die anderen. „Die, die jetzt erst recht Gas geben.“

Proalpha selbst gehört übrigens offenbar dazu. 2300 Mitarbeiter erwirtschaften 300 Millionen Euro Umsatz. Man wachse dreimal schneller als der Markt – womit klar wird: In der Krise sind Effizienzlieferanten die Gewinner. Scheint so, als hätte Kull, der erst vor einem halben Jahr von Adobe zu Proalpha gekommen ist, einen krisenfesten Arbeitsplatz.

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