Leadership & Karriere Harris vs. Trump: Heute Nacht kann‘s schnell gehen – oder noch Wochen dauern 

Harris vs. Trump: Heute Nacht kann‘s schnell gehen – oder noch Wochen dauern 

Zweiter Faktor: Unterschiedliche Zeitzonen 

Hinzu kommen insgesamt neun unterschiedliche Zeitzonen in den USA und den abhängigen Territorien. Dabei sorgen die Standardtime-Zonen für einen Unterschied von fünf Stunden zwischen Honolulu (Hawaii Standard Time) und New York (Eastern Time). Hawaii schließt seine Wahllokale erst um 6 Uhr am Mittwochmorgen deutscher Zeit. Die Pazifikinsel, die zuletzt 1984 für einen republikanischen Kandidaten, nämlich Ronald Reagan stimmte, und sich ansonsten mehrheitlich immer für die demokratischen Bewerber entschied, dürfte allerdings nicht den Ausschlag geben. 

Dritter Faktor: Anteil der Briefwahl oder Wahlzettelabgabe 

Bei der Präsidentschaftswahl im Corona-Jahr 2020 entschieden sich 43 Prozent der Wähler für „early voting“ (frühes Wählen), entweder via Briefwahl oder durch vorzeitige Abgabe des Wahlscheines. Die Auswertung von derartigen Stimmen dauert aufgrund der Prozedur länger: Öffnen des Umschlags, Feststellung der Authentizität, Eintragung in Listen. 

Die gute Nachricht: Die Zahl der Briefwähler dürfte dieses Jahr geringer sein. Bei den Kongresswahlen 2022, also nach der Pandemie, ging ihr Anteil auf 32 Prozent zurück. Hält dieser Trend an, wird die Auszählung der Early-Voting-Stimmen dieses Jahr schneller gehen – auch weil die einzelnen Bundesstaaten aus den Lehren der langsamen Auswertung 2020 gelernt haben dürften. „Die überwältigende Mehrheit der Stimmzettel wurde 2020 bis Donnerstagnachmittag oder -abend ausgezählt“, zitiert „Politico“ Kathy Boockvar, die 2020 Staatssekretärin im Bundesstaat Pennsylvania war, “und ich gehe davon aus, dass die überwältigende Mehrheit der Stimmzettel diesmal bis Mittwochabend ausgezählt sein wird.“ 

Vierter Faktor: Voraussetzungen für eine Briefwahl 

In 16 Bundesstaaten darf nur per Briefwahl wählen, wer eine entsprechende Begründung liefert: etwa „verreist am Wahltag“, „krank“ oder „behindert“. In manchen Staaten wird auch „religiöse Überzeugung“ oder „Religionsausübung“ akzeptiert. Hohes Alter wird weder in New Hampshire noch Alabama als Grund anerkannt. In Louisiana hingegen darf man ab 65 Jahren Briefwahl beantragen, in Tennessee schon ab 60, und in West Virginia eröffnet die Formulierung „fortgeschrittenes Alter“ dem Wahlleiter einen breiten Entscheidungsraum. Acht Staaten, darunter Kalifornien, verschicken automatisch Briefwahlunterlagen, von denen jeder Wahlberechtigte ohne Angabe von Gründen Gebrauch machen kann. In den meisten anderen Bundesstaaten ist ebenfalls keine Begründung nötig, aber man muss die Briefwahlunterlagen anfordern. Je umständlicher der Weg, desto geringer dürfte die Bereitschaft sein, sich auf Briefwahl einzulassen. Der Anteil der Demokraten unter der „early voters“ (frühe Wähler) wird allgemein als höher eingeschätzt, doch in manchen Bundesstaaten, aktuell beispielsweise in Nevada, liegen offenkundig die Republikaner vorne.  

 Fünfter Faktor: Auswertung der Briefwahl 

Auch hier haben die einzelnen Bundesstaaten höchst unterschiedliche Gesetze und Vorschriften. In 27 Staaten, darunter Florida, Georgia, Kalifornien oder New York, dürfen die Vorbereitungen zur Auswertung der Briefwahl-Stimmen, insbesondere das Öffnen der Umschläge, die Herausnahme der Stimmzettel und die Verifizierung, bereits 22 Tage vor dem eigentlichen Wahltermin beginnen. In anderen Staaten ist dies immerhin zwischen einem und 14 Tagen vorab erlaubt. Aber in sechs Staaten, darunter der dieses Jahr sehr entscheidende „Swingstate“ Pennsylvania, darf dieser Prozess erst am Wahltag selbst starten. Bei einem knappen Resultat kann dadurch die Verkündung des Gesamtergebnisses deutlich verzögert werden. 

Sechster Faktor: Verspäteter Eingang von Stimmen 

In Arizona beispielsweise können sich Wähler bis zum eigentlichen Wahltag Zeit lassen mit der Rücksendung ihres Briefwahl-Votums. Demzufolge trifft es erst nach dem Wahltag im Stimmbüro ein. In manchen Bundesstaaten müssen derartige „späte frühe Stimmen“ bis zu sieben Tagen über den Wahltermin hinaus berücksichtigt werden, soweit der Poststempel den rechtzeitigen Versand dokumentiert. In solchen Fällen erfahren die Resultate täglich ein Update. Auch das kann bei knappen Rennen zu Verzögerungen führen. Darum berücksichtigt beispielsweise New Mexico nur Stimmen, die bis zum Wahltag eingetroffen sind. 

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