Leadership & Karriere Der Freund der klaren Worte 

Der Freund der klaren Worte 

Ein Minister im Schutzschild der Loyalität: Wie Pistorius Krisen überstand

Viele Beobachter werden sich fragen, ob die Arbeit des Innenministers Boris Pistorius denn wirklich so großartig war, dass er sich damit automatisch für höhere Weihen in der Bundespolitik empfehlen konnte. Die Antwort ist zweigeteilt. Einerseits, wie schon erwähnt, konnte sich Pistorius bei jeglicher Kritik der Opposition auf einen Schutzschirm von Mitarbeitern und Anhängern verlassen, die Angriffe abprallen ließen. Es gab auch andere Fälle, in denen mal eine an ihn selbst gerichtete Mail nicht mehr auffindbar war, da diese auf seinem privaten Handy angekommen war. Bei diesem Fall aus dem Jahr 2018 ging es um angebliche Missstände in einer Außenstelle des Bundesamtes, das Asylanträge bearbeitete. Der Hinweis an den Minister ging damals verloren, Pistorius musste einen „ärgerlichen Fehler“ einräumen. Ein Skandal blieb aus. Im Fall einer jungen Islamistin, die im hannoverschen Hauptbahnhof einen Polizisten niederstach, wurden etliche Mängel im Polizeiapparat deutlich, wichtige Hinweise waren nicht weitergegeben worden. Ein Untersuchungsausschuss bereitete 2016 den Fall auf, aber auch hier wackelte Pistorius‘ Stuhl nicht. Als beim Verfassungsschutz 2018 durch eine Kommunikationspanne ein V-Mann enttarnt wurde, löste Pistorius die Präsidentin der Behörde ab – aber ihn selbst konnte der Vorgang nicht erschüttern. 

In der SPD hat Pistorius schon zu seinen landespolitischen Zeiten nie eine sehr große Hausmacht gehabt. Vielleicht waren es für ihn, den Osnabrücker, doch mehr die Braunschweiger von Glogowskis Freundeskreis, die zu ihm standen. Dass ihm und seiner forschen Art gegenüber viele Vorbehalte herrschen, merkte man bei seinem erfolglosen Versuch, den SPD-Bundesvorsitz zu erobern. Sein Glück war vermutlich, dass er in der Bundesregierung just in einem wichtigen Augenblick ein wichtiges Amt übernahm – und die Sehnsucht vieler Bürger nach einer klaren Abwehr der russischen Aggression erfüllte. Ich habe Pistorius nun aber auch stets als jemanden erlebt, der sich nie gescheut hat vor neuen und großen Herausforderungen, der gern auch Verantwortung übernommen hat – und den der Gegenwind nie verschreckt hat. Ein Kämpfertyp eben. Die Leute spüren das, und diese Eigenschaft trägt bestimmt zu seiner Beliebtheit bei. 

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