Productivity & New Work Das Unternehmen wieder strahlen lassen 

Das Unternehmen wieder strahlen lassen 

Melitta Group, Bad Orb, Messe Frankfurt: Wie Marken sich wandeln und wie es gelingt, aus Krisen gestärkt hervorzugehen. Und dabei auch alle mitzunehmen. 

Nachhaltigkeit. Das war auf jeder Führungskräftekonferenz das Thema. „Ich konnte es teils selbst nicht mehr hören“, erinnert sich Katharina Roehrig. Dann kam sie zur Melitta Gruppe, als damals erste Geschäftsführerin für Kommunikation und Nachhaltigkeit. Nachhaltigkeit im Unternehmen voranzutreiben und zum Teil der Marke Melitta werden zu lassen, dafür war und ist Überzeugungskraft nötig. Überall im Unternehmen fand Roehrig nach ihrem Einstieg kleine Königreiche vor, wie sie berichtet, aus denen heraus die Verantwortlichen ungern treten wollten. „Wie bringe ich nun zwei Menschen auf einen Nenner, die meine Chefs sind und nicht auf einem Nenner sind?“ fragte sie sich. „Und wie zeige ich: ‚Das kostet nicht nur Geld, sondern bringt auch was?‘“ Denn natürlich sei da immer auch die Frage der Ziele. „Wir haben ja auch KPIs, die wir messen können“, sagt Roehrig. 

Bei Roehrig war nicht nur eine Marke im Wandel, sondern durch den Wandel auch nicht immer leicht fest zu machen, wofür sie steht. Das Gefühl teilen viele Unternehmer. Auf den Future Days von Markt und Mittelstand in Frankfurt/Main gewährten Teilnehmer persönliche Einblick, wie sie enge Denkschemata aufsprengen und ihre Marke nicht nur als verkaufswirksames Asset nutzen, sondern zunehmend für mehr Resilienz in der und gegen die Krise. 

Bei Roehrig war das Zauberwort Aktivierung. „Man fängt ja als Führungskraft im Verborgenen an und muss Dinge durchdenken“, sagt Roehrigs Berater in dieser Transformation bei Melitta, Tell Münzing, Geschäftsführer von 1Transform. Die Frage aus seiner Sicht: „Wie bekommen wir von Einzellogiken her etwas Übergeordnetes hin?“ Mit Münzings Hilfe fand Roehrig die Antwort. Nicht nur darin, als Führungskraft Zuhören zu lernen, berichtet sie, sondern auch in der Suche nach der Antwort auf ganz praktische Fragen. „Wir haben Kunststoff als einen Sekundärrohstoff in Indien“, gibt Roehrig ein Beispiel. Diesen gemeinsam auf den Müllhalden sammeln zu gehen, sei ein Türöffner in Richtung Nachhaltigkeit bei Melitta gewesen. „Menschen haben angefangen, Ideen zu teilen“, sagt sie. 

Die Sache breite sich aus wie die Wellen um einen Stein, den man ins Wasser werfe, beschreibt Roehrig. „Es geht darum, immer mehr Menschen zu begeistern“, sagt sie. „Dann funktioniert es irgendwann auch.“ Ein Leuchtturmprojekt in Punkto Nachhaltigkeit waren die Tapetenfliesen. Nachhaltigkeit auch hier heißt Wiederverwendung. „Wir machen alles – bis hin zu Einlegematten für Särge.“ Oder Matten auf Rennbahnen, damit man auch im Winter trainieren kann. „Allein damit verdienen wir einen zweistelligen Millionenbetrag“, sagt Roehrig. „Ab da hat mir jeder CEO zugehört.“ Und erst dann kann Nachhaltigkeit – oder welcher Wert auch sonst – überhaupt nach außen auf die Marke abstrahlen. 

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