Life & Style Zeit für Game-Changer

Zeit für Game-Changer

Business Punk ist die führende Plattform für Start-ups und Founder. Wie ist dein Blick auf die Gründerszene?

Was die Karriere betrifft: Von Nothing to 100, from Zero to Hero – das ist vergleichbar zum Fußball. Wo du von nichts kommst, von der Jugend an deinen Weg gehst, dich hochkämpfst, nach ganz oben, das ist ja wie bei vielen Foundern. Im Spitzensport wie im Unternehmertum geht es um Disziplin, Wille, Vorstellungskraft, um den Glauben an sich selbst, daran, dass du dich am Ende des Tages durchsetzt. Ich finde es krass, was es alles für Ideen gibt. Und immer wieder überraschend, wie viel Gleiches man doch anders machen kann. Meistens wird das Rad nicht neu erfunden. Oft sind es Dinge, die nur besser gemacht werden, vor allem leichter für die Nutzer.

Gibt es eine Founder-Story, die dich am meisten beeindruckt?

Apple. Ich habe das Buch von Steve Jobs gelesen und mich fasziniert immer wieder, dass sie erstens immer noch am Markt sind und dass sie es zweitens wirklich jedes Mal aufs Neue schaffen, dass man sich wieder das neue iPhone holt, was ja eigentlich irre ist. Steve Jobs und Apple ist für mich die beeindruckendste Story. Die haben praktisch die ganze Welt übernommen. Es ist ja nicht so, dass sie einmal ein krasses Produkt gemacht haben und nach fünf Jahren kam nichts Neues mehr und irgendeine andere Marke hat die Rolle übernommen. Sie sind immer noch die krassesten. Ob es ein MacBook ist, ein iPad, Kopfhörer – sie schaffen es immer wieder, das Gleiche besser zu machen. Und man muss es sich einfach holen. 

Es gibt ja auch Fußballstars, die erfolgreiche Founder sind. Dein Kollege Mathieu Flamini vom FC Arsenal zum Beispiel.

Ich habe damals nur mitbekommen, wie viel er telefoniert hat. Und hab gedacht: Was ist mit dem eigentlich los? Bis ich dann einen Artikel gelesen habe, dass er jetzt Milliardär ist. Da habe ich gewusst: Ok, darüber hat er also immer gesprochen …

Ja, eine perfekte Founder-Story. „The Flame“, französischer Nationalspieler. Er hat eine Firma zur Herstellung von Biokraftstoffen mitgegründet, GF Biochemicals. Die Company ist heute 30 Milliarden Euro wert, sein Vermögen wird auf elf Milliarden Euro geschätzt. Und ihr habt zusammengespielt …

Ja, krass. Er war schon immer jemand, der total fokussiert war. Er war fokussiert auf dem Platz, zu 1 000 Prozent. Neben dem Platz war er damals schon eher der Business-Typ, hat viel telefoniert. Er hat sich häufig mit Leuten zum Dinner getroffen, um zu connecten. Auch sehr wichtig und spannend: connecten und networken. Weil nur dadurch lernst du neue Leute kennen, kommst in neue Gespräche, kommst in neue Welten, gehst durch neue Türen, lernst vielleicht irgendjemanden kennen, mit dem sich später etwas Neues ergibt. Wo hingegen bei uns viele in ihrer Bubble sind und oft nur den Fußball haben.

Du hast im Juli auch gegründet: die Serge Gnabry Stiftung. Du unterstützt damit pflegebedürftige Menschen und medizinische Einrichtungen. Viele Founder beklagen die Bürokratie. Wie hast du es erlebt?

Es hat auf jeden Fall eine Weile gedauert. Es war nicht so: Du hast die Idee und let’s go. Es musste alles geprüft werden. Ohne den Support meines Teams wäre es unmöglich gewesen. So einen Start hinzulegen, war für mich schon eine Überwindung, auch weil natürlich alles an mir hängt. Das war auch ein Schritt des Erwachsenwerdens, diesen Weg zu gehen und die Verantwortung zu übernehmen.

Wie lange hast du mit der Idee gespielt?

Schon lange. Ich habe mich vorher bereits in sozialen Projekten engagiert, das war immer in mir drin. Die Idee mit der eigenen Stiftung war eher so, dass ich überlegt habe: Wie kann ich helfen? Frauenhäuser, Krankenhäuser? Mach ich das selbst? In der Diskussion mit meiner Family und den Jungs von ROOF, meiner Berateragentur, ist dann die größere Idee entstanden, lieber eine eigene Stiftung zu gründen, mit der mehr erreicht werden kann und nicht nur so etwas Loses ist.

Wieso hast du dich für den Gesundheitssektor entschieden? Was ist dein Why?

Simple like that: Ohne Gesundheit funktioniert nichts. So einfach würde ich es wirklich bezeichnen. Wenn du krank bist und im Bett liegst, dann interessiert dich nichts anderes, außer dass es dir hoffentlich bald wieder besser geht. Das ist einfach der wichtigste Punkt im Leben.

Du hast einen Satz gesagt: „I want to help where help is needed.“

Das Pflegepersonal, die Pflegeeinrichtungen – ich empfinde Dankbarkeit dafür, was die Leute da alles leisten. Man sieht oft nur die Kranken und denkt: Oh, shit! Aber wenn ich mich frage: Könnte ich kranke Leute pflegen? Könnte ich alte Leute pflegen? Aus dem Stegreif würde ich sagen: Nein, das würde ich nicht packen. Ich weiß nicht, wie es euch geht, wenn ihr euch das fragt bei Business Punk? In unserer Welt heute kannst du Influencer werden und einfach mal kurz Millionen machen, das ist wahrscheinlich der einfachere Weg für eine junge Frau oder einen jungen Mann, als in so einem pflichtbewussten Beruf für wenig Geld zu arbeiten. Die harte Arbeit wird am Ende des Tages nicht genug honoriert. Ich denke, da fehlen oft Dankbarkeit, Respekt und Anerkennung für die Arbeit. Das möchte ich ändern.

Du hast eine Partnerschaft mit der Haunerschen Kinderklink geschlossen, einem der größten Kinderkrebszentren Deutschlands.

Kindern Kraft zu geben – was gibt es Schöneres? Von mir wird ja nicht viel gebraucht. Außer meine Zeit. Das Feedback, die Freude, die Kraft, die das den Kleinen gibt, das ist einfach wunderschön zu sehen. Aber klar: Das ist etwas anderes, als ob ich in einen Buchladen oder so gehe und Autogramme schreibe. Die Eindrücke arbeiten in einem, die Emotionen, die Schicksale … Auch wenn man mit den Eltern spricht. Das größte Feedback, das ich von den Pflegern bekommen habe: Hilf den Kindern und den Familys – das gibt uns so viel Power. Und wir wissen, dass wir den richtigen Job machen. Ich zolle ihnen meinen Respekt. Das ist das Krasseste: Die Pflegerinnen und Pfleger auf den Stationen machen so einen unfassbaren Job und wollen sich nicht mal feiern lassen.

Arnold Schwarzenegger hat mal gesagt, es gibt einen Zeitpunkt in der Karriere, da heißt es: Time to give back.

Definitiv. Aber ich wurde so erzogen, immer zu teilen. Ich glaube, da hilft auch ein Mannschaftssport sehr, weil du merkst, es geht nicht immer nur um dich, du brauchst alle. Alle sind gleich, egal woher sie kommen, sie ziehen alle am selben Strang. Es ist eine intrinsische Motivation zurückzugeben, die war bei mir schon immer da. Aber klar, jetzt bin ich in einer Position, in der ich das noch mehr nutzen kann. Wäre ich jetzt Serge Gnabry, der Maler und Lackierer, dann könnte ich natürlich nicht in diesem finanziellen Maße zurückgeben, wie ich es heute kann. Ich kann heute mein Geld, meine Position, meine Bekanntheit ganz anders nutzen, um zu helfen. Das musste ich aber auch erst realisieren. Helfen zu können, ist natürlich super.

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