Leadership & Karriere Christian Lindner auf der IPO Night: „Ich verfolge in meinem politischen Leben das Prinzip der Unanscheißbarkeit“

Christian Lindner auf der IPO Night: „Ich verfolge in meinem politischen Leben das Prinzip der Unanscheißbarkeit“

Herr Linder, Sie geben der Ampel also noch diese letzte Chance, im Herbst zu Entscheidungen zu kommen.

Ich weiß, worauf Sie sich in Ihrer Beobachtung beziehen. Aber der Bundeskanzler kann die deutsche Wirtschaft einladen und über Maßnahmen sprechen, das ist sein gutes Recht.  Die Industrie ist wichtig für unser Land, aber auch andere Bereiche wie der Mittelstand, das Handwerk, der Handel, die freien Berufe, Solo-Selbstständige, Start-ups, Verlage und Medienhäuser müssen berücksichtigt werden. Die Bedürfnisse der Industrie sind andere als die des Mittelstands. In Konzernen gibt es große Verwaltungsabteilungen, die die Belastung durch Bürokratie auffangen. Im Mittelstand muss der Inhaber selbst entscheiden, wo er seine Zeit investiert. Die FDP denkt in der Breite der Wirtschaft, nicht nur in der Industrie. Wir müssen die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Deutschland in den Bereichen Bürokratie, Energie, Arbeitsmarkt und Steuern verbessern. 

Eine abschließende Frage, weil wir hier auch einige neue Akteure an der Börse sehen. Sagen Sie uns doch bitte, wie Sie selbst Ihr Geld anlegen. Sind Sie ein Käufer? Ich kenne Politiker, die sagen: „Ich mache nur einen ETF, ich schaue nicht hin, andere geben das einem Vermögensverwalter. Es gibt auch ganz wenige, die sagen: Ich schaue mir nachts gerne Aktien an, und wenn die Deutsche Bank 15,50 Euro kostet, dann kaufe ich sie, weil sie zu billig ist. Wie machen Sie das? Wie legt man Geld an? 

Ich habe mich den Compliance-Regeln des Finanzministeriums unterworfen, und zwar freiwillig, als Bundesminister wäre das nicht automatisch der Fall gewesen. Das hat einen einfachen Grund. Ich verfolge in meinem politischen Leben – verzeihen Sie das Wort – das Prinzip der Unanscheißbarkeit. Denn wenn ich nur in passiv gemanagte Produkte investiere, kann mir niemand vorwerfen, dass ich Politik für ein Unternehmen oder für eine Branche mache, weil ich am Ende persönlich davon profitieren könnte. Und deshalb habe ich sofort nach meinem Amtsantritt aufgehört, einzelne Aktien zu kaufen, auch keine Derivate mehr, sondern investiere in ETFs. Und völlig unpatriotisch, muss ich sagen, nicht nur in ETFs auf deutsche Werte, sondern global gestreut. 

Herr Finanzminister, herzlichen Dank. 

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