Productivity & New Work Das Unternehmen wieder strahlen lassen 

Das Unternehmen wieder strahlen lassen 

Eine Herausforderung auch, wenn es um die Regionalmarke einer so vielseitigen Stadt wie Frankfurt geht. Einerseits Messestadt, Bankenstadt, Finanzstandort – Mainhattan. Andererseits auch etwa Designhauptstadt, große Oper, Museen. Wie sie die vielen Marken der Stadt Frankfurt zu einer Marke machen können, darüber denken Alicja Feltens, Präsidentin des Marketing Clubs Frankfurt und die Frankfurter Stadträtin Stephanie Wüst gemeinsam nach. Erstmals ist in der Mainmetropole jemand vom Stadtmarketing in einem Dezernat dabei, um an der Marke zu arbeiten. 

Doch Eindeutigkeit, die stark nach außen strahlt, kann auch ein Problem für eine Marke sein. Etwa, wenn das, wofür sie steht, passé ist. So gab die Gesundheitsreform von vor nun gut 20 Jahren Bad Orb den Todesstoß als Kurstadt. „Unser Ground Zero war, dass wir das Solebad schließen mussten“, berichtet Steffen Kempa, Geschäftsführer von Bad Orb Kur. Schlecht für alle Heilbäder, die Innenstädte und die Hotellerie. Dann sei seine Stadt auch noch „falschen Investoren auf den Leim gegangen.“ 

Den Wendepunkt brachte der Berufsbekleidungsanbieter Engelbert Strauss. Nicht sofort natürlich. „Ein Unternehmer kommt in eine behäbige Kurstadt mit Plan und Geld und trifft erstmal auf Bürokratie“, wirft Peter Tauber ein, Autor und Berater auch von Kempa. Kommunale Gremien. Bürgermeister. Bürgerbeteiligung. Berater Tauber hatte der Kurstadt für die Neuaufstellung als Tourismusmarke nicht nur Einigkeit und die Bereitschaft, neu zu denken empfohlen, sondern auch, Unternehmen als Partner einzubeziehen. 

„Henning Strauss musste abwarten, bis wir klare Verhältnisse im Parlament und in der Verwaltung hatten“, gibt Kempa zu. „Wir mussten ja sicherstellen, dass es Vorteile auch für Bürger und Gäste hat.“ Der Fall schien irgendwann klar. Seither wird investiert. Ein großes Spa-Resort. Ein Golfplatz. Eine erste Studi-WG für die Auszubildenden und dual Studierende. Apartmenthäuser für Beschäftigte, Partner und Gäste im Resort. 

So wurde aus der altbacken wirkenden Kurstadt nicht nur eine Tourismusmarke, sondern ein Wohn- und Anziehungsort für junge Familien. „Wir waren in Bad Orb immer sehr gut darin, uns schlechtzureden“, blickt Kempa zurück. „Wir mussten lernen, wie toll unsere Natur ist.“ Mittlerweile hat die Heimatstadt des gebürtige Bad Orbers ihren Altersschnitt gewaltig gesenkt. Vor allem Familien schätzen die Wohnqualität Bad Orbs. „Wir haben Natur, wir haben Vereine – die Leute wohnen gerne hier.“ 

Unabhängig von Gesundheitsministern jeder Couleur lernte Bad Orb außerdem, Gesundheit neu zu denken. Die Kurstadt begann, nach Sole zu bohren. „Das weiße Gold“ wie Kempa sagt, schwebte den Kurstadtverantwortlichen vor. Die Stadt investierte zwei Millionen Euro, um eine Quelle zu finden. „Das ist eine Menge Geld für eine kleine Stadt wie unsere“, erinnert Kempa. Lange fand sich nichts. Keine Sole. Dann setzte man setzte ein Limit: 100 Meter bohren, nicht mehr. „Bei Meter 99 haben wir dann endlich Sole gefunden“, freut sich Kempa. Nun sind Heilbehandlungen möglich. Eine kleine Gesundheitsindustrie siedelt sich an. Ambulante chirurgische Operationen. Ein Badehaus mit Radiologie. Die Regionalmarke gewinnt an Facetten. „Bad Orb is back und Boomtown“, freut sich Kempa. 

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